Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
leeren Gesichtsausdruck, den Blick nach unten gerichtet, doch mit aufgewühltem Magen, nahm sie den Platz neben ihrem Gatten ein.
»Guten Morgen«, sagte er in einem amtlichen Tonfall, und Linzel wunderte sich, dass er so mit ihr sprach, nachdem er ihr dies angetan hatte. Als hätte sich zwischen ihnen nicht das Geringste verändert. Männer waren wirklich seltsame und fremdartige Geschöpfe! Der Blick ihrer Smaragdaugen traf den seinen, als sie den Gruß kalt erwiderte, und abgesehen von der Vorstellung der Dienerschaft und einigen Männern, die ebenso dunkelhaarig waren wie er und die sie als seine Hauptmänner identifizierte, sprach ihr Gatte kein weiteres Wort mit ihr.
Linzel konnte nichts von dem Stolz wissen, den er angesichts ihrer Schönheit und Haltung gegenüber seinen Leuten empfand, oder wie gespannt er erwartet hatte, dass sie an diesem ersten Morgen die Treppe herunterkam. Dass ihre Hochzeit arrangiert worden war, war völlig natürlich. Sie hatte ihm auf den ersten Blick gefallen, doch hatte dies weder etwas mit ihrem Geist noch mit ihrer Schlagfertigkeit zu tun. Es ging nur darum, dass man sich aneinander gewöhnte, und dies erforderte Zeit. Er hatte sich im Ehebett nicht unangebracht gefühlt. Er hatte gewusst, dass sie Jungfrau war. Ihre Furcht würde sich mit der Zeit in Lust verwandeln. Damit hatte er nicht die geringsten Schwierigkeiten.
Und so hatte er gespannt ihr erstes Frühstück erwartet und es für den Beginn des Lebens gehalten, das er sich ersehnte.
Da nur wenige Worte gewechselt wurden, konnte Mahlon nicht ahnen, dass Linzel ihre Heirat in völlig anderem Licht sah. Nach ihrem Wissen wurden Ehen zwar zum Nutzen aller Beteiligten arrangiert, aber es gab offensichtlich viele Dinge, die man ihr über das Zusammenleben mit einem Mann verschwiegen hatte. Bisher hatte sie über nichts dieser Art nachgedacht: öffentliche Schelte, langes Schweigen und die Dinge, die sich im Bett abspielten. Das Zusammenleben mit einem arroganten Fremden war nicht das, was sie sich unter einem schönen Dasein vorstellte. Sie hatte, indem sie hierher gekommen war, ein angenehmeres Leben hinter sich gelassen und nicht die Absicht, sich an ihrem neuen zu erfreuen.
Deswegen wurde zu seiner Verwunderung und ihrer Irritation bei Tisch kaum gesprochen, und daran änderte sich auch später nichts.
Mit der Zeit nahmen die Missverständnisse zwischen den Eheleuten zu, und ihr Leben lief in schweigsamen Stunden an ihnen vorbei. Sie besprachen nur Dinge, die den Landsitz betrafen. Er hielt sie für scharfsinnig und geschickt in Dingen, die das Haus und die Bewirtschaftung betrafen, und hätte manchmal gern ihren Rat eingeholt, da er die landwirtschaftliche Seite ihrer Existenz als langweilig empfand. Er brachte es nie über sich, ihr zu zeigen, wie wertvoll ihre Meinung für ihn war, denn sie erweckte nicht den Eindruck, dass sie sich darüber freuen würde, und ihre Geringschätzung wollte er nicht auf sich laden. Was sie anging, so wünschte sie sich oft, ihre Gedanken und Ideen mit ihm teilen zu können, denn sie fand Rihannon und den dazu gehörenden Grundbesitz wunderschön und faszinierend und die Möglichkeiten endlos. Aber sie konnte es nicht als ihr Eigentum betrachten und wusste, dass man auf die Ansichten von Ehefrauen allgemein keinen Wert legte. Sie hörte genug Gerede in der Küche und unter den anderen Frauen des Haushalts, um zu wissen, dass alle großes Mitgefühl für Mahlon empfanden, da er mit einer ›gefühlskalten und scharfzüngigen Xanthippe‹ verheiratet war.
Aber so bin ich doch gar nicht, dachte sie oft, wenn sie die letzten Worte eines Gesprächs vernahm, das sofort verstummte, sobald sie den Raum betrat. Ihre Beherrschung ließ nach, ihre Zunge wurde noch spitzer. Das Personal fürchtete sich vor ihr, und die anderen Frauen im Haus gingen ihr aus dem Weg. Sie lebte inmitten eines großen Landsitzes praktisch allein und war verzweifelt und einsam.
In ihrem Geist wurde Mahlon zu einem Feind, zur Ursache ihres Elends, und je mehr sie ihn verabscheute, desto tiefer wurde das Schweigen zwischen ihnen. Manchmal überraschte sie seine Miene, wenn er sie anschaute. In seinen Augen lag echte Verwirrung, als wolle er sie gleich fragen, wie sich die Dinge so entwickeln konnten.
Er kam zwar noch immer zu ihr ins Bett, aber den Raum hatte er ihr überlassen. Er war in einen anderen gezogen. Wütend ertrug sie das, was für sie Angriffe waren, und sie betete darum, obwohl sie es früher kaum getan
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