Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwestern

Die Schwestern

Titel: Die Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
Vom Netzwerk:
in der Hand hielt, war die Mischung genau richtig und so stark, wie Deana sie ihnen beiden selbst vielleicht
     nach einem besonders harten Tag gemixt hätte.
    Delia nahm einen tiefen Schluck und leerte das Glas zu einem Drittel, irritiert von Jake, der sie eindringlich anstarrte.
    «Du siehst aus, als hättest du das dringend gebraucht», bemerkte er, und sein bescheidener erster Schluck wirkte auf eine
     gewisse Weise anklagend und erhöhte den Druck auf Delia, ihm alles zu gestehen und es endlich hinter sich zu bringen. «Gibt
     es etwas, das du mir sagen möchtest?», fragte er sanft, stellte sein Glas ab und erhob sich wieder. Von irgendwoher hatte
     Elf einen Morgenmantel für ihn geholt. Dabei handelte es sich nicht um den hauchdünnenSeidenkimono, den er vor ein paar Nächten getragen hatte, sondern um einen schlichten, anthrazitfarbenen Baumwollmantel, der
     auf eine spezielle Art sehr verführerisch wirkte. Jake streckte die Arme aus und erlaubte Elf, ihm das Kleidungsstück überzustreifen,
     ohne dass er sich die Mühe gemacht hätte, den Gürtel zu schließen. Delia glaubte, dass man ihr ebenfalls etwas zum Überziehen
     anbieten würde, aber nichts dergleichen geschah. Elf goss sich ein Glas Gin Tonic ein und zog sich in eine Ecke des Raums
     zurück, wo sie mit ausdruckslosem Gesicht auf einem Stuhl mit gerader, sprossengeschmückter Lehne Platz nahm.
    Jetzt war der Moment gekommen, Jake die Wahrheit zu gestehen, dass sie eine Zwillingsschwester hatte und sie beide ihn angelogen
     hatten. Doch bevor Delia etwas sagen konnte, wurde Jake mit einem Mal durch etwas abgelenkt. Er kam durch den Raum auf sie
     zu, den Blick starr auf einen Beistelltisch gerichtet.
    Delia war dieser Tisch noch nicht aufgefallen, und so hatte sie nicht gesehen, was sich darauf befand. Doch als sie jetzt
     Jakes Blick folgte   … spürte sie, wie sich die feinen Härchen auf ihrer nackten Haut aufstellten.
    Was auf dem Tisch lag, war eigentlich alltäglich und ihr vertraut: ein dicker Block Zeichenpapier und einige Bleistifte. Letztere
     hatten weiche Minen, mit denen sich Konturen gut verwischen ließen. Delia sah sie jeden Tag bei sich zu Hause – auf Arbeitsflächen
     liegend, als Lesezeichen benutzt oder zwischen Armlehne und Sitzpolster des Sessels gerutscht. Sie hatte sogar eine gewisse
     Person schon einmal dabei erwischt, wie sie mit einem dieser Stifte ihren Kaffee umrührte.
    «Mir ist eingefallen, dass du Künstlerin bist, Dee», schnurrte Jake, «und deshalb habe ich beschlossen, mich von dir zeichnen
     zu lassen   … und zwar jetzt.» Er nahm eine schauspielerische Pose ein, dann ging er zu einem Sofa hinüber, das üppig mit Kissen dekoriert
     war. Er ließsich mit gespreizten Beinen darauf fallen, und sein Ständer ragte stolz geschwollen und noch härter, sofern dies noch möglich
     war, empor.
    «Okay   … ich wäre dann so weit», verkündete er lächelnd. Fast wirkte es, als lachte er sie aus.
    O Gott, verdammt! Jetzt gab es keinen Ausweg mehr   …
    Delia hatte stets geglaubt, dass sich am Tag ihrer Geburt eine Supernova im Sternzeichen Zwilling ereignet haben musste, und
     zwar in den fünfzehn Minuten, die zwischen ihr und Deana lagen. Anders ließen sich ihre unterschiedlichen Begabungen nicht
     erklären. Gab man Deana Papier und Stift, erhielt man fünf Minuten später eine witzige Karikatur, einen sinnlichen, männlichen
     Akt oder sogar eine perfekte Zeichnung von Tom und Jerry zurück.
    Aber Delia konnte nichts mit dem Zeichenwerkzeug anfangen. Sogar ihre Strichmännchen waren kaum als solche erkennbar. Stattdessen
     war sie gut darin, präzise Berichte zu schreiben. Außerdem wusste sie, wie man ein perfektes Käsesoufflé zubereitete, und
     noch besser waren die Drinks, mit denen man es hinunterspülen konnte. Sie brauchte weniger als zwei Minuten, um einen Stecker
     zu reparieren, und ihre Stimme war durchaus annehmbar, sodass sie einmal ernsthaft darüber nachgedacht hatte, eine Karriere
     als Sängerin anzustreben   … doch sie konnte nicht zeichnen, und wie sollte sie nun ihren Kopf aus der Schlinge ziehen?
    Mochte ihr Leben vielleicht nicht davon abhängen, so zitterten ihre Hände doch, als sie nach einem Stift griff   …
    Es war gemein von ihm, sie derart zu quälen. Er war sich dessen wohl bewusst, aber es gefiel ihm so gut und war so unterhaltsam,
     dass er einfach nicht anders konnte.
    «Also, Dee   … wie wär’s?» Jake umschloss seinen Ständer und begann, ihn mit

Weitere Kostenlose Bücher