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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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unglaublichen Einzelheiten, als der Geschmack von Wein sich mit einem scharfen, kupfernen Aroma mischte, das ihre Sinne betörte. Sein Mund war hart und fordernd. Sie versuchte, das Gesicht wegzudrehen, doch es gelang ihr nicht, und sie geriet plötzlich in Panik. Linzel wusste nicht, was er tat, was er wollte, was er von ihr erwartete, dieser dunkelhaarige, schweigende Mann, der sie mit einem schmerzenden und erniedrigenden Griff festhielt, doch sie konnte sich nicht dazu bringen, ihn zu fragen. Mit drei Schritten erreichte er das große, mit einem Baldachin versehene Bett, das mit schneeweißen Laken und getrockneten Rosenblüten bedeckt war, und legte Linzel auf den riesigen Polstern ab. Sie zog sich auf der Stelle an die Wand zurück und saß, die Knie ans Kinn gezogen, reglos da und musterte ihn mit dem Blick eines in die Enge getriebenen Tiers, als er anfing, sich zu entkleiden. Ihr Herz schlug gegen ihre Rippen. Sie konnte nur ganz flach atmen, und der Raum verschwamm vor ihren Augen. Ani liebsten hätte sie laut geschrien, aber sie wusste, dass niemand kommen würde. An diesem Abend gab es niemanden außer ihr und dem großen, finsteren, schweigenden Mann, der sich ohne Eile seiner Stiefel und Reithosen entledigte und schließlich ein weißes Leinenhemd auszog. Sein breiter Brustkorb war von dichtem, krausem, schwarzem Haar bedeckt, das sich in einer dünnen Linie bis zu seinem flachen, harten Bauch hinunterzog, um sich dort wieder zu verbreitern.
    Linzel hatte ihre Brüder oft nackt gesehen, besonders die jüngeren, und sich wenig dabei gedacht, doch ein erwachsener Mann im Zustand der Erregung war eine völlig neue Erfahrung für sie.
    Entsetzt schloss sie die Augen, als sie spürte, dass seine Hand sich auf ihr Gelenk legte und sie über das Bett zu ihm hinzog. Sie spürte, dass seine Hände an ihren Kleidern zerrten, bemerkte plötzlich kalte Luft an ihrem Körper, hörte ihn jäh Luft holen, doch sie blieb distanziert und starr und verweigerte jegliche Reaktion. Stumm ertrug sie seine Zärtlichkeiten, nahm sein heiseres Geflüster kaum wahr, und als der Schmerz kam, erblühte er wie eine blutende Blume tief in ihrem Inneren. Sie schrie nicht einmal auf; sie hatte sich längst ein Stück des Bettlakens in den Mund gestopft, um es zu verhindern. Sie weinte auch später nicht. Sie legte sich so weit wie möglich von dem schwer atmenden Mann hin und fürchtete, dass die geringste Bewegung ihn wecken und dazu ermutigen könnte, die gesamte schmerzhafte und grauenvolle Episode zu wiederholen.
    Während die Nacht verging, jagte ein verwirrter Gedanke nach dem anderen durch ihren Kopf. Sie dachte sehnsuchtsvoll daran, ein Pferd zu satteln und von diesem Alptraumort fortzureiten. Doch dicht auf den Fersen dieser Vorstellung kam ein Bild, in dem man sie als Ungnädige nach Rihannon zurückschleppte, damit ihre Familie nicht in Schmach und Schande fiel, weil sie ihren Eid gebrochen hatte. In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander, bis sie erschöpft war und eindöste. Sie erwachte, als die Sonne über die Gebirgskette trat und ihr Gatte sich ihr erwartungsvoll zuwandte.
    Noch einmal ertrug sie ihn, und die erste kleine Narbe des Hasses weitete sich in ihrem Herzen zu einer festen Verkalkung aus.
    Als sie, nachdem er von ihr abgelassen hatte und nach unten gegangen war, am Kamin stand, seifte sie sich mit der weichen, duftenden Seife ein, die sie von zu Hause mitgenommen hatte, und schrubbte sich ab, bis ihre Haut schmerzte. Das Zimmermädchen brachte warmes Wasser. Linzel schüttete es über ihren Körper und versuchte, den stumpfen Schmerz zu lindern, das Gefühl der Schändung, das sie noch immer empfand. In ihrem Bauch brannte ein kleiner heißer Kern. Auch wenn sie sein lebhaftes Erforschen ihres Körpers ertragen, seine Kinder gebären, ihm den Haushalt führen und ihr Leben neu gestalten musste, um dem Bild seiner Ehefrau zu entsprechen - es musste ihr deswegen nicht gefallen. Sie musste nicht plötzlich widerstandslos und unterwürfig werden. Sie war diejenige, die sie immer schon gewesen war, und Mahlon ne Royhann sollte es am besten von Anfang an wissen! Als sie nach unten kam, war ihr dichtes, glänzendes Haar zusammengebunden und im Nacken unter einem Netz verborgen. Ihr Kleid war dementsprechend bescheiden, und ihr langer, blattgrüner Unterrock ließ ihre Augen noch intensiver als Smaragde glänzen. Linzel scherte sich nicht um die Bewunderung, die sie unter jenen fand, die am Tisch saßen. Mit einem

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