Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
zwar, so oft sie konnte, doch das Lächeln erreichte nie ihre grünen Augen. Sie war eitel genug, um das bewundernde Gemurmel zu genießen, das ihr folgte, weil sie wusste, welches Bild sie in ihrem wunderschönen Gewand, mit dem kunstvoll frisierten rotbraunen Haar und ihren umwerfend grünen Augen abgab. Ihrem Ehemann, der so steif neben ihr stand, brachte sie kaum mehr als leichte Neugier entgegen. Nach dem ersten anerkennenden Blick hatte er sie kaum noch einmal angesehen.
Doch ihr war in erster Linie absolut jämmerlich zu Mute. Es verlangte sie nicht danach, ihr Heim und ihre bisher genossene relative Freiheit gegen die eingeschränkte und reglementierte Existenz der Ehefrau und Geliebten eines Herrn einzutauschen. Sie hatte ihre Mutter stets genau beobachtet und wusste, dass sie nicht so leben wollte. Und doch stand sie jetzt hier, ob es ihr nun gefiel oder nicht, und man erwartete von ihr, dass sie das Beste daraus machte.
Nachdem die Trauungszeremonie beendet war, feierte man ein riesiges Fest. Es gab reichlich zu essen, und selbst die Dienerschaft und die Leute von den Bauernhöfen saßen an langen, reich gedeckten Tischen. Der scharlachrote Wein floss in Strömen, und Musikanten schlenderten zwischen den Massen umher und spielten die beliebtesten Weisen. Linzel hatte ihre Mutter noch nie so glücklich gesehen. Und das verstand sie nicht.
Ich komme mir vor, als hätte man mich in Knechtschaft gegeben, dachte sie. Und meine eigene Mutter freut sich darüber! Ich nehme an, sie sieht es von einem anderen Standpunkt aus. Immerhin bin ich neunzehn.
Wahrscheinlich hat sie geglaubt, ich kriege keinen mehr ab.
Dieser Gedanke ließ sie nach dem Mann Ausschau halten, an den man sie gerade verheiratet hatte. Er hatte den Platz an ihrer Seite schon nach wenigen freundlich gemurmelten Worten freigegeben.
Sie entdeckte ihn in einer kleinen Gruppe von Männern, die vor einem Weinfass standen. Vorsichtig hob sie den Saum ihres Gewandes und ging zu der Gruppe hin. Doch ihre Mutter, die ihr eine Hand auf den Arm legte, hielt sie zurück.
»Du darfst dich den Männern nicht aufdrängen«, sagte die ältere Frau warnend. »Sie besprechen zweifellos wichtige Dinge, von denen wir nichts verstehen. Komm jetzt, es ist Zeit, dass du dich für die Reise in dein neues Zuhause umkleidest. Ach, Schätzchen, es wäre mir lieber, du würdest nicht reiten. Hättest du doch nur einer Kutsche zugestimmt! Dann hättest du ein wunderbares Reisekleid bekommen! So ist es nur ein Reitkleid. Nun ja, die Näherin hat getan, was sie konnte, aber …«
Linzel ließ sich fortführen, ohne auf das nervöse Getratsche ihrer Mutter zu achten. Man durfte sich den Männern nicht aufdrängen?
Ihr Vater hatte ihre Gesellschaft immer willkommen geheißen. Die Männer besprachen wichtige Dinge, die sie nicht verstand, weil sie eine Frau war? Sie schaute zu ihnen zurück und sah, dass sie lachten. Einige von ihnen wirkten ziemlich betrunken. Wichtige Dinge?
Als sie später mit dem Hochzeitsgefolge durch das Tor ihres Vaterhauses ritt, drehte sie sich nicht um und warf keinen Blick zurück. Sie ritt im Damensattel, wie es für eine junge Frau ihres Standes schicklich war, und hielt den Rücken so gerade, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt. Ihr Kopf saß steif aufgerichtet auf dem schlanken Hals, und sie reckte die Schultern. Ihr dunkles, rotbraunes Haar rutschte in kleinen, widerspenstigen Strähnen unter der Krempe des Reisehutes hervor, aber das war das einzig Undisziplinierte an ihr. Der Blick ihrer ausdrucksvollen grünen Augen war leer und unergründlich, als er sich auf den breiten Rücken ihres Ehemannes richtete, der genau vor ihr dahinritt. Sie hatte dummerweise erwartet, er würde neben ihr reiten, wie sie es von ihrem Vater und ihren Brüdern gewohnt war, aber Mahlon ne Royhann, der Herr von Rihannon, hatte sie wegen dieses Vorhabens schnell und energisch ausgeschimpft. Die unerwartete Zurechtweisung ließ ihr die Röte in die Wangen steigen, allerdings mehr aus Überraschung und Erheiterung denn aus Verärgerung, und sie zügelte ihr Pferd in die Reihe hinter ihm. Ihre erste Lektion als Ehefrau hatte sie also soeben erhalten. Es gefiel ihr nicht sehr, wie ein unartiges Kind vor der gesamten Hochzeitsgesellschaft zurechtgewiesen zu werden. Linzel erstickte fast an ihrem Zorn, doch aus Gründen des Respekts vor ihren Eltern hatte sie sich vorgenommen, Mahlon später zu erzählen, was sie von seinem Benehmen hielt. Auf der Reise nach
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