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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ganz sicher«, widersprach Novack. »Vielleicht haben Sie uns nicht alles gesagt, weil Sie möglicherweise glauben, dadurch einen Vertrauensbruch zu begehen oder etwas Ähnliches.«
    »Nein, nicht wenn ein junges Mädchen vermisst wird. Und außerdem existiert zwischen mir und Ephraim kein Vertrauensverhältnis mehr, denn Ephraim ist tot.«
    »Also können Sie mir antworten, wenn ich Sie nach Ephraims Sucht frage?«
    »Seine Sucht?«
    »Nahm er Haschisch, Alkohol, Koks...« »Kokain. Ephraim war kokainabhängig.« »Und.«
    »Das war's. Nur Kokain.« »Geraucht oder geschnupft?« »Geschnupft.«
    »Sind Sie sicher, dass Kokain seine einzige schlechte Angewohnheit war?«, fragte Novack.
    »Sie meinen >Sucht<, Detective.«
    »Also gut, >Sucht<. Hat er jemals davon gesprochen, dass er mit anderen Drogen experimentierte?«
    »Nein. Nur Kokain. Das allerdings in extremen Mengen. Es gab eine Zeit, da brauchte er mehrere hundert Dollar pro Tag, um seine Sucht zu finanzieren.«
    Novack pfiff durch die Zähne. »Das reicht für einen hübschen Schuldenberg.«
    »Ja, er hatte Schulden«, sagte Schnitman. »Aber soweit ich weiß, war er dabei, sie zurückzuzahlen. Er erzählte sogar, dass es ziemlich gut klappte.«
    »Vielleicht klappte es nur für ihn gut«, sagte Novack, »und nicht für die Leute, denen er das Geld schuldete.«
    »Mag sein. Ich weiß es nicht.«
    »Wäre es möglich, dass er das mit persönlichen Problemen< meinte?«, fragte Decker. »Vielleicht hatte er gewaltige Schulden?«
    »Möglich. Ich kann auch nur raten.«
    »Und Sie sind absolut sicher, dass er nichts anderes nahm?«, fragte Novack. »Beispielsweise Ecstasy?«
    Plötzlich wusste Decker, worauf Novack hinauswollte. Die Tablette, die man in dem Hotelzimmer gefunden hatte - die Untersuchungsergebnisse mussten inzwischen vorliegen. Ob nun mit oder ohne Prägung, bei der Pille musste es sich um Ecstasy handeln.
    »Er nahm nur Kokain, und das auch nur durch die Nase«, beharrte Schnitman. »Ephraim hätte niemals etwas in seinen Magen gelassen, das keine hechscher besaß.«
    Eine hechscher war eine Koscherbescheinigung. Decker musste lachen. »Ich wusste gar nicht, dass es von Rabbinern überprüftes Kokain gibt.«
    »Nein, natürlich gibt es das nicht.« Jetzt war Schnitman gekränkt. »Es klingt verrückt, aber einige der sehr religiösen Drogenabhängigen nehmen ihre Drogen nicht oral ein. Stattdessen spritzen sie sich das Gift ins Blut oder atmen die Dämpfe durch die Nase ein. Nur damit das Suchtmittel nicht ihre Lippen berührt. Ich weiß, dass das in diesem Zusammenhang eine lächerliche Vorschrift ist, aber in der Bibel steht lo tuchlu, dass man nichts essen darf, was nicht koscher i st.«
    »Da steht aber auch, dass man es nicht berühren darf«, sagte Decker.
    »Und deswegen benutzen sie Strohhalme, um sich das Zeug in die Nase zu ziehen!«, reagierte Schnitman wütend. »Sie können sich über uns lustig machen, Lieutenant, oder Sie versuchen, uns zu verstehen. Ja, wir sind nicht immer konsequent. Aber das geht Ihnen sicher genauso.«
    »Sie haben Recht, Mr. Schnitman. Es tut mir Leid, wenn ich Sie gekränkt habe.«
    »Ja, Sie waren sehr kooperativ«, sagte Novack. »Hier. Versuchen Sie doch mal die Wurst. Aber Vorsicht, die ist wirklich scharf.«
    »Danke, ich passe.« Schnitman schob seinen Teller weg. »Ich muss langsam gehen.«
    »Da sind Sie nicht der Einzige«, sagte Decker.
    Nachdem die beiden das Tischgebet gesprochen hatten, reichte Novack Schnitman seine Karte. »Falls Sie noch irgendetwas hören sollten.«
    »Dann rufe ich Sie an.« Schnitman holte seine Brieftasche hervor, legte die Karte hinein und nahm einen Zehndollarschein heraus.
    Decker machte eine abwehrende Geste. »Lassen Sie nur, ich übernehme das.«
    Doch Schnitman erwiderte: »Eine der ersten Regeln, die wir lernen, wenn wir unsere Probleme in Angriff nehmen, lautet, für alles selbst aufzukommen. Deshalb werde ich das bezahlen.«
    »Das ist doch lächerlich«, widersprach Decker. »Wir haben Sie schließlich eingeladen. Die Rechnung geht auf uns.«
    Novack nahm die Rechnung an sich. »Das hier ist eine Ermittlung in einem Mordfall. Sie sind ein Zeuge. Also was mich betrifft, soll doch die Stadt New York mein Sodbrennen b ezahlen.«
    Decker knöpfte seinen Mantel zu, zog seine Handschuhe an und rieb die Hände gegeneinander. Er hatte seinen Schal vergessen, und der eisige Wind schnitt ihm ins Gesicht, während sie den Broadway entlanggingen. »Bei der Tablette handelte

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