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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Gaze. Hast du Medikamente oder Ersatzverbände oder Salbe?«
    Er hob ärgerlich die Hand, doch dann gab er mir einen Beutel mit Verbandszeug, Medikamenten und Salben. Ich sah alles durch, dann desinfizierte ich meine Hände und begann die äußere Schicht des Verbands zu entfernen. Er zuckte zusammen.
    »Tut mir Leid. Ich hoffe, es dauert nicht lange.«
    »Weißt du, was du tust?«
    »Ja.«
    Seine Miene war zweifelnd, aber er hielt still. Ich nahm den Verband ab. »Wer hat das behandelt? Derjenige hat gute Arbeit geleistet.«
    »Sie.«
    Ich lachte. »Mein Gott, bin ich sexistisch. Wer ist sie? Mrs. Decker.«
    »Ja.«
    »Weiß Lieutenant Decker davon?«
    »Nein, er weiß weder, dass seine Frau hier war, noch dass ich angeschossen bin. Es gibt vieles, was Lieutenant Decker nicht weiß.«
    »Was ist los?«
    »Das ist kompliziert.«
    »Ich hab genug Zeit, bis ich zum Flugplatz muss.«
    Er redete mit mir, während ich arbeitete. Seine Sätze waren präzise und knapp. Ich bekam die Kurzfassung zu hören. Nach zwanzig Minuten hatte ich ihn verbunden. Er setzte sich und nahm einen weiteren Schluck Scotch.
    »Du solltest nicht trinken, wenn du Schmerztabletten nimmst«, sagte ich.
    »Deinetwegen hab ich aufgehört zu rauchen. Lass mich in Ruhe.«
    »Ich mach mir Sorgen um dich.«
    »Mein Körper ist immun gegen Medikamente. Ein Wunder, dass ich noch am Leben bin.«
    Ich nahm ihm die Flasche aus der Hand und fuhr mit der Hand über das aschfahle Gesicht. »Ich bin froh darüber.«
    Er musterte mich. Vor langer Zeit hatte sein durchdringender Blick mich nervös gemacht, jetzt nicht mehr. Die Jahre mit Chris' Unberechenbarkeit hatten mich abgehärtet. Zunächst hatten meine Großeltern meinen Sohn und mich unterstützt. Sie sind sehr lieb, aber ich weiß, dass wir eine Last waren. Nach achtzehn Monaten versicherte ich ihnen, ich würde es schon schaffen, und überredete sie, in eine Seniorensiedlung nach Florida zu ziehen. Sofort versank ich in Armut. Fast zwei Jahre ging ich aufs College und versuchte gleichzeitig etwas zu verdienen. Die Schulden wuchsen mir langsam über den Kopf -und Chris sah zu. Als ich am Ende war - kurz vor der Räumung -, warf Chris mir einen Rettungsanker zu. Ich ergriff ihn und habe seitdem nicht zurückgeblickt, obwohl ich es eines Tages t un werde. Kein Ruhmesblatt in meiner Geschichte.
    Seine Hände berührten mein Gesicht. Er küsste mich. lange und zärtlich. Ich spürte seine gepiercte Zunge in meinem Mund. Er löste meinen Pferdeschwanz und fuhr durch mein langes Haar. Er küsste mich immer wieder. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    »Nein, tust du nicht.«
    »Doch«, sagte ich. »Wäre ich sonst hier?«
    »Klar, aus Dankbarkeit.«
    »Du glaubst nicht an meine Gefühle. Sei nicht gemein.« Ich ließ meine Hand zur Innenseite seines Schenkels wandern. »Sei lieb.«
    Er legte sie auf seine Leiste, und ich spürte ihn unter meinen Fingern wachsen. Er schloss die Augen und atmete deutlich hörbar. »Ich vergesse immer wieder, was du mit mir anstellst«, flüsterte er. Er sah mich mit einem gierigen Blick an. »Hier ist es ganz sicher, Teresa. Der einzige Ort, wo ich in Ruhe reden kann.«
    »Ich wusste nicht, dass du reden wolltest.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste seine Lippen, dann biss ich hinein. »Macht nichts, Chris. Hier ist es gut. Überall ist es gut.«
    »Willst du ein Kissen?«
    »Hast du ein sauberes?«
    Er schnitt eine Grimasse. »Du bist sehr komisch.« »Ich meine es ernst. Ich weiß ja nicht, wen du sonst so hierher bringst.«
    »Niemand. Du weißt, wie ordentlich ich bin.« Das stimmte.
    »Ich hab auch eine Stereoanlage hier«, sagte er. »Vivaldis Vier Jahreszeiten?« Ein Lächeln spielte um seinen Mund - es brachte seine Augen zum Leuchten und ließ ihn unglaublich a ttraktiv erscheinen. »Oder die Gipsy Kings?« »Du Teufel.« Ich lächelte zurück. »Bin gleich wieder da.«
    Er war aufgeregt wie ein kleiner Junge, wie damals, als ich ihm etwas zu Weihnachten geschenkt hatte. Er legte die CD ein und brachte ein großes Kissen mit, das er auf dem Schreibtisch platzierte.
    Ich zog es auf den Boden und ließ mich auf die Knie sinken.
    Ein paar Stunden später fragte ich ihn, ob ich irgendwo duschen könnte. Obwohl er behauptete, sonst immer Kondome zu nehmen, weigerte er sich, sie zu benutzen, wenn er mit mir schlief. Er sagte, das würde er nur tun, weil ich der einzige Mensch sei, dem er vertrauen könne. Aber es war mehr als das. Alles, was ihn

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