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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Spaß.« Dann sagte er noch mal zu mir: »Fünf Minuten.«
    »Lass dir Zeit.«
    »Möchtest du was? Hast du Hunger?« »Nein, danke.«
    Er hob die Hände und verschwand hinter der Tür.
    Amber packte ihre Sachen zusammen und sah mich mit einer Miene an, die zwischen Verwirrung und Ehrfurcht schwankte. Ich wusste, was sie dachte. Wer ist diese Pennerin mit Pferdeschwanz und seltsam gelben Katzenaugen in zu weiten Hosen, einem schwarzen Rippenpullover mit rundem Ausschnitt, alten Turnschuhen und einer Matrosenjacke? Ihre Klamotten sehen aus wie aus dem Secondhandladen.
    Sie hatte Recht. Im Moment zahlte Chris nicht nur mein Medizinstudium, sondern auch Gabriels Privatschule, außerdem seine Klavierstunden bei einem sehr bekannten Lehrer. Chris beglich meine Miete, meine Nebenkosten, die Kindersachen und unsere Krankenversicherung. Er zahlte meine Kredite vom Grundstudium ab und gab mir Geld, wann immer ich etwas brauchte. Er fragte nie, wofür. Dank seiner Großzügigkeit brauchte ich nicht zu jobben und konnte mich ganz auf Gabe und mein Studium konzentrieren. Ich achtete genau darauf, wo jeder Cent hinging.
    Chris kannte ich seit fast neun Jahren. Wir trafen uns in der Highschool in Los Angeles, wo ich herkomme. Ich war damals in jeder Hinsicht unglaublich naiv, sicher einer der Gründe, warum er sich von mir angezogen fühlte. Aber auch mein Aussehen war nicht ganz unwichtig. Es ging alles sehr schnell, und ich glaubte, ich sei verliebt. Als ich die Leine kappen wollte, war es zu spät. Ich erwartete ein Kind.
    Inzwischen wusste ich, was Chris machte, obwohl wir nie darüber gesprochen hatten. Ab und zu las ich den Namen Donatti in der Zeitung. Als Joseph Donatti vor sechs Jahren erstmals wegen Mordes vor Gericht stand, wurde Chris wegen Beihilfe mit angeklagt. Sechs Monate später ließ man diese Anklage aus Mangel an Beweisen fallen, und kurz danach wurde Joey freigesprochen. Das Bild, auf dem er und Chris sich umarmten, kam auf die Titelseite der Tribüne. Ich hatte mehrere Artikel über Chris' Magazin und die Andeutungen über Zuhälterei und Kuppelei gelesen. Doch es konnte nie etwas bewiesen werden.
    Nein, wir redeten nie über das, was er tat, aber wir wussten beide, was er war.
    Zehn Minuten später kam er mit zwei Jungen und einem Mädchen, um das er den Arm gelegt hatte, aus seinem Büro. Er redete flüsternd mit ihnen. Das Mädchen warf mir einen Blick von der Seite zu. Ich lächelte, sie jedoch nicht. Als alle weg waren, winkte er mich herein, hielt aber den Finger vor die Lippen, Er nahm seine allgegenwärtige Scotchflasche, und wir gingen in ein großes, fensterloses Büro - ordentlich wie erwartet - mit viel Sicherheitstechnik. Ein Ventilator an der Decke sorgte für Frischluft, aber das Neonlicht war sehr grell. Als er sah, wie ich die Augen zusammenkniff, schaltete er es aus und knipste dafür eine Stehlampe an. Ich setzte mich auf die eine Seite eines quadratischen Tisches, er nahm in einem Sessel auf der anderen Platz. Er trank einen Schluck Whisky, anschließend Wasser.
    »Wo bist du angeschossen?«, fragte ich.
    Sein Lachen war gedämpft. »Sie hat dich angerufen. Rina.«
    Ich legte den Kopf schief. »Du redest sie mit dem Vornamen an?«
    »Eigentlich nicht. Sie hat damit angefangen, nicht ich.«
    »Magst du sie?«
    »Sie ist sehr attraktiv.«
    »Sie scheint sehr nett zu sein.«
    »Ist sie auch.« Er trank noch ein wenig Wasser. »Wo ist das Kind?«
    »Dein Sohn«, verbesserte ich ihn. »Ich hab ihn zu Hause bei einem Babysitter gelassen.«
    »Schön. Ich bin gern allein mit dir.«
    »Deine väterliche Fürsorge ist rührend.«
    »Das setzt voraus, dass ich die Vaterschaft anerkenne.«
    Ich seufzte leidgeprüft. »Kannst du nicht einfach einen Bluttest machen, damit wir das endlich klären? Warum quälst du mich? Warum quälst du dich selbst?«
    Seine Augen wurden schmal. »Schrei mich nicht an. Ich bin verletzt.«
    Ich stand auf, ging zu ihm und legte die Hände auf seine Schultern. »Lass mich mal sehen.«
    »Du bist noch keine Ärztin. Geh weg.«
    »Chris...« »Geh weg.« »Bitte.«
    Er stand auf, fasste mich am Kinn und küsste mich leidenschaftlich. »Nein.«
    »Du bist stur.«
    »Du siehst toll aus, Terry, wie immer.«
    »Lass mich sehen.«
    »Herrgott, du bist unausstehlich!«
    Er versuchte, sich das Hemd hochzuziehen. Als ich ihm helfen wollte, schlug er meine Hand weg. Dann zeigte er mir die Wunde.
    »Ich mach den Verband nicht auf.«
    »Das solltest du aber. Die Wunde nässt durch die

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