Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
das mich persönlich bedroht, aber er war regelrecht erschreckt.«
    »Er - und einige andere auch - fürchten etwas, das sie nicht verstehen«, sagte die Fremde gut gelaunt. »Und Frauen, die lieber allein sind und für sich selbst sorgen, statt sich unter den durchaus fragwürdigen ›Schutz‹ eines Mannes zu begeben, verstehen sie schon gar nicht.«
    »Frauen?«, fragte Linzel verwundert. »Gibt es noch andere Eurer Art?« Sie errötete, als sie den ungehörigen Klang ihrer Worte vernahm, doch ihr Gast lächelte nur.
    »Ich fürchte, ich habe völlig vergessen, wie man sich benimmt. Ich heiße Alane. Ich gehöre zu den Entsagenden. Möglicherweise habt Ihr nie von uns gehört.«
    »Natürlich habe ich von euch gehört!«, sagte Linzel laut und beugte sich in ihrem Eifer leicht vor. »Als ich noch zu Hause und ein kleines Mädchen war, hat man viel von euch gesprochen!«
    »Diese Geschichten kenne ich wahrscheinlich schon«, sagte Alane ironisch. »Wir lieben Frauen, sind abartig und verführen naive kleine Mädchen, damit sie nicht dem natürlichen Trieb folgen und Gattinnen von Männern werden, sondern unseren Gelüsten dienen.«
    »Das hat man auch erwähnt«, sagte Linzel nickend. »Liebt ihr Frauen?«
    »Manche lieben Frauen«, sagte Alane gelassen. »Manche lieben nur ihre Selbstachtung und bemühen sich, diese zu erhalten -
    zusammen mit einem Maß an innerem Frieden und einem Gefühl für ihre Richtigkeit in der Welt. Und nein, wir locken niemanden von irgendwo fort. Jede Art von Loyalität wird freimütig gegeben.
    Wozu wären wir sonst nütze?«
    Linzels grüne Augen glitzerten, ihre Wangen röteten sich vor Aufregung, und in den nächsten Stunden aß, unterhielt und lachte sie mit Alane. Es war so, als werde nach und nach ein großes Gewicht von ihrem Brustkorb genommen, und irgendwann fühlte sie sich fast so wie als Mädchen. Ihr Gesicht leuchtete vor Freude und wandte sich um, als sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Ihr Haar hatte sich gelöst und floss über ihren Rücken, ihre Wangen waren rosig, und ihre smaragdfarbenen Augen leuchteten wie große Edelsteine zwischen dichten schwarzen Wimpern. Die grimmige Linie ihres Mundes hatte sich entspannt und in jenen Liebreiz aufgeweicht, den er früher gezeigt hatte. Ihr gesamter Körper verriet Freude und Entspanntheit.
    Mahlon stand im Türrahmen und sah Linzel so, wie er sie nur aus seinen Phantasien kannte: gebadet ins Feuerglühen, begehrenswerter als je zuvor - und sein Herz tat einen heftigen Sprung. Seine dunklen Augen waren plötzlich lebendig, und ein Lächeln, das Linzel unbekannt war, umspielte sanftmütig seinen ernsten Mund. Als ihr Lächeln, in Verwirrung erstickt, erstarb, sah er Alane seiner Gemahlin gegenübersitzen, einen Weinkelch in der Hand und einen gelassenen Ausdruck im Gesicht. Sie schien sich wohl zu fühlen und wirkte wie zu Hause, und noch weit mehr, als gehöre sie mehr zu seiner Gattin, als er es je selbst empfunden hatte.
    Eine mörderische Wut befiel ihn.
    Er sprang Alane mit einem heiseren Schrei und all seiner soldatenhaften Stärke und Hitzigkeit an. Ihr Stuhl kippte nach hinten. Mahlon krachte schwer auf die überraschte Frau und legte seine großen Hände um ihre Kehle. Sie wehrte sich heftig, aber er hatte sie überrumpelt und drückte schnell das Leben aus ihr heraus.
    Alane griff nach dem Messer an ihrem Gürtel, doch sie hatte Linzels Kammer unbewaffnet betreten. Die Welt wurde unscharf und grau, und sie hörte, wie sich ihre Lunge gegen den Druck seiner Hände abmühte, die sich unerbittlich um ihre Kehle verengten, bis sie das Bewusstsein verlor …
    Die letzte Sauerstoffexplosion war willkommene Agonie. Sie füllte ihre Lunge immer wieder. Der Mann war ein totes Gewicht auf ihrem Körper, verengte den Luftstrom in ihre verhungernde Lunge.
    Alane rollte sich schwach unter ihm hervor und setzte sich benommen hin. Ihre Kehle fühlte sich verbrannt an, und sie wusste, dass sie dem Tod nicht fern gewesen war.
    Als ihr Blick sich klärte, schaute sie zu Linzel auf, die mit einem Schürhaken in der Hand vor ihr und dem Mann stand. Rasch fühlte Alane Mahlons Puls und schob sein dichtes Haar dort beiseite, wo das Blut auf seinem Gesicht eine klebrige Lache bildete. Sein Herz schlug fest und gleichmäßig. Die Wunde war zwar tief, aber nicht tödlich.
    »Er hätte dich umgebracht«, sagte Linzel tonlos. »Ich konnte nicht zulassen, dass er dich tötet. Eher hätte ich ihn umgebracht.«
    »Ist schon in Ordnung«,

Weitere Kostenlose Bücher