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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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als der Cop.«
    »Was ist daran so seltsam? Kennst du nicht die Krimis von Kemelman?«
    Decker lächelte. Der Regen war zu einem Nieseln geworden, unter dem der Asphalt glänzte wie polierter Onyx. Da eine Kugel des Motorradfahrers das Gebläse der Heizung getroffen hatte, standen die Fenster offen, damit die Windschutzscheibe nicht beschlug. Es herrschte arktische Kälte, aber wenigstens konnte Jonathan etwas sehen.
    Für Decker war New York immer ein Synonym für Manhattan gewesen, doch der Staat war groß und ausgedehnt. Auf lang gezogene Schluchten und Täler folgten Berge und dichte Wälder. Wegen der Dunkelheit konnte man nur wenig von der Landschaft sehen, aber ab und zu huschte ein beleuchtetes New-England-Holzhaus oder ein kleiner Backsteinbau am Rand der Schnellstraße vorüber. Einmal fuhren sie an einer von außen angestrahlten Scheune vorbei, vor der ein handgemaltes Schild Antiquitäten und frische Lebensmittel anpries. Die Scheinwerfer teilten den Nebel. Im Hintergrund waren Felder zu erkennen, auf denen aber nichts zu wachsen schien.
    Jonathan bemerkte, wie sein Bruder aus dem Fenster starrte. »Das ist die Kornkammer von New York.« »Ich hab nicht gedacht, dass es so ländlich ist.« »Sehr ländlich. Wie bei dir zu Hause.« »Bin halt ein Junge vom Land.« »So hab ich's nicht gemeint.« »Das war nur Spaß. Entspann dich.«
    »Ich bin nervös.« Jonathan umklammerte das Lenkrad. Seine Hände zitterten. »Noch nie hat jemand auf mich geschossen.« »Jetzt schießt ja auch niemand auf uns.« »Baruch HaSchem«, dankte Jonathan Gott.
    »Ist auch besser, wo wir nur noch eine Kugel haben. Macht aber nichts. Pistolen können einem ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln. Statt Munition brauchen wir Ideen.«
    »Irgendwelche neuen Theorien?«
    »Nein. Soll ich mal ein Stück fahren?«
    »Nein, du kennst den Weg nicht.«
    Decker probierte wieder das Handy aus. Er bekam kein Netz. »Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto schlechter w ird die Chance auf eine Verbindung«, sagte Jonathan. »Wie lange noch?« »Vielleicht zwanzig Minuten.« »Was macht der Sprit?«
    »Sieht gut aus. Er hat den Tank nicht getroffen, und ich hab in Quinton voll getankt. Der Sprit ist nicht das Problem. Hast du noch Hunger?«
    Decker war verblüfft. »Hast du was zu essen?«
    »Raisie hat mir Plunderteilchen eingepackt, bevor ich die schiwa verließ. Sie dachte, ich will vielleicht was essen.«
    »Sie hat richtig gedacht.«
    »Ist alles hinten.«
    Decker löste seinen Gurt. »Bau keinen Unfall.«
    »Solange keiner auf uns schießt, passiert nichts.«
    Decker kletterte über die Rücklehne nach hinten und fand eine große Papiertüte mit einem Dutzend in Alufolie gewickelten Plunderteilchen. Außerdem entdeckte er noch mehrere Dosen Diät-Cola darin. Unter großen Verrenkungen schaffte er es zurück auf den Beifahrersitz. »Es gibt Käse, Apfel, Schokolade, Kirsch.. und was ist das?«
    »Käse.«
    Decker reichte ihm das Stück. Er selbst nahm eine Apfeltasche und verschlang sie mit drei Bissen. »Soll ich dir eine Cola aufmachen? Genug Flaschenhalter sind ja da.«
    »Ja, bitte.«
    Er riss zwei Dosen Diät-Cola auf. »Deine Frau ist toll.«
    »Alle jüdischen Frauen sind toll, wenn's ums Essen geht.«
    »Ja, Rina würde das auch machen.«
    »Hast du heute schon mit ihr gesprochen?«
    »Ja, heute Morgen. Wahrscheinlich macht sie sich Sorgen um m ich. Nicht ganz zu Unrecht.«
    Sie verfielen in Schweigen, und Decker dachte darüber nach, welche Rolle Chaim in diesem Ecstasy-Deal spielte. War er der Kopf? Ein unwissender Helfer? Oder bloß der Gelackmeierte?
    »Da ist es«, sagte Jonathan.
    »Ich seh nichts.«
    »Die Abzweigung. Jetzt sind's noch zehn Minuten.«
    Während sie fuhren, spürte Decker ein Kribbeln im Nacken. Mit den Jahren hatte er gelernt, auf seine Vorahnungen zu achten.
    »Wir sind gleich da«, verkündete sein Bruder.
    Nervös ließ Decker seinen Blick über das Terrain wandern. Zuerst sah er nach vorn, dann in den rechten Außenspiegel, anschließend in den Rückspiegel, über die Schulter zurück und zum Schluss in den linken Außenspiegel.
    Am Straßenrand bemerkte Decker das Blitzen von Chrom. »Jon, fahr rechts ran und mach den Motor aus.«
    »Was? Wieso?« Doch er folgte der Anordnung. »Was ist l os?«
    »Hat Chaims Lagerhaus einen Parkplatz?« »Natürlich.«
    »Warum stehen diese Wagen dann hier auf dem Feld?« Decker wies auf einen Jeep Cherokee und einen Mitsubishi Montero.
    »Vielleicht

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