Die Séance
alles keine Rolle gespielt. Beau war tot – und als Mörder gebrandmarkt. Die Morde hörten auf, und egal, was ich sagte oder tat …”
“Sie sagten, Ihr Sohn sei bei Ihnen gewesen, als einer der Morde passierte”, wiederholte Jed und hoffte, Forest könnte jetzt bereit sein, über das Thema zu sprechen.
Forest Kidd beugte sich vor und faltete seine Hände und blickte Jed unverwandt in die Augen. “Das habe ich gesagt, weil es die Wahrheit war. Meine Frau bestätigte es, und meine Tochter ebenfalls. Niemand hat uns Auge in Auge als Lügner bezeichnet. Sie haben uns nur so mitleidig angesehen, und wir wussten, dass sie uns dafür hielten. Und das war’s dann.” Er lehnte sich wieder zurück. “Und was haben Sie jetzt vor? Noch ein Buch zu schreiben?”
“Ich versuche, die Wahrheit herauszufinden”, sagte Jed.
“Und was geht mich das an?”, fragte Forest bitter.
Jed erhob sich. “Ich glaube, das geht Sie schon eine ganze Menge an, Mr. Kidd. Sie haben eine Tochter. Eine wunderschöne Tochter mit rotem Haar. Ich glaube, das muss Sie etwas angehen, und deshalb haben Sie mich auch hereingelassen.”
Forest Kidd stand auf, eine großer Mann, beinahe auf Augenhöhe mit Jed.
“Sie haben recht, es geht mich etwas an. Aber ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß, alles, was ich damals der Polizei erzählt habe. Mein Sohn ist es nicht gewesen. Die Polizei war verzweifelt damals. Die griffen nach jedem Strohhalm. Die ganze Gegend lebte in Angst und Schrecken, und da war Beau der perfekte Verdächtige. Er hatte sich mit zwei von den Mädchen verabredet gehabt, und er kauerte gerade über dem letzten Opfer. Ich glaube nicht, dass er überhaupt die Waffe gezogen hat. Mir völlig egal, wie ehrlich und zerknirscht dieses Arschloch gern dastehen möchte. Beau hat niemals den geringsten Grund gehabt, seine Waffe zu ziehen.” Forest Kidd starrte Jed kämpferisch an.
Jed runzelte die Stirn. “Sie meinen also, selbst wenn er der Mörder gewesen wäre … als er bei der Leiche entdeckt wurde, hätte er einfach so tun können, als wäre er gerade selbst auf die Leiche gestoßen?”
“Bingo. Sie sind immerhin wesentlich schlauer als diese Trottel da auf dem Revier.”
“Haben Sie den Cops von dieser Möglichkeit erzählt?”, fragte Jed. Nichts in der Richtung hatte er in einer der Akten gefunden. Und mit Forest Kidd oder der Familie hatte er nicht gesprochen, als er sein Buch schrieb. Zum einen hatte er keine Sachliteratur verfassen wollen, und außerdem war er überzeugt gewesen, dass die Familie eines Serienmörders kaum mit ihm über ihren geliebten Sohn hätte sprechen wollen. Nicht wenn sie immer noch abstritten, was jedermann sonst für die reine Wahrheit hielt.
“Gibt es sonst noch irgendetwas, das Sie mir erzählen können?”, fragte Jed ruhig.
Forest Kidd starrte ihn sehr lange an. “Fragen Sie meine Tochter Kitty nach der Wahrheit”, sagte er leise. “Katherine. Wie ich höre, sind Sie ihr auf dem Friedhof begegnet. Sie hat gesagt, dass Sie da an seinem Grab gewesen wären.”
“Dort habe ich Ihre Tochter getroffen, stimmt.”
“Sie schien zu glauben, dass Sie … ach, zum Teufel. Sie scheint zu glauben, Sie wären ein anständiger Kerl.”
“Ich versuche nur, die Wahrheit ans Licht zu bringen, Mr. Kidd.”
“Ich erzähle Ihnen die Wahrheit. Fragen Sie doch irgendein Mitglied meiner Familie. Beau kann unmöglich schuldig sein. Er lebte in einem kleinen Apartment. Und glauben Sie mir, das wurde gründlich durchsucht. Sie haben gesucht und gesucht und gesucht – nach einem Hotel oder Motel, wo er vielleicht eine Frau festgehalten und missbraucht haben könnte. Sie haben rein gar nichts gefunden. Und wissen Sie auch, warum? Weil es nichts zu finden gab. Beau war unschuldig.”
“Ich danke Ihnen”, sagte Jed.
“Finden Sie die Beweise”, sagte Forest Kidd, als Jed den Bungalow durch den Flur verließ. “Wissen Sie, wenn Sie das beweisen, dann können Sie vielleicht wieder mit sich selber leben”, rief Kidd ihm nach.
Jed antwortete nicht.
“Ich weiß, dass Ihre Frau an Krebs gestorben ist”, sagte Kidd. “Kein Mensch kann das wieder rückgängig machen. Einschließlich Ihnen, Mr. Braden. Aber vielleicht können Sie etwas wiedergutmachen, wenn Sie nachweisen, das Beau unschuldig gewesen ist. Versuchen Sie es. Bitte.”
Als Jed sich an der Haustür noch einmal umdrehte, war Forest Kidd verschwunden.
Jed ließ sich selber hinaus.
Dan stand vor Christinas Haus und wollte gerade
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