Die Séance
Jed hoffnungsvoll an. “Irgendetwas Neues in petto?”
“Nichts – außer der Tatsache, dass ich überzeugt davon bin, dass Beau Kidd niemals jemanden umgebracht hat. Ich kann überhaupt nichts finden, das auch nur entfernt einem Beweis gegen ihn ähnelt. Als Larry Atkins ihn erschoss, scheint das den ganzen Fall gegen ihn erst in Gang gebracht zu haben.”
Jerry betrachtete ihn und schüttelte den Kopf. “Okay, nehmen wir mal an, du hättest recht. Also, wer immer es gewesen ist, er bringt fünf Frauen um. Dann lässt er zwölf Jahre vergehen und fängt wieder an. Warum ausgerechnet jetzt?”
“Da kommst du ins Spiel.”
Jerry stöhnte.
“Komm schon, da müsst ihr Burschen doch längst dran arbeiten. Wer immer der Mörder ist, nein, ich glaube nicht, dass er aufgehört hat. Nicht, solange er nicht wegen etwas anderem im Gefängnis gesessen hat oder sonst wie aus dem Rennen war. Vielleicht hat er sich zurückgenommen. Vielleicht hat er die Gegend verlassen. Vielleicht hat er sogar seine Methoden ein bisschen geändert, ich weiß es nicht. Aber was Beau Kidd angeht, sind die Fakten eindeutig. Der Mann war bloß der Sündenbock.”
“Immerhin”, protestierte Jerry, “bist du derjenige, der das Buch über ihn geschrieben hat.”
“Ja, aber einen Roman. Und ich bin durch die Tatsache in die Irre geführt worden, dass die Morde aufhörten, als der Mann tot war.”
Jerry lehnte sich in seinem Stuhl zurück. “Woher der Sinneswandel? Hat dich seine Familie adoptiert oder so etwas in der Richtung? Wie ich gehört habe, sieht diese Schwester ziemlich klasse aus.”
“Das tut sie. Ich habe sie getroffen”, sagte Jed. “Eine wunderschöne rothaarige Frau.”
Jerry hob beide Hände. “Na bitte. Vielleicht war es doch Beau, und es war irgend so ‘n freudsches Ding.”
“Jerry, sie war zwölf, als diese Sache angefangen hat”, sagte er.
Jerry griff nach seiner Kaffeetasse, sah Jed verdrießlich an. “Ich habe eine zwölfjährige Tochter, Jed. Du solltest mal sehen, wie die sich anzieht, wie die sich aufführt. Wirklich beängstigend.”
Jed schüttelte ungeduldig den Kopf. “Darum geht’s in diesem Falle nicht. Das glaubst du doch selber nicht. Deswegen hast du mich angerufen. Deshalb hast du mich wieder mitmachen lassen.”
Jerry zuckte mit den Achseln.
“Ich brauche alle Ergebnisse, die ihr ermittelt, Jerry. Du redest mit dem FBI, du suchst nach Verbindungen mit Todesfällen in anderen Staaten, und ich muss wissen, was bei euren Nachforschungen rauskommt.”
Jerry nickte, blickte auf seine Hände hinab. “Wusstest du, dass das FBI annimmt, es könnte Hunderte von Serienmördern geben, die zu jedem beliebigen Zeitpunkt in den Vereinigten Staaten aktiv sind?”, fragte er müde.
“Das weiß ich.”
“Eine Ahnung davon, wie viele davon nie geschnappt werden?”
“Jerry, diesen Kerl werden wir kriegen”, versprach Jed ihm.
“Tatsächlich habe ich morgen eine Besprechung mit einem Verhaltenspsychologen, … also falls du dabei sein willst. Tiggs heißt der Mann, ihm ist es egal, ob du auch mit auftauchst.”
“Großartig. Ich werde da sein.”
Dan und der Schlosser waren gerade gegangen. Aber gleich als sie hinter ihnen abgeschlossen hatte und durch den Flur ging, zögerte sie, ihre Füße wurden schwer wie Blei. Dann drückte sie die Schultern durch und zwang sich, in den Salon zu gehen.
Und als sie in den Raum blickte, war er natürlich wieder da.
Erneut saß Beau Kidd am Klavier und streichelte Killer, der ihn eindeutig mochte.
Sie stöhnte.
Beau drehte sich um und schnitt eine traurige Grimasse. “Tut mir leid”, sagte er leise.
“Kannst du nicht irgendwo anders spuken?”, fragte sie ihn. “Bei jemandem, der dir wirklich helfen kann?”
Er schüttelte den Kopf. “Kann ich nicht. Ich … es besteht da eine besondere Verbindung zu dir.”
“Bloß weil ich als Kind eine Blume auf dein Grab geworfen habe?”, fragte sie.
“Nun ja, das zum einen … und dann die Sache mit dem Ouija-Brett”, sagte er. Aber er wirkte verwirrt. “Das und das Ouija-Brett … und noch etwas anderes. Aber ich weiß selbst nicht, was. Nur, dass es da noch eine weitere Verbindung geben muss.”
“Wenn wir herausfinden, was das für eine Verbindung ist, würdest du dann verschwinden?”, fragte sie voller Hoffnung.
Er hob die Hände. “Wenn du mir doch bloß helfen würdest …”
“Ich kann dir nicht helfen. Ich würde, wenn ich könnte. Aber ich bin kein Cop.”
“Jed Braden könnte
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