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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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schien sein Handeln für die Angreiferin so überraschend zu kommen, daß er ihr die Waffe entreißen konnte.
    Mythor wirbelte herum und stach mit dem Speer von unten herauf zu. Ächzend sank eine der Frauen in sich zusammen, die mit zwei Klingen auf ihn eindringen wollte.
    Wie er es von Scida gesehen hatte, handhabte er den knapp eine Körperlänge messenden Schaft. Klirrend und ohne Kerben zu hinterlassen, prallten die Schwerter davon ab.
    Drei der Weiber stieß Mythor zu Boden. Bevor sie sich wieder erheben konnten, sandte er sie mit kurzen Hieben ins Reich der Träume.
    Die beiden letzten wichen vor ihm zurück.
    »Wer bist du, daß du so kämpfen kannst?«
    »Fragt Galee«, lautete seine spöttische Antwort. »Sie wird es euch sagen.«
    »Du nennst meinen Namen?«
    Erschrocken fuhr Mythor herum. Keine fünf Schritte hinter ihm stand die Frau, die Gerrek und Ramoa gefangen und die er im Zweikampf besiegt hatte. Sie hob die Fackel, die sie trug, und kam langsam näher.
    »Dich kenne ich«, stellte sie zögernd fest.
    »Mag sein«, murmelte Mythor und wollte sich abwenden.
    »Bleib!« fauchte Galee. »Du bist der Tau. Ich wußte, daß du dich nicht lange von mir verbergen kannst.« Sie blieb stehen. »Ergreift ihn!« befahl sie ihren Weibern. »Er soll mir Untertan sein. Und er wird lernen, zu gehorchen.«
    »Niemals«, rief Mythor aus.
    Er hielt den Speer am Schaftende und schwang ihn wie der Schnitter die Sense. Eine der Frauen stürzte, als er sie in die Kniekehle traf. Aber ihre Hände klammerten sich um das Holz, und sie trachtete danach, es Mythor zu entreißen. Mit einer raschen Drehung gelang es ihm indes, die Waffe wieder an sich zu bringen.
    Galee schlug nach ihm. Er schmetterte ihr den Speer an die Hüfte, stürmte unvermittelt vor und riß zwei der Frauen mit sich. Sie stürzten rückwärts in die Hütte, die unter ihrem Aufprall zusammenbrach.
    Mythor ließ die Waffe fallen und griff nach Alton. Nicht einen Augenblick zu früh, denn gerade holte Galee erneut gegen ihn aus. Krachend trafen die Schwerter aufeinander.
    »Wo sind meine Freunde?«
    »Du wirst sie nicht wiedersehen«, höhnte die Frau und stieß mit der Fackel zu, während sie gleichzeitig die Klinge von unten herauf führte.
    Geblendet wich Mythor zurück. Feurige Lohen tanzten vor seinen Augen und machten es ihm unmöglich, mehr als nur schemenhafte Umrisse zu erkennen. Galee triumphierte.
    »Auf den Knien sollst du vor mir liegen…«
    Instinktiv wehrte er ihren nächsten Hieb ab. Tränen klärten seinen Blick schnell wieder. Er schwang Alton und schlug der Frau die Fackel aus der Hand. Noch einmal stürmte sie vor und suchte Mythor zu treffen, dann hielt sie unvermittelt inne.
    Knisternd züngelten erste Flammen über den Boden und breiteten sich schnell aus. Schon leckten sie an einer der Hütten empor.
    Galee beachtete ihren Gegner nicht mehr.
    »Wasser!« schrie sie auf. »Bringt Wasser her!«
    Dicke schwarze Rauchwolken wälzten sich über den Boden, während das Feuer höher aufloderte. In den dicht gedrängt stehenden Bauten fand es reichlich Nahrung.
    Niemand achtete noch auf Mythor.
    »Honga«, zischte es hinter ihm. »Wir müssen verschwinden, bevor der Brand gelöscht ist.«
    Er fühlte Zorn in sich aufsteigen.
    »Du hofftest, daß sie mich töten oder daß Galee mich bekommt.«
    Scidas Stimme klang drängender:
    »Ich wollte lediglich sehen, wie du dich bewährst. Immerhin könntest du es wieder mit Galee und ihrer Meute zu tun bekommen.«
    Das Prasseln des Feuers wurde lauter. Sklaven schleppten die ersten Wassereimer heran.
    »Gewißheit über das Schicksal deiner Begleiter wirst du von diesen Weibern niemals erhalten. Also…«
    Mythor folgte Scida, weil ihre Worte überzeugten. Und weil er nicht hoffen durfte, daß Galee ihn auch nur anhören würde.
    Der Schein des Feuers begleitete sie noch eine Weile. Scida schlug einen anderen Weg ein als den, auf dem sie gekommen waren. An schroffen, nackten Fels schloß sich dichtes Unterholz an. Vereinzelt ragten Gläserne Bäume in den Himmel. Mythor fühlte ihre Blätter unter seinen Füßen zersplittern, und ihm war, als öffne sich ein Tor des Lichtes vor ihm.
    Er verhielt seinen Schritt.
    Wohlige Wärme und Feengesang umfingen ihn. Nie zuvor hatte er sich ähnlich frei gefühlt.
    Vergiß, was du bist, klang es in ihm auf. Das Ziel deiner Wünsche ist nahe. Wage den einen Schritt, der dich von der Erfüllung deiner Träume noch trennt.
    Alles um ihn her war plötzlich ganz

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