Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
verzog schmerzhaft das Gesicht.
„Entschuldige“, flüsterte Jessie betroffen.
„Macht nichts. Wenigstens wissen wir jetzt, dass ich kein Geist bin.“
„Sieht so aus“, meinte Jessie, obwohl sie immer noch nicht hundertprozentig überzeugt schien.
„Möchtest du mit mir ins Haus gehen?“, fragte Melanie. „Wir können ja nach Gespenstern suchen. Und falls wir tatsächlich eins finden, wird dein Vater es für immer verjagen. Was hältst du davon?“
Jessie nickte schüchtern und streckte ihr die Arme entgegen. Melanie öffnete den Sicherheitsgurt, hob das Mädchen aus dem Wagen und stellte es auf den Boden. Sofort ergriff das Kind ihre Hand.
Sie gingen durch das Gartentor, und Melanie bemerkte Mikes erstauntes Gesicht, als er die offene Biotonne mit den abgeschnittenen Ranken sah.
„Wie ich sehe, haben Sie gearbeitet“, stellte er fest.
„Seit Stunden.“
„Das ist immerhin ein Anfang“, brummte er.
Melanie sah ihn entrüstet an. „Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?“
Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. „Das ist alles, was Sie getan haben?“
Da Jessie die beiden erschrocken ansah, verkniff Melanie sich eine scharfe Bemerkung. „Warum sind Sie hier, Mike?“, fragte sie stattdessen. „Nur um mich zu ärgern?“
„Eigentlich will ich zu einer Gärtnerei in White Stone fahren. Ich dachte, Sie hätten vielleicht Lust mitzukommen, damit Sie Ideen bekommen, was Sie pflanzen könnten.“
Melanie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Finden Sie nicht, dass ich in diesem Garten zuerst mal Ordnung schaffen sollte, bevor ich etwas Neues pflanze?“
„Es schadet doch nichts, wenn Sie sich ein paar Ideen holen. Nehmen Sie das Foto mit, das Sie mir gezeigt haben. Ich gehe inzwischen mit Jessie zur Schaukel hinüber.“
Melanie überlegte. Da er keinen Cent für seinen Rat oder seine Hilfe verlangte, musste es ihm tatsächlich ein Anliegen sein, diesem Garten wieder zu seiner alten Pracht zu verhelfen. Das war wirklich ein netter Zug von ihm, und es wäre stur und dumm, sein Angebot abzulehnen. Trotzdem läuteten bei Melanie die Alarmglocken. Mike mochte geschieden sein, aber etwas an seinem Verhalten bei diesem Mittagessen in Brendas Restaurant verriet ihr, dass seine Exfrau nicht nur irgendwo in der Nähe war, sondern auch noch Probleme bereiten könnte. Und Melanie hatte absolut keine Lust, sich erneut Konfliktsituationen dieser Art auszusetzen.
Sie würde jetzt mit ihm in die Gärtnerei fahren, weil sie sich tatsächlich einige Anregungen holen wollte. Aber sie schwor sich, dass sie danach den Kontakt zu ihm abbrechen würde.
Gleichzeitig musste sie allerdings zugeben, dass Mike bisher keine Annäherungsversuche persönlicher Art gemacht hatte. Doch jedes Mal, wenn sie ihm in die Augen schaute, wünschte sie sich plötzlich Dinge, denen sie eigentlich nie mehr Platz in ihrem Leben gewähren wollte. Und das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.
„Ich habe Jessie versprochen, ihr das Haus zu zeigen“, erklärte sie ihm. „Wir wollen auf Gespensterjagd gehen.“
Er lächelte. „Dann gehen wir mal hinein.“
„Hiermit ernenne ich Sie offiziell zum Geisterjäger“, erklärte sie mit ernstem Ton in der Stimme.
Er nickte. „Ich nehme den Auftrag an.“
Jessie schaute ihren Vater an. „Hast du Angst, Daddy?“
„Nein“, beruhigte er sie. „So alte Gespenster können mir doch gar nicht das Wasser reichen.“
Während Mike Jessie herumführte und mit theatralischen Gesten in Schränken und hinter Türen nach Gespenstern suchte, wusch Melanie sich die Hände und bürstete ihr Haar.
„Keine Geister“, rief Mike kurz darauf von unten hinauf. „Wir gehen jetzt zur Schaukel.“
„Ich komme gleich“, rief Melanie zurück.
Nachdem sie sich umgezogen hatte, holte sie das alte Foto vom Garten. Draußen hörte sie Jessies unbeschwertes Lachen. Offensichtlich hatte die Gespensterjagd mit ihrem Vater alle Ängste vertrieben.
Melanie ging nach draußen und machte sich auf die Suche nach den beiden. Sie fand Vater und Tochter unten an der Bucht. Das Mädchen saß auf Mikes Schultern und quietschte vor Vergnügen.
„Nein, Daddy, nein!“, rief sie kichernd.
„Du willst nicht baden gehen?“, zog er sie auf und machte einen weiteren Schritt zum Wasser hin.
„Nein!“
Melanie beobachtete sie eine Weile und fühlte sich plötzlich überflüssig. Seltsamerweise empfand sie ein ähnliches Gefühl wie an dem Tag, als Jeremy ihr gestand, dass er eine
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