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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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weiter anzustacheln.
    Früher – es lag nicht einmal viele Monde zurück – hätte er sich ihr ungestüm entgegengeworfen und mit der bloßen Kraft seines Schwertarms den Sieg zu erzwingen gesucht. Inzwischen hatte er gelernt. Oft war es besser, abzuwarten und den Gegner zu beobachten, seine Art zu kämpfen herauszufinden, um ihm dann auf die gleiche Weise begegnen zu können.
    Galee schien sein Zögern als Schwäche auszulegen. Und sie wurde wütend, weil einige der Frauen herumstanden, um allem Anschein nach dem Kampf beizuwohnen.
    »Verschwindet endlich!« brüllte sie und attackierte Mythor im gleichen Atemzug erneut. Ihr Schwert zuckte von oben herab, daß der Sohn des Kometen gezwungen war, mit Alton zu parieren. Klirrend prallten die Klingen aufeinander. Galee setzte mit dem Dolch nach, aber Mythor wich ihr aus und stieß sie mit der Faust von sich.
    »Na warte, Kerl, dich werde ich lehren…«
    Mit blitzschnellen Kreuzhieben trieb sie ihn vor sich her. Er sah, daß soeben Gerrek weggeschleift wurde und wollte an ihr vorbei, aber sie versperrte ihm den Weg. Ein höhnisches Lachen erschien auf ihren Zügen.
    Galee war längst nicht so geschmeidig wie Burra, auch schien ihr die nötige Erfahrung im Umgang mit dem Schwert zu fehlen. Trotzdem kämpfte sie fast so gut wie mancher Krieger Gorgans.
    Flüchtig dachte Mythor daran, wie es wohl wäre, wenn Horden von Amazonen im Norden einfielen. Selbst die Caer mochten ihnen nicht gewachsen sein.
    Indes verwarf er diesen Gedanken sofort wieder. Die Gegenwart kannte andere Probleme. Lerreigen, Nottr und Sadagar waren Männer, die den Widerstand gegen die dämonischen Mächte schüren würden. Und seit Logghard ruhte Drudin mitsamt dem Schwarzstein aus stong-nil-lumen auf dem Grund des Meeres.
    Mit ungestümer Wildheit drang Galee auf Mythor ein.
    »Du bist wirklich kräftig«, keuchte sie. »Du hättest mein Sklave werden können. Aber du wählst den Tod.«
    »Die Freiheit«, erwiderte Mythor. Gestrüpp behinderte ihn.
    In Galees Augen blitzte es auf; der Sohn des Kometen warf sich im selben Moment zur Seite. Hinter ihm zerfetzte das Schwert der Frau Laub und Äste.
    Mythor mußte schnell handeln, wollte er nicht endgültig von Gerrek und Ramoa getrennt werden.
    Aber Galee wehrte seine wütenden Hiebe ab.
    »Du führst die Klinge wie eine von uns.« Sie nickte anerkennend. »Bisher habe ich nur mit dir gespielt, nun mache ich ernst.«
    Mit ungestümer Wucht geführt, schnitt ihre Waffe pfeifend durch die Luft. Mythor nahm Alton in beide Hände, parierte, schlug seinerseits zu. Das Klirren der Schwerter übertönte sogar das Tosen des Meeres.
    Galees hübsches Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. Sie schwieg jetzt, weil sie erkannt hatte, daß der Gegner sich von ihren Sticheleien nicht zur Unvorsichtigkeit verleiten ließ.
    Endlich gelang es Mythor, einen gezielten Hieb anzubringen. Er traf die Frau an der Schwerthand und fügte ihr eine heftig blutende Wunde zu.
    Galee schrie auf. Mehr überrascht allerdings als vor Schmerz, denn mit dem nächsten Schlag entriß Mythor ihr das Schwert, das sich etliche Schritte entfernt in den Boden bohrte – unerreichbar für sie, die allein mit dem Dolch nichts anzufangen wußte.
    Nur eine Handbreit von ihrer Kehle verhielt die nadelscharfe Spitze des Gläsernen Schwertes. Obwohl Mythor der Schweiß auf der Stirn stand, zitterte er nicht.
    »Endlich können wir uns vernünftig miteinander unterhalten«, sagte er. »Laß das Messer fallen.«
    Die Verblüffung war ihr anzusehen.
    »Ich habe nie einen Mann erlebt, der so kämpft«, gestand sie. »Allerdings hört man, daß es im Land der Wilden Männer Krieger gibt, die es mit jeder Amazone aufnehmen würden. Bevor du mich tötest, nenne mir deine Herkunft.«
    »Ich bin Honga, ein wiedergeborener Heroe der Tau. Du irrst, wenn du annimmst, daß ich dir den Todesstoß versetzen werde. Mir liegt nichts daran, denn ich kann dich jederzeit wieder besiegen. Alles, was ich von dir will, ist der Befehl, meine Freunde freizulassen.«
    »Lieber stürze ich mich selbst ins Schwert, als meine Ehre zu verlieren.«
    Ein Mann hastete heran. Wie die beiden in Galees Gefolgschaft, trug auch er nur einen Lendenschurz. Er war nicht sonderlich kräftig, sondern eher von gedrungenem Wuchs, und wirkte verängstigt. Seiner blassen Hautfarbe nach zu urteilen, handelte es sich um einen Insulaner aus dem Dämmerland. Als er Galee sah, schlug er schnell die Augen nieder.
    »Du«, keuchte er, an Mythor gewandt,

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