Die Séance
und durch sich fegen spürte, der sie zitternd an ihn geklammert zurückließ, zuckend und …
Kalt.
Die Luft war eiskalt.
Ihre Haut war heiß, wo er sie berührte, aber so kalt, wo er es nicht tat.
Und das Licht … Das Zimmer war so hell erleuchtet. Sie liebte das Licht, aber es bedeutete auch, dass es nirgends süße Dunkelheit zum Verstecken gab. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr das jetzt gleichgültig sein sollte oder sie peinlich berührt sein sollte … ob sie überhaupt alles richtig gemacht hatte …
Er bewegte sich und zog sie neben sich aufs Bett, seine Finger strichen über ihr Haar, berührten ihr Gesicht ganz sanft.
Oh Gott, was sollte sie jetzt bloß sagen?
Irgendwie schaffte er es, dass sich keine Verlegenheit einstellte.
“Du magst es wirklich sehr hell”, sagte er sanft, gleichzeitig mit Verwunderung und Zuneigung.
Sie versuchte, auf seinen Ton einzugehen. “Zu viel des Guten?”, als würden sie Tee trinken, und sie hätte gerade Milch eingegossen.
“Tja, ich schätze, ich könnte es ein bisschen schwierig finden, so einzuschlafen”, meinte er.
Nicht wenn du gerade verrückt wirst, dachte sie. Nicht wenn du glaubst, du hättest einen Geist im Haus. Den Geist eines grausamen Mörders. Und selbst in diesem Augenblick fragte eine leise Stimme in ihr: Aber ist er überhaupt der Mörder gewesen, wie die Leute behaupteten?
Plötzlich richtete sie sich auf.
Er lag zurückgelehnt da, einen Ellbogen hinterm Kopf. Er betrachtete sie verwirrt.
“Ich hab Killer ganz vergessen”, sagte sie. “Wo ist der denn hin?”
“Ich hab die Schlafzimmertür zugemacht. Er ist süß und alles, aber, na ja, nicht … du weißt schon.”
Sie lächelte kurz, dann schluckte sie nervös. “Ich … ähm …”
“Ja?”
Sie beschloss, jetzt Klartext zu reden. “Jed, ich wollte vorhin losgehen, weil ich … weil ich nicht hier sein wollte.”
Weil ich glaubte, ich hätte einen Geist gesehen, und zu Tode erschrocken war, fügte sie im Geiste hinzu.
Er lächelte, streckte eine Hand aus, berührte ihr Haar. “Das Gefühl kenne ich”, sagte er leise.
Nein. Das kannte er nicht. Er wusste genau, wie sehr es schmerzte, dort zu wohnen, wo einmal sein gemeinsames Heim mit Margaritte gewesen war. Aber sie trauerte nicht nur. Sie hatte eine Heidenangst.
Sein Lächeln wurde verzagt und er hob eine Braue. “Das ist jetzt nicht alles bloß so gekommen, weil ich, ähm, zufällig gerade anwesend und mal ‘ne nette Abwechslung gewesen bin, oder?”
“Großer Gott, nein!”, sagte sie entsetzt.
Er hatte Grübchen in beiden Wangen, wie sie erneut bemerkte. Sah richtig nett aus, wenn er lächelte, und plötzlich hatte sie wieder Angst – aber eine völlig andere Angst.
“Jed, könntest du … würdest du heute Nacht hierbleiben?”
“Wenn du mich brauchst”, sagte er, seine Augen wieder auf sie gerichtet. Es war kein Lächeln in diesen Augen.
Sie spürte, wie ihre Mundwinkel sich hoben. “Und wenn ich das einfach nur gern möchte?”, fragte sie.
“Das wäre auch okay”, sagte er. “Aber ich bekomme allmählich das Gefühl, dass du mich heute Nacht wirklich brauchst. Und das ist schön.”
Sie schmiegte sich an ihn und wagte nicht, etwas zu sagen. Sie traute keinem Menschen so sehr, um auszusprechen, wie beunruhigt sie sich fühlte. Auf jeden Fall nicht gegenüber Jed, nicht heute Nacht.
Aber die Angst machte ihr jetzt nichts aus. Nicht wenn seine starke und sanfte Hand sie berührte. Nicht wenn sein Arm um sie ihr Sicherheit vermittelte, eine Festung, hinter der sie sich vor der Welt verstecken konnte.
Sie lag stumm da und erschauerte leicht und spürte, wie die Luft um sie herum kühler wurde. Er zog sie dichter an sich heran und griff nach der Decke.
Wie merkwürdig … Sie wusste, wenn er blieb, würde sie das wieder erregen. Aber im Augenblick hörte sie seine Worte wie ein Flüstern, als kämen sie von ganz weit her.
“Armes Ding. Du bist bloß erschöpft, nicht wahr?”, murmelte er.
Sie nickte. Es stimmte. Sie hatte in ihrem Leben eindeutig zu wenig Schlaf bekommen. Na ja, so besonders viel Sex hatte es auch nicht gegeben, aber jetzt fühlte sie sich, als hätte sie ordentlich zugelangt, und Erschöpfung machte sich breit. Sie kuschelte sich in seine Arme und schloss die Augen.
Kurze Zeit später spürte sie seinen Atem, als er flüsterte: “Christie … diese Lichter. Ist es okay für dich, wenn ich bloß ein paar davon ausmache?”
Sie lächelte und brachte ein Nicken zustande,
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