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Die Séance

Die Séance

Titel: Die Séance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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könnte.
    “Ich bezahle Sie dafür”, bot sie plötzlich an.
    Er schüttelte den Kopf. “Nein. Nein, Sie werden mir nichts bezahlen.”
    “Sie glauben nicht wirklich an seine Unschuld, nicht wahr? Nicht einmal jetzt, wo der Beweis dafür in der Leichenhalle liegt.”
    “Ich weiß selber nicht, was ich in diesem Augenblick glaube”, teilte er ihr ganz ehrlich mit.
    Sie schüttelte den Kopf. “Ich habe jedes Wort gelesen, das die Polizei verlautbart hat. Jede Zeile in den Zeitungen, jede einzelne Quelle. Kein Nachahmer könnte je so exakt sein.”
    “Ich weiß bis jetzt nicht genau, wie exakt er wirklich gewesen ist”, sagte er.
    “Ich schon. Und ich weiß, Beau war kein Mörder, egal wie schuldig er damals gewirkt hat. Und Sie … Sie haben ihn benutzt.”
    “Ich habe eine Geschichte benutzt, eine Geschichte aus dem wirklichen Leben”, sagte er leise. “Und jetzt werde ich noch einmal Nachforschungen anstellen, aber dafür schuldet mir niemand etwas. Ich nehme an, deshalb bin ich hergekommen. Das hier ist eine Sache zwischen uns beiden, zwischen Beau und mir”, sagte er zu ihr.
    Er nickte bekräftigend und ging weiter. Als er sich umsah, stand sie noch da, wo er sie verlassen hatte, wirkte verloren und allein.
    “Ich lasse es Sie wissen – wenn ich etwas beweisen kann”, sagte er.
    Er glaubte, ein Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen, als sie eine Hand hob und zum Abschied winkte.
    Langsam stieg Bodennebel auf. Er sah auf und bemerkte, dass Vollmond war. Komische Nacht. Meistens kommt der Nebel in dieser Gegend erst am frühen Morgen. Durch das Mondlicht und den Nebel schien der Friedhof in eine Art geisterhaftes Glimmen getaucht zu sein.
    Als er zu seinem Wagen ging, dachte er an Sherri Mason, wie sie auf dem Autopsietisch lag. Sherri … groß, schlank, mit langem rotem Haar.
    Bevor er es wusste, war er schon zurück auf dem Friedhof. “Katherine!”, rief er.
    Sie stand wieder am Grabmal ihres Bruders. Sie sah verblüfft auf.
    “Sie müssen hier weg”, sagte er zu ihr. Sie starrte ihn ausdruckslos an. “Es ist dunkel und ein Mörder läuft frei herum. Wo ist Ihr Auto?”
    “An der Straße, gleich hinter dem Tor.”
    “Ich bringe Sie hin.”
    “Na schön.” Sie klang nicht überzeugt, aber sie widersprach nicht.
    Er begleitete sie zu dem Honda, der am Bordstein geparkt war. Sie musste auch erst gekommen sein, als der Friedhof eigentlich schon geschlossen war. Sie schlüpfte auf den Fahrersitz, ließ die Scheibe runter. Er beugte sich hinab, um mit ihr zu reden, aber bevor er den Mund aufmachen konnte, sagte sie: “Ich weiß schon, langes rotes Haar. Ich passe auf, versprochen.”
    “Gut.”
    “Ich bin vierundzwanzig, aber ich lebe noch bei meinen Eltern. Mir passiert schon nichts.”
    Er nickte, als sie den Motor anließ, und sah den Rücklichtern des Hondas nach, die im Nebel verschwanden.
    Lange stand er da und spürte, wie ein seltsames Angstgefühl sein Rückgrat umklammerte wie eine eiserne Klaue. Schöne Frauen mit langem rotem Haar.
    Die Beschreibung passte auf Christina Hardy genauso gut.
    Heute Nacht hatte er sie nicht gekriegt, wegen diesem Bullen, der zum Schriftsteller geworden war.
    Aber am Ende würde er die Oberhand behalten. Er würde sich ganz normal verhalten. Er war ein besonderer Mensch, einzigartig; erstaunliche Dinge geschahen in seinem Kopf. Er konnte völlig normal herumlaufen, reden, lächeln, und während der ganzen Zeit plante er seinen nächsten Mord.
    Aber da hatte es einen beinahe beängstigenden Augenblick gegeben, in dem er sich fühlte, als würde er gleich in Flammen aufgehen, so gut war die Gelegenheit gewesen.
    Sie war da gewesen, so verlockend.
    Er zwang sich selbst wieder zum Atmen, befahl sich, zu funktionieren. Da war diese eine Welt, seine innere Welt, und dann war da noch die andere Welt, jenseits davon. Manchmal konnte er beide Welten in Übereinstimmung bringen, aber das war jetzt vorbei.
    Trotzdem hatte es da diese Augenblicke gegeben, in denen er beinahe in der Lage war, die Ergebnisse seiner Brillanz zu schmecken und zu spüren. Er war heute Abend ganz zufällig hier vorbeigekommen, weil er einem Besuch am Grab des Mannes, dem man die Schuld für alles in die Schuhe geschoben hatte, was er selbst vor so vielen Jahren getan hatte, nicht widerstehen konnte. Und dann … Kidds Schwester dort zu erblicken …
    Das war so toll gewesen.
    Sie war so ein hübsches Ding. Und dieses wunderschöne Haar …
    Dann war dieser Kerl aufgetaucht.
    Jed Braden

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