Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Dennor. Aber manchmal reicht es nicht aus, wenn man nur etwas will und sich bemüht.«
Sie trugen Domna Magwyn in ihr Bett und gaben Iniya zu verstehen, dass sie nicht gestört werden wollten. »Das gilt auch für dich«, sagte Caitha und schob Dennor zur Tür. »Wenn wir alles getan haben, was wir können, schicken wir nach dir.«
Der Knabe sträubte sich. »Ich möchte euch helfen. Ich möchte beim Kreis dabei sein.«
Caitha schaute Shaya stirnrunzelnd an.
»Ich fürchte, es würde nicht klappen«, sagte Shaya sanft. »Wir fünf haben zusammen geübt und wissen, wie wir unser Laran vereinigen müssen. Du bist nicht ausgebildet genug und würdest uns nur stören.«
»Aber du hast gesagt, ich war sehr gut mit dem Sternenstein. Bitte, lass mich mithelfen. Braucht ihr nicht alle Kraft, die ihr kriegen könnt? Ich bin stark. Ich tue auch alles, was du sagst.«
»Dennor«, erwiderte Shaya ernst, »selbst wenn du fest zu unserem Kreis gehören würdest, müsstest du diesmal draußen bleiben. Deine emotionale Verbindung zu deiner Großmutter könnte unsere Arbeit stören. Und wenn sie stirbt, während du mit uns verbunden bist, ist es vielleicht mehr, als du ertragen kannst.«
»Nein, nein, ich muss.« Dennor war den Tränen nahe.
»Wenn sie stirbt, ohne dass ich mit versucht habe, sie zu retten, werde ich immer glauben, es wäre meine Schuld gewesen, weil ihr mich nicht habt helfen lassen. Wenn ich zum Kreis gehöre und wir versagen, weiß ich, dass Avarra es so gewollt hat.«
Seine Worte waren nicht ganz falsch. Shaya erkannte es und spürte, dass die anderen es bestätigten. Außerdem konnten sie seine Kraft brauchen. Andererseits war die Verbindung mit dem Jungen eine stürmische Angelegenheit. Konnte er die heikle Aufgabe stören, die ihnen bevorstand?
Mellina zog sie beiseite. »Bitte, Shaya … Frag dich, ob du nur deswegen Nein sagst, weil du nicht gern mit ihm zusammenarbeitest. Wenn dies der Grund ist, überlege es dir noch mal.«
Shaya seufzte. »Ich fürchte, du hast Recht. Wir werden unser Bestes geben - alle sechs zusammen.«
Shaya holte Dennor als Letzten in den Kreis. Sie wollte die Kraft der ihr vertrauten Fünferverbindung spüren, bevor der Knabe sie wie ein Tornado durcheinander wirbelte. Zuerst Listas Sonne, dann Dorelles Schnee, schließlich Caithas Brise und das Sternenlicht und die Rätselhaftigkeit Mellinas - alles zusammen verwoben, fest, stark, unverwüstlich. Nun griff ihr Geist ganz sanft zu Dennor hinaus und holte ihn hinzu …
Der Schlag riss alle auseinander. Dorelle fiel sogar keuchend zu Boden. Die anderen schauten, als hätten sie eine Ohrfeige bekommen.
»Was ist passiert?«, fragte Dennor verwirrt. »Hab ich was falsch gemacht?«
»Es liegt nicht an dem, was du getan hast«, erläuterte Shaya. Die Bestürzung in der Stimme des Knaben rührte sie. »Du hast eben eine Natur, an die wir nicht gewöhnt sind. Na schön, Leute …« Sie tastete die Gruppe konzentriert mit Blicken ab. »Bevor wir aufgeben, versuchen wir es noch einmal. Ich kenne ihn besser. Das macht es vielleicht einfacher für euch.«
Sie schaute erneut in ihren Matrixstein, dann griff sie zu Dennor hinaus. Er bemühte sich, seine psychische Energie zurückzuhalten.
Shaya freute sich zwar über sein Tun, aber sie wusste, dass genau diese Zurückhaltung zugleich auch die Kraft minderte, die er ihnen geben konnte; dass sie mit allen sechsen so arbeiten musste, wie sie wirklich waren. Sie musste auf die Verbindung vertrauen oder es ganz sein lassen. Also verband sie sämtliche Geister mit dem seinen und öffnete sich wie nie zuvor den Turbulenzen, die durch seine Präsenz entstanden. Sie versuchte, sein Chaos irgendwie zu absorbieren. Sie fragte sich einen Augenblick und zum ersten Mal, welche Art Himmel oder Wetter sie wohl selbst darstellte. Dann vergaß sie die unwichtige Frage und fügte die vier anderen nacheinander hinzu. Die Verbindung war ihr unvertraut, wie eine raue See, aber sie hielt. Lista überwachte den Kreis und verkündete, dass sie weitermachen konnten.
Shaya lauschte Listas Angaben über Magwyns Verletzung und ließ das Bewusstsein der gesamten Gruppe in das beschädigte Hirngefäß eindringen. Langsam und so vorsichtig, dass ein willkürlicher Gedanke sie vom Kurs hätte abbringen können, lokalisierten sie die Wunde, bis sie schließlich die als verletzt ausgemachte Schwachstelle und das unter dem Druck entweichenden Blutes schmerzende Gewebe fanden. Sofort machten sie sich an die
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