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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einem Nicken auf, ihm zu folgen. Die Plattform war nicht größer als einen Quadratmeter und hing etwa anderthalb Meter unter der Decke. Sie bot wenig Platz, aber Decker verstand sofort den Vorteil des Standorts. Er bot ungehinderte Sicht auf das ganze Lagerhaus.
    Einige Zeit verstrich.
    Dann flüsterte Donatti: »Sie können nicht behaupten, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
    Decker wischte sich Blut vom Gesicht. Er hatte plötzlich den Drang zu lachen, hielt sich aber zurück. Seine Gefühle waren in Aufruhr. Er flüsterte: »Sie haben auf den Van geschossen?«
    »Nicht ich«, erwiderte Donatti. »Ich dachte, es würde Sie ein paar Stunden aufhalten und mir genug Vorsprung geben, hin-und wieder zurückzukommen. Sie haben alles vermasselt!«
    »Wir waren auf dem Weg zum Flughafen. Wir wollten am Kennedy Airport mit Hershfield über ein paar Drogenhändler reden, die die Flughafenpolizei festgenommen hatte. Aber als der Wagen nach den Schüssen aus dem letzten Loch pfiff, hat Jonathan das Lagerhaus vorgeschlagen, weil es näher ist. Wenn Sie uns in Ruhe gelassen hätten, wären wir gar nicht hier.«
    Donatti starrte ihn an, dann formten seine Lippen stumme Flüche. »Wo ihr schon mal hier seid, könnt ihr euch auch nützlich machen.« Er gab ihm die Pistole des Jungen. Dann wandte er sich an Jonathan. »Davon sind noch mehr da. Können Sie schießen?« »Er ist ein Rabbi, kein Scharfschütze«, erklärte Decker. »Dann bringen Sie ihn weg.« »Das habe ich als Erstes vor.«
    »Sie kommen aber nicht auf demselben Weg raus. Es gibt eine Alarmanlage.«
    »Als wir reinkamen, ist nichts losgegangen.«
    »Es ist ein Notausgang, glauben Sie mir.«
    »Wie schaffe ich ihn dann hier raus?«
    Donatti antwortete nicht. Sein Atem ging schwer, und Schweiß tropfte ihm von den Schläfen.« »Sie sehen nicht gut aus, Chris«, sagte Decker. »Was ist los?« »Schnauze, ich muss nachdenken.«
    Fünf Minuten vergingen. Das einzige Geräusch kam vom Regen.
    »Sie sehen nicht gut aus, aber ruhig«, flüsterte Decker. »Ich bin ruhig. Ich bin in meinem Element.« Die Zeit verging.
    Decker untersuchte die Pistole in seiner Hand. Eine Neunmillimeter Smith & Wesson-Automatik. Er kannte das Modell nicht genau, aber es hatte wahrscheinlich ein Magazin mit zwölf Schuss. Die Waffe roch nicht, als sei sie vor kurzem benutzt worden, der Lauf war kalt. Decker konnte seinen Atem sehen. Er warf Jonathan, der neben ihm kauerte, einen Blick zu. Er zitterte, wohl aus Angst. Decker legte die Hand auf das Knie seines Bruders. »Nur noch ein paar Minuten.«
    Jonathan nickte. »Ich bin okay.«
    »Also gut, es läuft folgendermaßen«, begann Donatti. »Es gibt fünf Türen - die Vordertür, einen Notausgang auf jeder Seite und zwei Hintertüren. Die Notausgänge haben Alarmanlagen, und das Palaver findet an der Vordertür statt. Bleiben noch die Hintertüren. Geht zur nächsten.«
    Stille.
    »An jeder Seitentür stand ein Bulle, zwei Kids an jeder Hintertür und vielleicht ein paar Cops an der Vordertür«, fuhr Donatti fort. »Einen Cop und einen Jungen hab ich umgelegt. Sie haben ganz schön Glück gehabt, dass ich Sie beim Reinkommen erkannt habe.«
    »Wo stand der Junge?«
    »Den ich umgelegt habe? An einer Hintertür. Das heißt, sein Partner wird nervös werden, wenn er nicht bald zurückkommt. Streuen wir mal ein bisschen Blei.« Er streifte den Rucksack ab und nahm ein kleines Fernglas heraus. »Sollte kinderleicht für uns sein.. wenn Sie gute Augen haben.«
    »Heißt das, wenn ich ein guter Schütze bin?«
    »Ja.«
    »Bin ich.«
    »Gut, ich bin nämlich hervorragend.« Donatti reichte Decker das Infrarotfernglas. Wenn man hindurch sah, wirkte das Lagerhaus taghell. »Sehn Sie das rote Holzschild? Das N.«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie's ins Fadenkreuz.« »Okay.«
    »Jetzt auf fünf Uhr.«
    »Da sind zwei. Wie weit sind die weg? Hundert Meter?«
    »Ja.« Donatti betrachtete Deckers Pistole. »Damit kann man nicht im Dunkeln schießen.« Er holte ein Etui aus dem Rucksack und nahm eine Pistole heraus. »Das ist eigentlich eine Walther Automatik, aber ich hab die Zielgenauigkeit auf große Entfernung verbessert und ein Infrarotfernrohr und einen Schalldämpfer draufgesetzt. Tauschen wir?«
    Decker wog sie in der Hand. »Nicht zu schwer.«
    »Ist auch nicht nötig. Standard Neunmillimeter Parabellum und .22 Long Range. Mit dem Aufrüsten hat sie mich fünfzehnhundert Dollar gekostet. Wenn die ganze Sache hier vorbei ist, muss ich sie wohl irgendwo verlieren.

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