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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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er nicht die Absicht hatte, zum Schwert zu greifen. »Ich will dir helfen.«
    »Du?« platzte der Sklave heraus, und wie er es sagte, waren seine Worte voll verhaltenem Hohn. »Scida hat dich hinter mir her geschickt, um mich zu töten.«
    »Du irrst, Jerka.«
    »Zweimal war Halbmond, seit die Amazone nur noch Augen für dich hat, Honga. Was hat sie dir versprochen, dafür, daß du mich tötest? Macht sie dich zu ihrem Begleiter, oder schenkt sie dir gar die Freiheit?«
    »Nichts davon ist wahr.«
    »Dann beweise es, indem du mir nicht länger folgst.« Jerka sprach’s und warf sich herum.
    Mythor stöhnte unterdrückt auf. Er durfte den Insulaner nicht aus den Augen verlieren. Also hastete er weiter. Bewußt ließ er dem Sklaven einen größeren Vorsprung, doch war dieser nun auf der Hut und würde die erstbeste Gelegenheit nutzen, ihm zu entkommen.
    Jerka floh in Richtung auf die Küste. Von Scida wußte der Sohn des Kometen, daß in einer geschützten Bucht der Hafen lag. Der Sklave konnte nicht so kühn sein, ein Schiff der Galee kapern zu wollen. Allein der Versuch würde ihn den Kopf kosten.
    Die ersten schroffen Klippen tauchten auf.
    Mythor sah den Verfolgten zwischen den Felsen verschwinden. Ohne zu zögern, folgte er ihm.
    Die See lag merkwürdig ruhig. Scheinbar zum Greifen nahe war der Horizont, an dem die tiefhängenden Wolken sich mit dem Wasser vereinten.
    Mythor kletterte vorsichtig. Das verhärtete Schwammgewebe bot vielfältigen Halt. Dennoch war der Untergrund tückisch und glatt.
    Gehetzt blickte Jerka sich um. Im nächsten Moment war er verschwunden, als habe er sich einfach in Luft aufgelöst.
    Mythor war wenige Augenblicke später dort, wo der Sklave eben gewesen. Eine enge Schlucht öffnete sich vor ihm.
    Irgendwo rieselte Geröll herab.
    Mythor wirbelte herum. Er wußte nicht, wie Jerka es geschafft hatte, aber der Mann stand oben auf einem Grat und starrte zu ihm herab und stieß soeben einen mächtigen, verwitterten Felsblock nach unten.
    Schon beim ersten Aufprall zersplitterte der Brocken, wobei er weitere Steine aus der Wand riß.
    Mythor blieb nur ein Ausweg. Eine ausgewaschene Rinne im Boden war gerade tief genug, daß er sich hineinzwängen konnte. Kaum hatte er sich fallen lassen und die Arme schützend über dem Kopf verschränkt, als die Felsen unter dem Aufschlag der Lawine erzitterten. Der Sohn des Kometen verspürte einen heftigen Luftzug, der über ihn hinwegstrich. Unmittelbar vor ihm prallten Steine von der Größe eines Kopfes auf und barsten in tausend Stücke.
    Das Dröhnen und Poltern verstummte dann schnell, wich einer geradezu beängstigenden Ruhe. Mythor verharrte noch für die Dauer einiger Atemzüge, bereit, aufzuspringen und zu kämpfen. Aber Jerka kam nicht, um seine Waffe zu holen.
    Als er sich vorsichtig aufrichtete, sah er den Sklaven am jenseitigen Ende der Schlucht verschwinden. Staub und lockeres Geröll von seinen Kleidern schüttelnd, folgte Mythor dem Mann.
    Jerka wandte sich nun landeinwärts und erweckte damit den Anschein, kein wirkliches Ziel zu haben. Hatte er gar die Nähe der Klippen nur gesucht, um sich seines Verfolgers zu entledigen?
    Das Verhalten des Sklaven zeigte deutlich, daß er sich fürchtete.
    Allmählich schloß Mythor wieder dichter auf. Er bezweifelte Scidas Vermutungen. Aber bevor er seine Gedanken zu Ende bringen konnte, geschah es.
    Jerka schien die drei Weiber nicht zu sehen, die, plötzlich wie aus dem Boden gewachsen, keine zehn Schritte vor ihm standen.
    Sie griffen ihn mit bloßen Fäusten an, er wandte sich um und floh. Düsteren Schemen gleich, huschten sie hinter ihm her. Ihre Gesichter konnte Mythor nicht sehen, aber er glaubte, eine Ausstrahlung des Bösen zu spüren, die von ihnen ausging.
    Sie kamen genau auf ihn zu. Wenn er nicht wollte, daß sie ihn entdeckten, mußte er hinter die nächsten Büsche ausweichen.
    Jerka stürzte über eine Wurzel. Noch im Fallen schrie er gellend auf.
    Mythor war ihm nahe genug, um sein verzerrtes Gesicht erkennen zu können. Schon griffen dürre, knochige Arme nach dem Sklaven. Er wehrte sich, schlug mit Händen und Füßen um sich, nur half es ihm nicht. Die Weiber zerrten ihn hoch und stellten ihn auf die Beine. Dann stießen sie ihn vorwärts.
    Aber sie näherten sich nicht den Hütten, die in einiger Entfernung zu sehen waren und auch nicht dem Stadtkern, der rechter Hand vielleicht dreihundert Schritte entfernt lag. Sie schleppten Jerka ins Unterholz, wo dieses am dichtesten

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