Die Séance
Der Augenblick war gleichzeitig von erstaunlicher Anmut und lächerlicher Unbeholfenheit.
In Träumen, in der Wirklichkeit, zitterten ihre Finger, als sie ihn berührte. Als sie all das tat, wonach sie sich so viele Jahre lang gesehnt hatte. Sie spürte die Beschaffenheit seiner Haut, folgte mit den Fingern der Struktur seiner Knochen. Sie presste ihren Körper mit ganzer Kraft an ihn, fühlte, wie eine neuartige Schwäche über sie kam, zusammen mit einer ganz neuen Stärke, einem neuen Leben. Ihre Finger glitten über seine Schultern, zu seinem Nacken, dann seine Wirbelsäule hinunter. Und die ganze Zeit über schmeckte sie seinen Kuss, seine Zunge, wurde fortgetragen von der Kraft und der nackten Sinnlichkeit dieser Berührung.
Sein Hemd lag jetzt auf dem Boden, und sie fuhr mit den Fingern über seine nackte Brust. Ihr Kleid lag auf seinem Hemd.
Sie hatten im Flur gestanden, und dann taten sie das plötzlich nicht mehr. Zuerst führte sie ihn die Treppe hoch, und dann war es, als hätte er genug davon, nur so langsam voranzukommen, und er hob sie von den Füßen. Sie blickte ihm in die Augen, als er sie die Treppe hochtrug. Sie war sich auf beinahe übernatürliche Art der Intensität seines Blickes bewusst und nahm kaum wahr, wie weich das Bett war, als sie darauf sanken. Sie hatte es sich so lange gewünscht, ihre Gefühle wurden überschwemmt von Stolz und Würde und Selbsterhaltung.
Während sein Mund über ihre Haut glitt, schien sich ihre Unterwäsche einfach in Luft aufzulösen, und sie merkte, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich gelandet waren.
Lichter blitzten im ganzen Haus auf, aber sie kümmerte sich nicht darum. Das einzig Wichtige war das unfassbar süße Feuer seiner Küsse, die Hitze seiner Zärtlichkeiten auf ihrer nackten Haut, der Druck seines Körpers, seiner Arme, seiner Hüften, seines Geschlechts. Sie wollte unbedingt jede seiner Berührungen erwidern. Aber er war von ihnen beiden der Erfahrenere. Es gab Augenblicke, in denen sie vollkommen still dalag, fast wie ein Reh im Scheinwerferlicht, völlig paralysiert von der Sinnlichkeit, die das Gleiten seiner Finger und die feuchte Spur seiner Zunge in ihr hervorriefen.
Gott, ja, war er gut.
Gott, ja, er wusste, was er tat …
Die kleinste Berührung allein hätte schon gereicht, um sie in den Wahnsinn zu treiben, lediglich das Gefühl seines Körpers neben ihrem, das Streifen seines Haares über ihre Haut, seine flüchtigste Bewegung. Aber da war noch mehr, so viel mehr: Wie sein Körper sich an ihrem bewegte, die Reibungen, die Stärke, die Leichtigkeit. Er war überall. Seine Zunge glitt über ihr Schlüsselbein. Sie erzitterte unter der Kraft seiner Hände, die sie von oben bis unten streichelten, unter seinen Fingerspitzen an der Innenseite ihrer Oberschenkel. Dann wieder seine Lippen, zart an ihren Brüsten, an ihrem Unterleib, ihrer Hüfte, gefolgt von einer Reihe feuchter Zärtlichkeiten tief unten an ihrem Bauch, oben an ihren Schenkeln, genau dazwischen. Die Berührungen waren unglaublich, waren nicht von dieser Welt …
Sie drückte ihre Lippen auf seine Haut, schmeckte und neckte, erschauerte. Sie fühlte sich wie in einem Wirbelsturm gefangen, brachte ihr Zittern bis zum Höhepunkt, explodierte wie ein zersprungenes Kristall, und dann ritt sie auf dieser Woge des Glücks. Sie glitt mit ihrer unsicheren Hand nach unten, streichelte und liebkoste ihn, wie er das bei ihr getan hatte, bis er sich aufsetzte und sie sich von der stählernen Kraft seiner Arme emporgehoben fühlte, dann wieder runter, bis er endlich in ihr war.
Er hielt ihre Hände und hob ihrer beider Arme über ihre Köpfe, dann schlang er ihre Arme um seinen Körper und hielt sie da fest, und während der ganzen Zeit schien das dunkle Geheimnis seiner Augen sie regelrecht festzunageln. Sie glaubte, kein Mann könnte ihr jemals vertrauter werden, und trotzdem, nur für einen Augenblick, hatte sie das Gefühl, sie würde ihn, selbst jetzt, überhaupt nicht kennen.
Aber dann krümmte sie sich, war sich nichts anderem mehr bewusst als dem steigenden Begehren und dem Gefühl von ihm in ihr, dem Hauch kühler Luft, der zunehmenden Hitze, die wie ein Nebel um sie herum aufzusteigen schien. Er stieß und sie bäumte sich gegen ihn auf, die Reibung von Haut auf Haut wunderbar und quälend, einen verzweifelten und beinahe unstillbaren Hunger weckend, bis, quecksilbrig und donnernd wie zerspringende Diamanten in der Luft, sie noch einen Höhepunkt über sich
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