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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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clean. Die Vorstellung, dass ein Rückfall nicht nur zwei Jahre harte Arbeit zunichte gemacht, sondern ihn auch das Leben gekostet hat. dieser Gedanke ist einfach schrecklich.«
    »Sie glauben also, es war ein Drogendeal, bei dem was schief gelaufen ist?«, fragte Novack.
    »Danach klang es jedenfalls. Ich habe gehört, dass die Polizei ihn nackt in einem Hotelzimmer gefunden hat und dass der Mord wie eine Exekution aussah.«
    Weder Novack noch Decker reagierten darauf.
    Schnitman ließ den Kopf in die Hände sinken. Dann blickte er w ieder auf. »Wer nie drogenabhängig gewesen ist, weiß nicht, wie schwer das Ganze für uns Abhängige ist. Ich sage deshalb >Abhängige<, weil wir vielleicht nicht mehr körperlich abhängig sind, aber unser ganzes Leben lang psychisch abhängig bleiben werden. Es ist eine Frage der Persönlichkeit. Die Sucht ist eine Krankheit, fast wie Aids. Sie ist immer da. Aber man lernt, damit umzugehen. Und wenn du sie nicht mit Respekt behandelst, bringt sie dich um.«
    »Seit wann kam Ephraim regelmäßig zu den Treffen Ihrer Gruppe?«, fragte Decker.
    »Seit dreieinhalb Jahren. Die beiden letzten Jahre war er clean wie ich schon sagte.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Beim letzten Treffen. Dienstagabend.«
    »Und da war alles in Ordnung?«, fragte Novack.
    »Ja, ja, natürlich.« Aber Schnitman wirkte plötzlich abweisend.
    »Sind Sie sicher?«, hakte Decker nach. »Es gab nichts, was ihn beschäftigte?«
    »Irgendetwas beschäftigt einen immer, wenn man abhängig ist.«
    »Nichts Ungewöhnliches?«
    »Er war. nervös.« Der junge Mann seufzte. »Aber das ist nichts Außergewöhnliches. Während der ersten Jahre ohne Drogen. da ist man ständig nervös.«
    »Hören Sie, niemand hier möchte Ihnen unterstellen, Sie hätten nachlässig gehandelt oder etwas falsch gemacht«, versicherte Decker. »Wir stellen diese Fragen nur, weil wir Informationen brauchen. Wenn Sie uns sagen, dass er nervös wirkte, dann müssen wir natürlich fragen, was mit ihm los war.«
    »Ich weiß es nicht. Obwohl ich ihn gefragt habe. ob ihn etwas beunruhigen würde. Ob er vielleicht Hilfe brauchte. Aber e r sagte, dass es nichts mit Drogen zu tun hätte. Dass es etwas Persönliches sei. Ich hab ihn gefragt, ob er darüber reden wolle, aber er sagte Nein, es wäre alles in Ordnung. Er hätte alles unter Kontrolle.« Schnitman stiegen Tränen in die Augen. »Ich schätze mal, er hatte nicht alles unter Kontrolle. Aber woher hätte ich das wissen sollen?«
    »Das konnten Sie nicht wissen«, sagte Decker.
    »Haben Sie irgendeine Idee, was das für private Probleme gewesen sein könnten?«, fragte Novack.
    »Nein.«
    »Vielleicht Geldprobleme?«
    »Keine Ahnung. Eine der Regeln, auf die wir in den Gruppen großen Wert legen, lautet, nicht zu früh auf Bekenntnisse zu drängen. Denn das kann schwer wiegende Konsequenzen haben. Unser Entzugsprogramm ist gestaffelt; die Teilnehmer absolvieren es in ihrem eigenen Tempo. Und außerdem deutete nichts darauf hin, dass Ephraims Probleme irgendwie ungewöhnlich gewesen wären.«
    Alle drei schwiegen.
    Nach einer Weile fuhr Schnitman fort: »Aber offenbar müssen sie doch ungewöhnlich gewesen sein, sonst wäre das Ganze nicht passiert.« Er wischte sich über die Augen. »Ich werde mich mal waschen gehen.«
    »Ich komme mit«, sagte Decker.
    »Weiß jemand, wo hier die Örtlichkeiten sind?«, fragte Novack.
    »Im hinteren Teil.«
    Schnitman und Decker standen auf, um zum Waschbecken zu gehen. Wie erwartet, überragte Decker den anderen turmhoch, und Schnitman schien noch mehr in sich zusammenzusinken, als er den Größenunterschied bemerkte. Sie wuschen sich die Hände, sprachen den Segen, während sie warmes Pitabrot aßen , und gingen schweigend zurück zum Tisch, wo Novack aufstand und sich kurz entschuldigte.
    Schnitman nahm sich ein Stück Fladenbrot aus dem Korb, tunkte es in das Kichererbsenmus und schob es mit der Paste in den Mund. »Ich hatte keine Ahnung, dass er wirklich in Schwierigkeiten steckte, Lieutenant. Er war nicht sehr... gesprächig. Außerdem schien alles in Ordnung zu sein. Ich habe es wirklich nicht gewusst!«
    »Nein, das konnten Sie auch nicht.« »Das Ganze ist einfach schrecklich.«
    »Ja«, sagte Decker. »Hat Ephraim je von seiner Nichte gesprochen?«
    »Shayndie? Ja, ständig.« Schnitman bediente sich ein zweites und schließlich ein drittes Mal. Sein Appetit schien zurückzukehren. Er häufte Mohren, Oliven und Auberginensalat

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