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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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fremd gefühlt.
    Bei Alan war es anders. Zu ihm gehörte ich wirklich. Er hat gesagt, ich sei hübsch. Er hat gesagt, er liebe mich.«
    Als Aleta fertig war, starrte Kira die leere Wand an.
    »Doch am Ende war er eigentlich nicht anders als ihr. Das, was er wollte, war nicht das, was ich bin. Ich habe versucht, mich anzupassen, aber irgendwann war ich dann nur noch eine unwillkommene Fremde in seinem Haus.«
    »Dann bist du also noch nicht di Catenas an ihn gebunden?«
    Aleta schüttelte den Kopf. »Wir wollten uns beim letzten Mittwinterfest in Thendara verbinden, aber …«
    »Aber jetzt bist du hier«, beendete Kira den Satz mit einem dumpfen Seufzer. »Also gut. Es ist eine ernsthafte Angelegenheit, die man nicht mitten in der Nacht zwischen Tür und Angel entscheiden darf. Ich sollte dich den Hunden vorwerfen und sie an deinen Knochen nagen lassen, aber du kannst über Nacht bleiben.
    Zelda wird dir ein leeres Zimmer zuweisen und dir das besorgen, was du für den Moment brauchst. Es reicht, wenn wir das Für und Wider deiner Taten morgen früh abwägen.«
    Aleta stand auf, tat einen Schritt und zuckte zusammen, denn der Schmerz in ihrem verletzten Fuß machte sich erneut bemerkbar. Sie sah das Aufblitzen von Besorgnis in den Augen ihrer Mutter, das jedoch schnell wieder erlosch. Dennoch zwang Kira sie, sich wieder hinzusetzen, damit sie den Fuß untersuchen konnte.
    »Ein Hund hat schon einen Vorgeschmack von mir bekommen«, sagte Aleta. Sie versuchte ein ironisches Grinsen, als ihre Mutter den verschmutzten Verband abnahm.
    Kira sagte nichts. Sie rief nur nach Wasser, Salben und einem frischen Verband, um die gezackte Wunde mit schnellen, tüchtigen und dennoch sanften Griffen zu versorgen. Das scharfe, akute Stechen, das Aletas ständiger Begleiter gewesen war, verblasste zu einem dumpfen Schmerz. Doch als sie aufstand, um ihrer Mutter zu danken, schubste Kira sie grob beiseite. »Du brauchst mir nicht zu danken. Ich hätte das Gleiche für jedes Tier getan, das in Schwierigkeiten ist.«
    Darauf konnte man nichts erwidern. Aleta schaute zu, als Kira hinausging. Obwohl sie am liebsten hinter ihr hergeeilt wäre, um sie so fest zu umarmen, bis der Schmerz und der sie trennende Kummer vergingen, hielt sie sich zurück. Kiras Körperhaltung ließ die Frau abweisend und unnachgiebig wirken.

    Plötzlich stand Zelda neben ihr, deren Miene ebenso kalt und ernst war wie die Kiras. »Hier entlang«, sagte sie und deutete mit der Hand durch einen langen Korridor, der zu einem Treppenhaus führte. Aleta folgte ihr widerstandslos und versuchte in heiteren Erinnerungen an längst vergangene Zeiten Trost zu finden. Als sie vor der Treppe stand, fielen ihr die halsbrecherischen Wettrennen mit ihrer damaligen Freundin Melinda ein. Sie waren die Treppe hinabgerannt und hatten jeweils zwei oder drei Stufen auf einmal genommen.
    Melinda! Breda, ich hätte dich fast vergessen.
    Obwohl Zelda ungeduldig am oberen Ende der Treppe wartete, musste Aleta es wissen. »Ist Melinda noch hier? Oder ist sie in ein anderes Gildenhaus gegangen?«
    »Es wäre besser für sie gewesen, wenn sie es getan hätte«, erwiderte Zelda mit einem Anflug von Bedauern. »Sie ist auch dann noch geblieben, als wir genau wussten, dass du nicht zurückkehren würdest. Momentan begleitet sie als Führerin eine Reisegruppe durch die Berge. Es wäre unnötig grausam gewesen, wenn sie jetzt hier wäre und Zeugin deiner Rückkehr würde.«
    Aleta nahm die grobe Rede hin, weil sie es nicht besser verdient hatte, aber sie fühlte sich nun noch deprimierter. Dass sie ihre Pflegeschwester Melinda allein gelassen hatte, bedauerte sie wirklich.
    Zelda zeigte ihr das Zimmer, schloss die Tür und ließ Aleta mit ihren Gedanken allein. Hatte sie ein Recht zu hoffen, dass Melinda sie mit offenen Armen erwartete und aufnahm, als wäre nichts geschehen? Sie musterte die kargen Wände des Zimmers. Hatte sie überhaupt ein Recht, von ihrer Mutter und ihren Gildenschwestern Mitgefühl zu erwarten?
    Die Wände gaben keine Antwort. Aleta sank auf das Bett, und die Erschöpfung des viertägigen Marsches durch das freie Gelände verlangte ihren Tribut. Schlaf war der einzige Trost, den das Gildenhaus ihr in dieser Nacht spendete.

    Als sie glaubte, ihr Kopf sei gerade erst auf das Kissen gesunken, rissen die Geräusche hektischer, sich an ihrer Tür vorbeibewegender Schritte sie aus ihren Träumen. Blasser Sonnenschein drang durch die Fenster. Aleta rieb sich den Schlaf aus den

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