Die Schwestern
ihn sagen, und Deana konnte ihn hören, sehen und spüren, kaum dass sie sich das Mieder an die
Brust gepresst hatte. Es entsprach eigentlich nicht ihrem Stil, aber sie hatte keine Zweifel, dass die Größe passte. Es war
ein kleines Meisterwerk, das Leder so dünn, dass es sich fast flüssig anfühlte, beinahe wie Sahne, dachte sie, als sie mit
den Fingerspitzen darüberfuhr. Jungfräulich und verdorben zugleich, eine Mischung, die sie herausfordernd fand. Geschmeidig
und fremdartig, es war ein angenehmes Gefühl, das Stück an den Körper zu schmiegen. Doch würde sie ein solches Korsett auch
tragen wollen? Es war nicht typisch für sie.
«Es passt», sagte Delia gelassen. «Ich habe es selbst anprobiert.»
Deana hätte das Mieder fast fallen lassen, als ihre Schwester lautlos den Raum betrat.
«Himmel, du hast mich erschreckt!» Diana ließ das Mieder zurück in die Schachtel fallen und blickte ihre Schwester an.
Stirnrunzelnd wurde ihr klar, dass sie erwartet hatte, dass Delia anders aussehen würde. Strahlender, glückseliger. Durch
und durch gesättigt vom Sex … aber Delia schien so gelassen und effizient wie immer zu sein. Und es waren auch keine Hinweise auf Ausschweifungen zu erkennen.
Keine Knutschflecke, keine Ringe unter den Augen, kein schlechter Teint oder wenigstens ein unterdrücktes Gähnen.
Deana starrte sie eindringlich an, aber Deana zuckte mit keiner Wimper. «Du hast nicht viel Zeit, Deana», sagte sie knapp
und holte das Korsett wieder aus der Schachtel hervor. «Er lässt dich um halb sieben abholen, und er will, dass du das hier
trägst.» Sie schüttelte das ungewöhnliche Kleidungsstück ein wenig, sodass die daran befestigten Strapse vor ihren Augen tanzten.
«Du solltest dich also besser beeilen und es anlegen.»
Deana nahm ihrer Schwester das Korsett aus der Hand und befühlte noch einmal das sinnliche Leder. «Immer mit der Ruhe», erwiderte
sie. «Hättest du mir nicht vorher sagen können, dass du die ganze Nacht wegbleiben würdest? Ich habe mir Sorgen gemacht.»
Sie hielt inne, als das schlechte Gewissen sie überkam. Es stimmte zwar, dass sie beunruhigt gewesen war, aber sie war vor
allem von Eifersucht gequält gewesen. «Ich schlage vor, dass ich mich anziehe, während du uns ein Glas Wein einschenkst und
mir alles erzählst, was passiert ist.»
«Für dich gibt’s Tee», erwiderte Delia bestimmt. «Und dann sage ich dir, was dich erwartet, während du dich fertig machst.»
Und schon war sie in Richtung Küche verschwunden.
Wird mein Schweiß Flecken auf dem Leder hinterlassen?, fragte sich Deana und hoffte, dass dem nicht so war.
Ihr war heiß in dem Lederkorsett, und sie fühlte sich unbehaglich, während sie wartete, aber noch mulmiger wurde ihr bei dem
Gedanken, welche Richtung sie in ihrem Leben eingeschlagen hatte. Die besorgniserregenden Parallelen … und die seltsamen Zufälle. Es kam ihr vor wie ein Leben in der Twilight Zone. Sie phantasierte von Geishas und Samurais,
während ihre Schwester mit einer japanischen Dienerin Liebesspiele in einem opulenten Bad genoss.
Doch realistisch betrachtet waren die Ereignisse gar nicht so unwahrscheinlich. Jake war zur Hälfte Japaner, warum sollte
er also keine Landsmännin einstellen?
Und warum sollte Vida Mistry Jakes exotische Herkunft nicht in ihren Geschichten erwähnen? Das schwarze Haar, die mandelförmigen
Augen – sie passten perfekt zu einem strahlenden Helden. Insbesondere wenn man mit dieser Figur bereits eine Affäre gehabt
hatte. Andererseits war es auch nicht seltsam, dass alles so rasch aufeinanderfolgte, denn seit jenem Abend in der Galerie
hatte sich alles verändert.
Jake ließ sich also von einer Kammerdienerin ankleiden, na und? Viel schockierender war doch Delias Bericht. Es hatte Deana
zutiefst erstaunt, wie gelassen ihre Schwester von ihrer ersten lesbischen Liebesnacht erzählt hatte, und das lag weniger
an den Details. Und sie war noch immer perplex, dass Delia so wenig erschüttert wirkte. Ruhig beschrieb sie die Berührungen
der Frau, ihre Hände auf ihrem Körper und ihr Geschlecht. Sie, Deana, konnte der Nacht, die vor ihr lag, nicht so gelassen
entgegensehen.
Am Schluss ihrer Erzählung besaß Delia wenigstens so viel Anstand, zu erröten, trotzdem fragte sich Deana, ob sie und ihre
Schwester sich in Sachen Sex vielleicht doch nicht allzu sehr voneinander unterschieden.
Delia hatte sich mit Elf vergnügt, und sie, Deana,
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