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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Augen und erkannte, dass es früher Morgen war.
    Sie stand auf, schüttelte die Falten aus dem weiten Rock und stellte fest, dass sie vollständig angezogen eingeschlafen war. Die Tür war unverschlossen. Die junge Frau öffnete sie, warf einen Blick in den leeren Korridor und begab sich zu der nach unten führenden Treppe.
    Im Parterre herrschte Durcheinander. Aleta hörte Stimmen. Der angespannte Tonfall sagte ihr, dass irgendetwas Ungewöhnliches passiert war. Mehrere Frauen näherten sich der Treppe. In ihrer Mitte befand sich eine große junge Frau mit kurzen blonden Locken.
    Sie schritt mit der Eleganz einer Damgeiß einher. Ihre weiten Amazonenhosen waren verstaubt und fleckig, und unter der zerrissenen Jacke, die in Fetzen um ihre Schultern hing, waren lange rote Kratzer zu sehen.
    Aleta drückte sich alarmiert an die Wand, als wolle sie sich verstecken. Doch die Gruppe kam zu ihr hinauf, und nun konnte sie hören, was sie miteinander sprachen.
    »Ein Wunder, dass dir nichts passiert ist. Ein Erdrutsch ist eine Todesfalle.«
    »Ich habe auch gedacht, nun ist alles aus. Aber offenbar hat die Göttin andere Pläne mit mir. Wir wurden nicht allzu übel zugerichtet. Wir hatten wirklich großes Glück.«
    »Nun ja, wenn man den größten Teil seines Proviants verliert, kann man eigentlich nicht von großem Glück reden. Es war schlau, dass ihr zurückgekommen seid, Melinda.«
    »Leider war mein Auftraggeber ganz anderer Meinung. Er hat geschäumt und während der ganzen Rückreise herumgebrüllt …«
    Die sich nun ausbreitende Stille war tiefer als die dunkelste Nacht.
    Melindas Worte verstummten, als sie sah, dass Aleta den Blick rasch abwendete. Sie erbleichte, als sie ihre einstige Gefährtin erkannte.
    Aleta drehte sich um und kehrte in ihr Zimmer zurück. Durch den Tränenschleier, der ihren Blick trübte, war sie fast blind. Melinda hatte sie gesehen und erkannt. Im ersten Augenblick hatte ihr Gesichtsausdruck Aleta wirklich willkommen geheißen, doch dann hatte sie die Zurückgekehrte mit der gleichen kalten Uninteressiertheit gemustert, die Aleta von ihrer Mutter kannte.
    Melinda hatte sie verbittert zurückgewiesen.
    Aleta hinkte zum Bett. Mit Kiras Grobheit hatte sie gerechnet. Die Feindseligkeit der anderen Entsagenden war nur eine natürliche Konsequenz. Auch diese hatte sie hingenommen. Sie konnte die Frauen sogar verstehen. Doch auf Melindas Feindschaft war sie nicht vorbereitet gewesen. Das war zu grausam und erfüllte sie mit tiefem Schmerz.
    Ein Klopfen an der Tür versetzte sie in Panik. War es Melinda? Sie zuckte zusammen. Sie konnte sich einer solchen Tortur jetzt nicht stellen. Zum Glück trat nur Zelda mit einem Frühstückstablett ein.
    »Kira lässt dir ausrichten, du sollst runterkommen, wenn du gebadet und gegessen hast«, sagte sie forsch. »Man hat einen Beschluss gefasst.«
    Aleta warf einen Blick auf das Frühstück. Der Knoten in ihrem Magen hatte das Hungergefühl längst vertrieben. »Ich bin in ein paar Minuten fertig«, sagte sie. Doch Zelda war schon gegangen, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    Aleta sackte erneut auf dem Bett zusammen. Ich muss den Mut aufbringen, mich ihnen zu stellen - was sie sich auch ausgedacht haben, um mich zu strafen. Je eher, desto besser. Wenn doch bloß Melinda nicht hier wäre … Dann könnte ich die Schande leichter ertragen. Sie konnte klagen, so viel sie wollte - ihr blieb nichts anderes übrig als aufzustehen und in den Versammlungsraum des Gildenhauses zu gehen.
    Korridor und Treppenhaus waren leer. Alle Beweise von Melindas stürmischer Ankunft waren wie ausradiert. Aleta holte tief Luft, um ihre Nerven zu beruhigen. Als sie weggegangen war, war sie doch auch nicht so ängstlich gewesen. Die zwei unter den Domänenfrauen verbrachten Jahre hatten sie verweichlicht. Doch nun, da sie den Gildenschwestern gegenübertreten musste, würde sie nicht beben, damit alle ihre Furcht sahen. Irgendwie würde sie sich dem stellen, was sie erwartete. Sie wusste allerdings, dass ihr Mut wie Glas und damit leicht zerbrechlich war.
    Jemand kam auf sie zu. Es war Zelda. »Sie warten auf dich.«
    Aleta nickte. Sie wusste es ohnehin. Sie ging durch die Tür in den Versammlungsraum hinein, in dem bereits alle Gildenschwestern anwesend waren. Als sie eintrat, stand Kira auf und gab Dana mit einer Handbewegung zu verstehen, sie solle vortreten. Aleta tauschte einen Blick mit ihrer Eidmutter und konnte auch in deren Augen nichts als unverhohlen feindselige

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