Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Rihannon würde es schon eine Gelegenheit geben, bei der sie allein waren.
Leider waren sie während des gesamten zweitägigen Rittes niemals für sich - nicht einmal, um ein Gespräch zu führen. Er hielt sich stets bei seinen Männern auf, während sie zwei Damen zur Gesellschaft und Unterstützung begleiteten. Die beiden waren freundlich und respektvoll, aber sie waren nur da, um die junge Ehefrau zu bedienen, nicht um mit ihr Freundschaft zu schließen.
Als Linzel sah, dass die Damen miteinander tratschten und lachten, wenn sie bei der Rast ihre Aufgaben verrichteten, empfand sie eine abscheuliche Einsamkeit, die einen großen, dunklen Stein in ihrer Magengrube formte. Die beiden machten es ihrer Herrin für die Nacht bequem und zogen sich zurück, um einander Gesellschaft zu leisten. Etwas anderes wäre nicht passend gewesen. Linzel wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, indem sie die Gesellschafterinnen bat, bei ihr zu bleiben. Ihre Kehle schmerzte so sehr, dass sie nichts essen konnte, aber weinen wollte sie auch nicht. Als sie sich zum Schlafen hinlegte, erschien ihr das Gesicht ihrer Mutter, und sie dachte sehnsuchtsvoll an ihr luftiges Schlafzimmer zu Hause.
Nur war ihr Zuhause jetzt nicht mehr ihr Zuhause. Sie gehörte jetzt nach Rihannon, und als Linzel von der anderen Seite des Tales auf die großen Steinmauern blickte, war ihr, als strecke sich über die sonnenbeschienene Route eine kalte Hand aus und umklammere ihre Kehle. Sie hatte das irrationale Empfinden, dass sie nie ankommen würde, wenn sie durch das Tor ritt, doch sie folgte ihrem Gatten durch riesige eiserne Stangen in den Innenhof. Hinter ihr knallte das Tor mit einem hohlen Knall zu, sie drehte sich im Sattel und blickte deprimiert zu den grauen Mauern ihres neuen Heims hinauf. An einigen Fenstern in den oberen Etagen waren Farbtupfer zu sehen. Linzel lächelte trotz ihres Elends vor sich hin.
Bedienstete! Sie waren überall gleich, zweifellos alle aufgeregt über die neue Frau des Herrn, denn sie würde ihr Leben verändern.
Linzel ließ sich von ihrem Gatten aus dem Sattel helfen und wankte leicht, als sie den Boden berührte. Doch sie erholte sich sofort, als sie den Blick von Mahlons dunklen Augen auf sich spürte. Er hielt ihr die Hand hin, und sie legte die ihre leicht auf sein Gelenk, als sie die breite Steintreppe hinaufschritten. Ihr leichter Schritt war ein Echo seines schwereren. Zwischen ihnen war es noch immer nicht zu einem privaten Gespräch gekommen. Allmählich graute ihr vor dem Augenblick, in dem sie miteinander allein waren.
Dann endlich kam der Moment. Gleich nach dem Abendessen -
das Linzel zwar nicht herunterbekam, ihr Ehemann jedoch sichtlich genoss - streckte er ihr erneut die Hand entgegen, und sie gingen zusammen die Treppe hinauf. Als Linzel nach unten schaute, überraschten sie die Gesichtsausdrücke jener, die ihnen von unten zuschauten. Sie hatten Mienen aufgesetzt, die Linzel noch nie gesehen hatte und nicht deuten konnte, aber sie verstand den guten Willen, mit dem sie ihre Krüge hoben, als Mahlon am oberen Treppenabsatz stehen blieb und nach unten blickte. Sie musterte ihren Gatten eingehend. Er war groß, breitschultrig, hatte dunkles Haar und dunkle Augen. Sein Gesicht war glatt, wenn man von seinem schwarzen Schnauzbart absah, seine Nase gerade und elegant, die Stirn hoch, das Kinn fest. Sein Auftritt zeigte mehr Arroganz, als Linzel mochte, und sie fand sein Schweigen ihr gegenüber, um es vornehm auszudrücken, mehr als irritierend.
Aber sie hatte noch nie einen Mann getroffen, der sich allzu viel mit Frauen unterhielt.
Als sie durch den Korridor schritten, wurde der jungen Frau noch unbehaglicher zu Mute. Die Finsternis wurde von immer schwächer flackernden Fackeln unterbrochen. Sie waren in gewissen Abständen an den Wänden befestigt, doch dazwischen tanzten seltsame Schatten und streckten lange, wabernde Finger aus, die ihr Haar zerzausten. Vor einer großen, handgeschnitzten Tür blieb das Paar stehen. Das Licht der Fackeln flackerte auf dem Holz, doch bevor Linzel Gelegenheit erhielt, es sich anzusehen, hatte Mahlon die Tür aufgestoßen und hob seine Frau auf seine Arme. Sie keuchte überrascht auf, und ihre Wangen röteten sich angesichts dieser ungewohnten Vertrautheit und der Nähe seines Gesichts zu ihrem.
Er schritt über die Schwelle, trat die Tür mit dem Stiefel zu und bedeckte ihre Lippen mit den seinen. Seine dunklen Augen waren geschlossen; sie sah seine Wimpern in
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