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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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auf seinen Teller. »Sie war ein Ruhepol in seinem Leben, jemand, für den er ein Vorbild sein konnte. Er hat sie sogar mal zu einem Treffen mitgebracht, weil er ihr zeigen wollte, wozu Drogen führen. Ich denke, der Besuch hatte eine nachhaltige Wirkung auf sie. einige der Geschichten, die wir ihr erzählt haben. Sie war sehr still, aber man konnte sehen, dass sie das alles in sich aufnahm.«
    Novack kam wieder an den Tisch. »Hab ich was verpasst?«
    »Ephraim hat Shayndie einmal zu einem Emek-Refa'im-Treffen mitgenommen«, sagte Decker.
    »Tatsächlich?« Novack nahm sich mehrere Wurststückchen. »Junge, ist die gut! Und scharf!« Er fächelte seinem halb geöffneten Mund Luft zu. »Wie hat das Mädchen auf das Treffen reagiert?«
    »Ich war gerade dabei, das zu erzählen.« Weitere Mohren wanderten auf Schnitmans Teller, gefolgt von mehreren Löffeln Kartoffeln. »Sie war sehr still, aber auch sehr betroffen.«
    »Hat sie sich mit einem der anderen Teilnehmer unterhalten?«, fragte Decker.
    »Nein, ich glaube nicht. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Wie ich schon sagte, sie war sehr still.«
    »Vielleicht mit einer der Frauen?«, versuchte Decker es erneut.
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Könnten Sie sich mal erkundigen?«, fragte Novack.
    »Natürlich, kein Problem.« Schnitman brach sich noch ein Stück Brot ab und häufte Auberginensalat darauf. »Ephraim.« Er kaute in Ruhe weiter. »So wie er es erklärt hat. hat er sie unter seine Fittiche genommen, weil sich sonst niemand in der Familie mit ihren Problemen beschäftigen wollte.« Er schob sich eine Olive in den Mund. »Die Menschen meiner Gemeinde. ich liebe sie wirklich. Aber manche der Haredi denken wirklich sehr engstirnig. Für einige von ihnen, für die wirklich ultraorthodoxen, ist es im Grunde gleich schlecht, ob man dem Gesang einer Frau - kol bischa - lauscht oder sich einen Schuss setzt. Natürlich wissen wir, dass man diese beiden Dinge weder physisch noch moralisch miteinander vergleichen kann, aber wenn man mit dieser Gedankenwelt nicht vertraut ist, kann man das unmöglich verstehen.«
    »Meine Frau bedeckt ihr Haar«, sagte Decker.
    Schnitman sah ihn überrascht an. »Oh. Aber Sie selbst sind nicht ultraorthodox.«
    »Nein, und meine Frau auch nicht. Aber ich weiß, wovon Sie reden.«
    Ein Kellner kam an den Tisch. »Wünschen Sie noch etwas?« Die drei Männer schüttelten den Kopf.
    Daraufhin legte der Kellner die Rechnung auf den Tisch und g ing.
    Schnitman betrachtete den Teppich unter der Decke. »Sie g ehören zu den modernen Orthodoxen. «
    »Das sagt meine Frau auch«, erwiderte Decker. »Aber für mich ist auch das noch ziemlich religiös. Ich bin erst vor kurzem konvertiert... ein baal teschuwa.«
    »Was heißt >vor kurzem    »Vor zehn Jahren. Aber glauben Sie mir, das ist wirklich erst vor kurzem. «
    Schnitman knabberte an seinem Fingernagel. »Die modernen Orthodoxen mögen uns nicht.« »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil es eben so ist. Die halten uns alle für Faulenzer und Schmarotzer und Taugenichtse. Aber das stimmt nicht. Manche Menschen sind ausgebildete Ärzte, andere Anwälte und die meisten Haredi ausgebildete Gelehrte. Das ist es, was wir für wichtig halten - das Studium der Thora. Alles andere ist unwichtig.«
    Decker nickte.
    Schnitman blickte zur Seite. »Wahrscheinlich denken Sie, dass es arbeitende Menschen wie Sie sind, die es Menschen wie mir ermöglichen, den ganzen Tag zu studieren. Aber das ist genau der Weg, wie Sie Ihren schar mizwa, Ihren Platz im Himmel, erlangen.«
    »Nein, Mr. Schnitman, ich erlange meinen Platz im Himmel falls er existiert -, dadurch, dass ich selbst gute Taten vollbringe. Ich bin dafür nicht auf andere Leute angewiesen.« Decker schaute dem Mann tief in die grünen Augen. »Hören Sie, Ari, lassen Sie uns doch einfach mal die minimalen Unterschiede zwischen uns vergessen. Denn von der Welt da draußen werden wir alle - Sie, ich, Detective Novack - in einen großen Topf geworfen, und zwar als diese verflixten Juden, die immer nur Ärger machen.«
    »Das ist wohl wahr«, stimmte Novack zu.
    »Dann schlage ich vor, dass wir einfach mal unsere Pflicht tun und herauszufinden versuchen, was mit Ephraim passiert ist, und dadurch vielleicht auch etwas über Shayndie erfahren.«
    »Es tut mir Leid. Ich habe keine Ahnung, was mit den beiden geschehen ist!« Seine Stimme klang niedergeschlagen. »Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß.«
    »Da bin ich mir nicht

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