Die Schwingen des Todes
einschränkte, galt ihm als Beweis dafür, dass ich sein tiefstes Inneres ablehnte - deshalb waren meine Bitten auf taube Ohren gestoßen. Ich war so vernünftig gewesen, mir eine Spirale einsetzen zu lassen, als wir wieder intim wurden, aber das schützte nicht vor Krankheiten. Als ich ihn das letzte Mal gebeten hatte, ein Kondom zu verwenden, war er sehr wütend geworden - eine schweigende, bedrohliche Wut, die Furcht in mir auslöste.
»Oben ist ein Bad. Ich komme gleich mit.« Er nahm meine Hand und küsste jeden meiner Finger. Dann ließ er sie los und zog sich an. Als er sich setzte, war er immer noch außer Atem. »Lass mich mal verschnaufen. Du hast mich richtig auf Trab gebracht, du Biest.«
Ich zog mich an und band meine Haare zusammen. Nachdem ich die halbe Flasche Evian ausgetrunken hatte, nahm er einen großen Schluck vom Rest und schloss die Augen. Er war schweiß nass und sah erschöpft aus. Ich legte ihm die Hand auf die Stirn. »Du bist sehr heiß.«
»Es ist stickig hier drin.«
»Du hast Fieber, Chris.« »Kein Wunder nach der ganzen Gymnastik.« »Ich mach mir Sorgen, Kann ich mit deinem Arzt reden? Du brauchst ein Antibiotikum.« »Hab ich.« »Nimmst du's?« »Nein.«
»Warum nicht?«
»Es schlägt mir auf den Magen.«
»Christopher.«
»Ich werd's nehmen.« Er trank das Wasser aus. »Wahrscheinlich bin ich bloß ausgetrocknet. Nörgel nicht rum.«
»Ich mach mir Sorgen um dich.« Ich setzte mich auf seinen Schoß. »Bitte.«
»Okay, ich werde das Keflex nehmen.« Er knabberte an meiner Oberlippe, dann küsste er mich. »Zufrieden?«
»Ja.«
Wir küssten uns. Dann löste er sich. »Also, mit wem verabredest du dich?« »Mit niemandem.«
»Lüg mich nicht an, mein Engel. Mit wem.« »Mit niemandem«, wiederholte ich.
Er nahm einen Müsliriegel aus einem Aktenschrank, aß die Hälfte und bot mir die andere an. Ich schüttelte den Kopf, und er aß ihn auf.
»Keine Verabredungen?« »Nein.«
»Warum gehst du dann mit dem Typ aus deinem Kurs ins Hilton? Wie heißt er noch? Michael Bonocelli? Sprech ich das richtig aus?«
Seine Augen waren völlig ausdruckslos.
Ich erwiderte: »Wenn dein Spitzel besser aufgepasst hätte, hätte er auch gesehen, dass ich wieder rausgekommen bin.«
Seine Miene sagte mir, dass er nicht überzeugt war.
»Es gibt da ein gutes italienisches Restaurant, Chris. Als Mike mich zum Essen eingeladen hat, wusste ich nicht, dass er noch mehr wollte.«
»Du bist trotzdem noch mit ihm ausgegangen.«
»Wir haben zusammen an einer Untersuchung gearbeitet. >Die Implikationen iatrogener Einflüsse beim Strahlentod von Brustkrebspatientinnen dritten Grades<. Das Thema interessiert mich, weil unsere beiden Mütter daran gestorben sind. Gott sei Dank haben wir einen Sohn. Der Professor heißt Doktor Edwin Alvary. Mike hat mich zum Essen eingeladen, und ich bin mitgegangen. Na und? Ich hab's satt, jeden Abend Cheeseburger oder Erdnussbutter zu essen.«
Ich schob sein Gesicht weg.
»Ich verabrede mich nicht, Chris. Wann hätte ich denn Zeit? Außerdem ist eine Parade ständig wechselnder Männer in meinem Apartment das Letzte, was ich will. Gabe ist alles für mich. Er soll keine Schlampe als Mutter haben.«
»Du wärst keine Schlampe, wenn du es ab und zu treibst.«
»Aber ich tu's nicht! Das weißt du, weil du mich beobachten lässt. Ich schlafe nur mit dir, und das ist was anderes, weil du Gabes Vater bist. Du bist der einzige Mann, mit dem ich je zusammen war. Punkt. Bei einer Vierundzwanzigjährigen ist das eigentlich lächerlich.«
»Für mich nicht. Ich krieg immer noch diesen unglaublichen Kick, wenn ich dich hinlege und dir die Beine spreize.« Ich stieß ihn wieder weg. »Sei nicht so vulgär.« »Das war ein Kompliment, mein Engel.« Ich schnitt eine Grimasse. »Ein typisch männlicher Standpunkt. Ich möchte mit dir schlafen, also solltest du dich geehrt fühlen.«
»Männer sind Hunde.«
Er sagte es völlig ausdruckslos. Rasch fiel mir ein, mit wem ich sprach. Ich küsste ihn auf die Wange. »Wenigstens bist du ein sehr großzügiger Hund.«
Er sah mir in die Augen. »Wie viel?«
»Das meinte ich nicht.«
Er öffnete die zweite Schublade seines Aktenschranks. Darin war ein Schuhkarton voller Dollarscheine. Er nahm ein paar heraus, rollte sie zusammen und reichte sie mir. Ich lehnte ab.
»Wie gesagt, das meinte ich nicht.«
Er zählte sie - achthundert Dollar. Er legte noch zwei Scheine drauf und drückte sie mir in die Hand. »Kauf was Schönes
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