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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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zerschellte an der Wand.
    Erst in diesem Moment schien der Mann zu begreifen, was er getan hatte. Während Scida ein Schwert aus der Scheide riß, warf er sich herum und floh. Bleich war sein Gesicht, und Furcht beflügelte seinen Schritt, als er die Höhle verließ.
    Der Regen peitschte ihm entgegen und nahm ihm den Atem.
    Der Sklave hastete den Abhang hinunter. Auf den nunmehr glitschigen Versteinerungen rutschte er aus und stürzte. Verzweifelt nach einem Halt suchend, überschlug er sich mehrmals, bevor dorniges Gestrüpp den Fall auffing.
    Fetzen seiner Kleidung blieben an den Ästen hängen. Aus mehreren kleinen Wunden blutend, eilte er weiter, verharrte aber hin und wieder und schien zu lauschen.
    Doch Scida folgte ihm nicht.
    Und der Schatten, der ihm dicht auf den Fersen war, blieb seinem Blick verborgen.
    Mit der Zeit wurde er ruhiger. Er sah ein, daß er nichts gewinnen konnte, wenn er wie von Furien gehetzt davonlief. Gondaha zu verlassen, war ohnehin unmöglich, und wenn er sich nicht vorsah, würde er die unverhofft gewonnene Freiheit sehr bald wieder verlieren. Fürs erste galt es, ein Versteck zu finden, in dem er sicher war.
    Die verlassene Hütte fiel ihm ein. Allerdings mochte das schützende Schwammgewebe sich inzwischen aufgelöst haben. Dann boten ihm lediglich die Wipfel des nahen Waldes Unterschlupf.
    Er erschrak, als in unmittelbarer Nähe ein Ast krachend zerbrach.
    Verzweifelt suchte er nach etwas, das als Waffe zu gebrauchen war. Indes fand er nur einen großen Stein, der zu schwer war, um ihn lange in der Hand zu halten.
    Das gleichmäßige Trommeln des Regens machte es schwer, irgendwelche anderen Geräusche herauszuhören. Aber waren da nicht leise Schritte und ein verhaltenes Atmen? Der Sklave erstarrte. Deutlich glaubte er zu spüren, daß jemand auf ihn zukam.
    Mit aller Wucht schleuderte er den Stein in die Richtung, in der er den Angreifer vermutete. Dann wandte er sich um und hastete weiter. Ein unterdrückter Aufschrei verriet ihm, daß er getroffen hatte.
    Mythor wußte, was Scida beabsichtigte, und in gewisser Hinsicht tat ihm der Mann leid. Aber es mußte wohl so sein.
    Alle Sklaven, über die sie noch verfügte, hatte die Amazone vor nicht allzu langer Zeit aus Sammelstellen im verwaisten Gebiet der Zaubermutter Zuma geholt, kurz bevor sie nach Gondaha gelangt war. Mythor konnte deren Schicksal nachempfinden.
    Er folgte dem Fliehenden, darauf bedacht, unbemerkt zu bleiben. Als er auf einen dürren Ast trat, erstarrte er.
    Hatte der Sklave das Geräusch vernommen?
    Mythor wartete eine Weile. Hohe Farnwedel versperrten ihm zum Teil die Sicht. Wenn er den Mann nicht aus den Augen verlieren wollte, mußte er weiter. Denn obwohl es noch früh am Tag war, brachten die tiefhängenden Regenwolken eine trübe Dämmerung.
    Im nächsten Moment traf ihn etwas hart an der Schulter. Mythor schrie auf. Er erkannte, daß es ein großer, versteinerter Schwammbrocken war, den nur der Sklave nach ihm geworfen haben konnte.
    War da nicht eine flüchtige Bewegung?
    »Warte«, rief Mythor.
    Wie nicht anders zu erwarten gewesen, erhielt er keine Antwort.
    Er folgte dem Mann, ohne auf die Äste zu achten, die ihm ins Gesicht peitschten.
    »Ich will dir helfen. Bleib stehen!«
    Nichts.
    Er verharrte und lauschte angestrengt. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. Obgleich der Boden noch immer dampfte, wurde die Sicht besser.
    Mythor drehte sich einmal um die eigene Achse. Er vermochte nicht zu sagen, in welche Richtung der Sklave davongelaufen war. Aber der Mann konnte nicht weit sein, mußte sich irgendwo in der Nähe verborgen halten.
    Der Schrei eines Vogels ließ ihn aufsehen. Plötzlich stob ein ganzer Schwarm auf und schwang sich kreischend in die Baumkronen hinauf.
    Die betreffende Stelle lag kaum vierzig Schritte entfernt.
    Vorsichtig die zarten, doch widerstandsfähigen Halme zur Seite schiebend, ging Mythor weiter.
    Er entdeckte einen abgeknickten Halm, der ihm bewies, daß er auf der richtigen Spur war. Kurz darauf fand der Gorganer den Abdruck eines Stiefels in der nassen Erde.
    Übergangslos geriet er zwischen blühendes Buschwerk, das kaum weiter als bis in Hüfthöhe aufragte. Aber das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Er sah den Sklaven in einiger Entfernung vor sich und erkannte ihn erst jetzt.
    » Jerka«, rief er überrascht aus.
    Der andere blieb stehen.
    »Honga. Warum folgst du mir?«
    »Ich sagte es bereits.« Mythor breitete die Arme aus, um zu zeigen, daß

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