Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
erwiderte Alane und rappelte sich auf.
Mit Linzels Hilfe schaffte sie es auf den Stuhl und sackte darauf zusammen. In ihrem Kopf pulsierte es gewaltig. »Ich verschwinde lieber, bevor er zu sich kommt. Wenn ich hier bleibe, macht es die Sache nur noch schlimmer.«
»Lass mich mit dir gehen!«, rief Linzel. »Ich halte es hier nicht aus!
Ich kann ihn nicht ausstehen! Ich habe mich so elend, so einsam gefühlt …«
»Und doch liebt er dich, Kleine«, sagte Alane leise. Linzel wich ein, zwei Schritte zurück. Ungläubigkeit erfüllte ihren Blick.
»Es ist wahr«, fuhr Alane fort. »Ich habe es in seinen Augen gesehen. Würde ein Mann das, was er getan hat, für eine Frau tun, die ihm gleichgültig ist? Er würde niemals zulassen, dass du mit mir gehst.«
»Ich hatte nicht vor, ihn darum zu bitten!«, sagte Linzel scharf. »Er liebt mich nicht! Du weißt doch gar nicht … Du kannst doch gar nicht wissen, was …«
»Ich kann es erraten. Hör zu, Linzel, es geht nicht nur um ihn, sondern auch um dich. Du bist noch nicht bereit, mit mir zu gehen; noch nicht bereit, dich uns anzuschließen. Vielleicht wirst du es eines Tages sein, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für dich.
In deinem Leben gibt es einiges, das du nicht verstehst. Hier existiert zu viel Unerledigtes für dich, um ohne ein Wort zu gehen.
Eine gute Entscheidung will wohl überlegt sein, und das kannst du jetzt noch nicht.«
Alane stand schwerfällig auf. Linzel war sofort neben ihr, und sie gingen nach unten in den Großen Saal. Die Herrin setzte rasch einen Hauptmann in Bewegung, der sich um Mahlon kümmern sollte, dann ordnete sie an, dass man für Alanes Reise Nahrung bereitstellte und dass ihr Pferd gesattelt und geholt wurde.
Während all dieser Zeit wurde das Herz in ihrer Brust kleiner und kälter, denn es erwartete die schweigenden, einsamen Stunden nach Alanes Abreise. Auf der Steintreppe drehte die Entsagende sich um und schaute in Linzels Augen. Sie wirkten groß und elend, doch Alane lächelte.
»Komm, Breda«, sagte sie, und um ihre Bestürzung zu übertünchen, zog sie schnell die Handschuhe an und legte ihren Umhang um. »Wir werden uns wieder sehen. Irgendetwas hat uns zusammengeführt, hat mich aus irgendeinem Grund zu dir geschickt. Eines Tages werden wir den Grund dafür kennen. Bis dahin müssen wir unser Leben Tag für Tag leben. So gut wir können. Falls du mich je brauchst, schick nach mir. Ich bin im Gildenhaus von Galmannorr und verspreche dir, dass ich antworte, wenn ich es kann.«
Linzel konnte nur nicken, als sie sah, wie Alane sich mit Leichtigkeit in den Sattel schwang. Sie stand auf der Treppe und schaute zu, wie das Pferd und seine Reiterin mit zunehmender Entfernung kleiner wurden und verschwanden. Dann drehte sie sich langsam um, schloss die Tür und ging mit müden, schlurfenden Schritten in das große Haus zurück.
Vor den Folgen von Alanes Besuch konnte sie die Tür jedoch nicht verschließen. Mahlon ersetzte sein Schweigen durch Grausamkeit und Linzel durch eine hübsche junge Dirne aus dem Untergeschoss.
Es kümmerte sie nicht im Geringsten, dass er eine andere Frau in sein Bett holte. Sie war sogar erleichtert. Doch dass er sie eines Tages an der Tafel im Großen Saal durch die affektierte Dirne ersetzte, war mehr, als Linzel ertrug. Ihr Stolz stand auf dem Spiel, um ihre Gefühle ging es nicht.
Eines Abends, als er mit der jungen Frau zusammensaß, sie mit Häppchen von seinem Teller fütterte und wie ein heranwachsender Tölpel an ihrem Hals herumschmuste, strafte sie ihn mit verächtlichen Blicken. Und als sie vor den beiden stand, brachte sie ihre grenzenlose Wut unverhohlen zum Ausdruck.
»Ich habe die Würde deiner Stellung in allen Dingen aufrechterhalten«, sagte sie kalt, »und habe es nicht nötig, mich von dir mit solchen wie der da beschämen zu lassen. Nimm sie ganz, wenn du willst, aber behalte sie da, wo sie hingehört - außer Sichtweite.«
Mahlon wandte nicht einmal den Kopf, um seine Gattin anzuschauen, doch seine Stimme war leise und gefährlich. »Du hast alles verdient, was ich dir zuteil werden lasse, und du hast bisher großes Glück gehabt, dass es kein tödlicher Schlag war!« Er hob den Kopf, schaute ihr direkt in die Augen, und Linzel empfand widerwillig Erschrecken. Seine Augen brannten in innerem Feuer, das Weiß war rot geädert, die Lider geschwollen und gerötet. Da er sich kaum mehr beherrschen konnte, war er Argumenten nicht zugänglich. »Dein gerissener
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