Die Schwingen des Todes
beschimpfen.«
»Ach, du lieber Himmel.«
»Ich bin mir sicher, dass das zum Teil auf ihren hysterischen Anfall zurückzuführen ist. Aber ein Teil von ihr hat es wirklich so gemeint.«
»Und was ist mit Chaim?«
»Als ich ihn das erste Mal traf, war er die Dankbarkeit in Person. Aber vier Stunden später - beim zweiten Treffen -forderte er mich auf, das Haus zu verlassen.«
»Wie merkwürdig. Warum dieser plötzliche Sinneswandel?«
»Keine Ahnung. Entweder war er über meine mangelnden Fortschritte verärgert, oder mein Charme lässt nach.« Er seufzte. »Ich hab dir doch erzählt, dass sich manche Fälle innerhalb einer halben Stunde lösen lassen. Aber dieser hier gehört bestimmt nicht dazu. Es gibt absolut nichts, was ich tun könnte. Ich bin hier vollkommen überflüssig.«
»Das glaube ich nicht.«
»Na, dein Wort in Gottes Ohr. Ich konnte Noam nur deshalb finden, weil dieser Psychopath Hersh ihn nach Los Angeles gebracht hatte. Das war der entscheidende Unterschied. In L.A. hab ich meine Quellen. Das ist mein Heimatrevier. Hier bin ich verloren. Ich brauchte einen Insider, der mir weiterhilft. Und so wie es aussieht, werden weder Chaim noch Minda diese Rolle übernehmen. Ich kann sie noch nicht einmal dazu bringen, mich einen Blick in Shayndies Zimmer werfen zu lassen. Und was sie sagen würden, wenn ich mit jemandem von Shayndies Freunden oder ihren Geschwistern reden wollte, kann ich mir gut vorstellen. Selbst wenn ich der Typ wäre, der auf eigene Faust loszieht, würde sich die Gemeinschaft mir gegenüber verschließen wie eine Auster. Da bin ich mir sicher.«
»Du steckst in der Klemme.«
»Wie die Fliege im Spinnennetz. Wenn den beiden wirklich etwas an ihrer Tochter läge, würden sie mir mehr Informationen geben. Aber diese Mauer des Schweigens lässt sie verdächtig erscheinen.. als wenn sie selbst das Mädchen versteckt hielten und nur vorgäben, sie sei verschwunden. Vielleicht ist Shaynda ja schwanger, und sie haben sie irgendwohin gebracht und nutzen Ephraims Tod als Vorwand. Wer weiß? Vielleicht sind sie die Drahtzieher der ganzen Geschichte...«
»Ein schrecklicher Gedanke, Peter.«
»Mag sein, aber es könnte was dran sein.«
»Ich glaube aber, dass es so ist, wie du gesagt hast: Minda ist einfach am Ende mit den Nerven!«
»Jedenfalls traut sie mir nicht über den Weg.« Plötzlich schwand Peters gute Laune. »Erst ruft Jonathan mich an und bittet mich zu kommen. Also düse ich los. Und dann, innerhalb von vierundzwanzig Stunden, scheint meine Anwesenheit plötzlich nicht mehr erwünscht zu sein.«
»Du bist frustriert«, stellte Rina fest.
»Falsch! Die frustrieren mich! Genau wie damals, als wir uns das erste Mal trafen. Ich war der böse Cop. Rina, ich habe diese Rolle einfach satt.«
»Kann ich dir nicht verübeln. Ich verstehe auch nicht, warum sie dir gegenüber so feindselig sind. Jonathan klang am Telefon so, als hätten sie ihn regelrecht angefleht, dich einzuschalten.«
»Das ist jetzt scheint's nicht mehr der Fall.«
»Was ist mit der Polizei? Die Beamten, mit denen du dich heute, ich meine gestern, getroffen hast?«
»Micky Novack. Kein übler Typ. Recht sympathisch, aber auch sehr beschäftigt, hat Wichtigeres zu erledigen. Er kann mich nur eine bestimmte Zeit mit sich herumschleppen; danach muss jeder schauen, wo er bleibt.«
»Und was hast du jetzt als Nächstes vor?«
»Nicht viel, was mich betrifft. Ich denke, wir harren hier das Wochenende aus und kürzen unseren Aufenthalt in New York ab. Dann bleibt uns mehr Zeit für meine Familie in Florida. Wir könnten die Everglades besichtigen oder mit Hannah nach Epcot oder Disney World fahren, und ich könnte mit ihr zum Reiten gehen oder einen Bootsausflug machen. Ich brauche wirklich mal eine Pause.«
Rina schwieg.
Decker versuchte, seine Verärgerung zu verbergen. »Was spricht dagegen?«
»Nichts. Du hast Recht.«
»Du hast kein gutes Gefühl dabei, wenn wir hier früher a breisen. «
»Nein, nein, das macht mir nichts aus. Der heutige Abend war für meinen Geschmack schon fast zu viel Familie.«
»Was ist es dann? Meine Mutter?«
»Deine Mutter und ich verstehen uns hervorragend. Sie respektiert mich, weil ich das Alte Testament besser kenne als sie. Und dein Vater ist einfach wunderbar.« Rina strich ihm über das Gesicht. »Deine Eltern haben überhaupt nichts damit zu tun. Und es geht auch nicht um die Lazarus-Familie. Es geht um dich. Du hasst es, wenn du aufgeben musst. Du sagst zwar, alles
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