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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatte, dass er sie nicht schwängerte.
    Nach drei Jahren Ehe war sie noch immer nicht schwanger geworden. Das Paar hatte sich inzwischen auf eine Routine erbitterten Konflikts geeinigt. Wenn die Belastung unerträglich wurde, ritt Mahlon mit seinen Männern aus und ging jagen. Nur dann senkte Linzel ihre Abschirmung und entspannte sich, doch es gab niemanden, mit dem sie reden konnte. Manchmal lag sie in der Nacht wach, kalter Schweiß perlte über ihr Gesicht, ihr Herz klopfte, ihr Atem raste, ihr Geist kreiste hin und her und her und hin, und sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg, obwohl sie wusste, dass es keinen gab.
    Nach einer solchen Nacht - Mahlon war mehrere Tage fort und die Illusion des Friedens hatte sie übermannt - ging sie die Treppe hinunter und fand den Großen Saal in Aufruhr vor. Ein offenbar müder und hungriger Besucher war eingetroffen, doch der Hauptmann, der in Mahlons Abwesenheit das Kommando führte, wollte den Reisenden nicht in den Saal lassen. Linzel war entsetzt. In diesem schroffen Land war Gastfreundschaft gegenüber Reisenden Pflicht. Sie war zudem neugierig auf Nachrichten von außen; ein Reisender würde sich wenigstens mit ihr unterhalten. Daher schritt sie zur Tür und stieß sie fest auf. Ihre grünen Augen blitzten, als sie den Mund öffnete, um den Hauptmann zurechtzuweisen. Und er blieb in sprachloser Überraschung offen, denn auf der breiten Steintreppe stand die von der Reise völlig verwahrloste Gestalt einer Frau. Die Fremde war groß und knochig und trug Reithosen und Stiefel wie ein Mann. Sie hatte den Umhang nach hinten geworfen, und ihr kurz geschnittenes Haar fing den Sonnenschein wie eine goldene Kappe ein. Sie hatte ein Bein vor das andere auf die Stufen gestellt, ihr Unterarm ruhte auf dem Oberschenkel, in der einen Hand hielt sie ihre Reithandschuhe. In der anderen hingen die Zügel eines sehr müden Pferdes, das mit einem erhobenen Lauf und hängendem Kopf dastand. Das Pferd schien ihr wichtiger zu sein als sie selbst, doch der Hauptmann war stur, und seine Stimme grob und wütend.
    »Solche wie dich wollen wir hier nicht haben!«, fauchte er.
    »Anständige Frauen und deren Schutz sind uns wichtiger!«
    »Ich bin keine Bedrohung für Eure Frauen«, sagte die Fremde ruhig. »Ich bitte nur um ein paar Stunden Ruhe für mein Pferd und etwas Nahrung für uns beide. Wenn Ihr wollt, nehme ich auch gern mit dem Stall vorlieb.«
    »Ich will, dass du sofort von hier verschwindest. Wenn du nicht gleich abhaust, hetze ich die Hunde auf dich.«
    Die Reisende schien gerade wieder das Wort ergreifen zu wollen, als Linzel wieder zu sich kam und in das Getümmel hinaustrat.
    »Ihr vergesst Euch, Hauptmann«, fauchte sie. Die Frau auf der Treppe schaute Linzel an. »Hier bin ich die Herrin, und so lange wird an dieser Tür niemand abgewiesen! Sorgt auf der Stelle dafür, dass sich jemand um das Pferd kümmert!« Dann sprach sie die Frau an. »Bitte, tretet ein und teilt mit uns, was wir haben.«
    »Danke, meine Dame, aber ich werde mich zuerst um mein Reittier kümmern. Könnte mir vielleicht jemand den Stall zeigen?«
    »Natürlich«, sagte Linzel freundlich. »Der Hauptmann zeigt ihn Euch.« Sie schaute in seine wütenden Augen. Endlich zog er den Kopf ein und lief, je drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Linzel grinste. Als die Blicke der beiden Frauen sich trafen, lächelten sie. Linzel spürte eine plötzliche Wärme in der Magengrube. Ihre Gedanken waren identisch, dessen war sie sicher, aber das Gefühl war neu für sie.
    Als sie darauf wartete, dass die Frau erwachte, konnte sie es vor Spannung kaum aushalten. Nachdem man die Fremde gebadet, verköstigt und in einen Schlafraum geführt hatte, hatte sie in ihrer Erschöpfung den ganzen Tag verschlafen. Linzel hatte sich inzwischen leichtfüßig ihrer Aufgaben angenommen und dabei völlig ihre spitze Zunge vergessen, denn nun konzentrierte sie sich auf etwas, das nichts mit ihrem privaten Elend zu tun hatte. Später hatte sie sich in die kleine Kammer zurückgezogen, die sie ihren
    ›Nachmittagsraum‹ nannte. Dort stieß die Fremde auf sie.
    »Ich entschuldige mich für mein ungehöriges Benehmen, meine Dame«, sagte die Frau. »Aber seit ich vor drei Monaten mein Gildenhaus verlassen habe, habe ich in keinem Bett mehr geschlafen. Man empfängt mich nicht überall, wo ich auftauche, mit offenen Armen.«
    »Der Hauptmann hatte eindeutig Angst vor Euch«, sagte Linzel.
    »Ich sehe in Euch zwar nichts,

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