Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
als daran, wo deren Stiefel oder Strümpfe landeten.
Margali ließ sich aufs Sofa fallen und bereute ihr Tun. Die plötzliche Bewegung ließ den Raum wanken und sich heben.
»Margali!«, rief Camilla angesichts ihrer erblassten Freundin besorgt. »Bist du in Ordnung?«
»Ja«, sagte Margali leise, während sie die Zähne zusammenbiss und hoffte, dass ihr Magen sich wieder beruhigte. »Mir ist nur von dem Trank schwindelig, den man mir gegeben hat. Igitt!«
»Was ist passiert?«, sagte Camilla, als sie die Decken um Margali richtete. Dann wandte sie den Kopf, um nachzuschauen, ob Kyntha schon eingetroffen war. Schließlich sagte sie, nun leiser: »Es heißt, du hättest in der Überwelt Schwierigkeiten gehabt. Man hat mich gerufen.« Sie spitzte die Lippen und schnaubte. »Natürlich konnte ich nur besorgt herumstehen, denn um dich schwirrten schon die Hohen und Mächtigen herum. Sie haben auch nicht gerade den Eindruck gemacht, als wüssten sie mehr als ich. Was ist mit dir passiert?«
»Das wüsste ich allerdings auch gerne«, ertönte es von der Tür.
Die beiden Frauen zuckten beim Klang von Kynthas Stimme zusammen. Margali bedauerte die Bewegung sofort, und Camilla tarnte ihr plötzlich schlechtes Gewissen, indem sie an den Decken zupfte.
»Ich weiß nicht, ob sie schon mit dir reden kann«, sagte Camilla kehlig, denn sie war unsicher, ob Kyntha etwas mit Margalis Notlage in der Überwelt zu tun gehabt hatte.
»Ach«, sagte Kyntha nur, und der etwas schrille Ton ihrer Worte deutete an, dass sie überrascht und irritiert war. »Sie hat sich also nur so weit erholt, dass sie dir erzählen kann, was passiert ist, nicht aber ihrer Eidmutter?«
Camilla runzelte die Stirn. Margali ächzte. »Ist schon in Ordnung, Camilla. Ich rede mit ihr. Vorausgesetzt, ich brauche mich dabei nicht zu bewegen.«
Llewellyn trat mit Knollensuppe und Brot ein. Also rückten sie Stühle, Decken, Kissen, Hocker und Nahrung umher, bis Camilla aufgerichtet am Ende des Sofas hockte und Margali sich mit einer händewärmenden Suppenschale wieder darauf niederließ. Kyntha saß auf einem Lehnstuhl am Kopfende des Sofas. Nachdem Llewellyn ihre Arbeit getan hatte, ging sie leise hinaus.
Während des Essens berichtete Margali, woran sie sich erinnerte.
Als sie fertig war, wusste sie allerdings nicht genau, was Kyntha dachte.
Camilla hingegen war bestürzt. »Margali! Du wärst beinahe gestorben!«, stieß sie hervor. »Und Cleindori. Eine Bewahrerin von Arilinn mit einem Alton!«
»Das reicht, Camilla. Margali, das hast du gut gemacht.«
Die Breda tauschten überraschte Blicke. »Ruh dich jetzt aus. Ich habe dich für die nächsten Tage vom Dienstplan gestrichen. Schon dich und sammle neue Kräfte.« Und als fiele es ihr erst jetzt ein, fügte Kyntha hinzu: »Der Kreis der Zwanzig möchte dich vielleicht noch sehen, bevor du nach Thendara aufbrichst. Sprich mit niemandem über das, was geschehen ist.«
Plötzlich erfüllte der Alarmruf der Krähen den Raum. Kyntha stand sofort auf und richtete ihre Aufmerksamkeit nach innen, um eine Eilmeldung des Kreises zu empfangen. Sie öffnete die Augen, runzelte besorgt die Stirn und setzte sich gleichzeitig in Bewegung.
Dann sagte sie mit einer Schärfe und Dringlichkeit, die Margali von ihr nicht kannte: »Die Namenlosen nähern sich der Stadt. Wir müssen die Mauern bemannen. Wir brauchen jede Hilfe. Kannst du gehen, Margali?« Ohne auf eine Antwort zu warten, eilte sie aus dem Raum und schritt kerzengerade durch den Korridor, während Camilla ihre Einwände hervorstotterte.
Margali schob schon die Decken zurück.
»Du kannst nicht gehen«, sagte Camilla und drückte sie auf ihr Lager zurück.
»Ich muss. Wir alle müssen!«
»Nein, es geht dir nicht gut. Du musst dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen.«
Margalis Verärgerung nahm zu. Sie ballte die Fäuste, bis sich die Fingernägel in ihre Handflächen bohrten. »Die Namenlosen haben Jaelle umgebracht! Verstehst du denn nicht? Es ist Zeit, ihren Tod zu rächen! Ich muss kämpfen!«
Camilla gab erschrocken ihren Widerstand auf und half Margali in die Kleider. Als sie langsam durch die leeren Korridore gingen, um die Kräfte der Geschwächten nicht zu vergeuden, nahmen sie ihre Waffen an sich und schritten zur Stadtmauer.
Die Schwestern standen ruhig vor den Mauern, welche die Stadt der Weisheit umgaben. Aus dem Süden, über Eis und Schnee, näherte sich ein Heer schwarz gekleideter Frauen. Sie waren bewaffnet, denn die
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