Die Séance
herstellen? Du bist doch gut mit denen bekannt.”
“Ich arrangiere das für dich – so schnell wie möglich”, sagte Genevieve. “Bis dahin …”
“Ja?”
“Bis dahin sei bloß vorsichtig. Traue keinem Menschen, auch nicht Leuten, die du für deine besten Freunde, deine engsten Verwandten hältst. Okay?”
Christina lief es kalt den Rücken runter, sie biss sich auf die Unterlippe. Die Schlösser waren brandneu. Hier war sie sicher.
“Ich werde vorsichtig sein, versprochen.”
Sie trafen sich in einem Café am International Drive. Katherine Kidd wartete schon vor einem großen Eistee, als Jed kam. Er begrüßte sie, holte sich eine Tasse schwarzen Kaffee aus dem Innenbereich und setzte sich dann zu ihr an ihren Außentisch. Diese Stadt ist wirklich zu einer Touristenhochburg geworden, dachte er, als er sich durch die Menge kämpfte. Über den doppelt-sechsspurigen Highway hinweg konnte er die dramatische Reklame einer Dinner-Show erkennen. Weitere Werbeplakate wiesen auf Shows mit Araberpferden und die verschiedenen Themenparks hin. Kaum einen Meter von ihrem Tisch entfernt stand ein Display mit Broschüren und Coupons für Dutzende der Attraktionen in der Gegend.
Es war einmal, fiel ihm dazu ein, ein bisschen wie im Märchen: Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte es hier nichts als Orangenplantagen gegeben.
“Erstaunlich, oder?”, sagte Katherine zu ihm. “Die wissen alle, dass da draußen ein Mörder frei herumläuft, aber sie machen einfach weiter, als wäre nichts gewesen. In einer netten Kleinstadt, einer idyllischen Universitätsstadt, wenn da etwas Ähnliches passiert, hört das Leben praktisch auf. Aber hier …”
Er reichte über den Tisch, ergriff ihre Hand und drückte sie. “Haben Sie schon mal über die Tatsache nachgedacht, dass Sie genau in das Profil der Opfer passen?”, fragte er.
Sie nickte. “Natürlich. Das ist eins der Dinge, die mich wahnsinnig machen. Manche Leute glauben, mein Bruder wäre eine Art Perverser gewesen, der mit jedem seiner Opfer eigentlich mich ermorden wollte. Das ist lächerlich. Ich war bloß ein schlaksiges kleines Mädchen, als das alles passiert ist.” Sie schüttelte den Kopf, als ob sie die hässlichen Gedanken vertreiben wollte. “Sie sagten, Sie glauben jetzt, dass mein Bruder unschuldig war”, sagte sie.
“Ja.”
“Also, da gibt es etwas, das Sie wissen sollten. Er hat sich mit diesen beiden Frauen erst getroffen, nachdem die Morde schon begonnen hatten. Ich bezweifele, dass Sie das in einer Ihrer Akten finden werden. Ich glaube, dieser Fall war für Beau eine persönliche Angelegenheit – meinetwegen. Weil ich mal was darüber gesagt habe, dass der Mörder sich immer wieder Opfer mit roten Haaren aussucht. Also fing er an, Frauen zu warnen, die infrage kamen, und so ist es dazu gekommen, dass er sich schließlich mit zweien verabredet hat.” Sie blickte sich um und betrachtete ein Plakat, das auf die Halloween-Attraktionen in einem der Parks hinwies. “Man sollte annehmen, dass die jetzt wenigstens ein bisschen was von diesem grauenvollen Gruselzeugs absetzen würden, jetzt, wo ein Mörder da draußen lauert”, sagte sie.
“Nicht leicht, so eine Gelddruckmaschine anzuhalten”, meinte Jed.
Während sie sich unterhielten, ging eine Frau an ihnen vorbei und betrat das Café, die ihm irgendwie bekannt vorkam.
Groß. Langes kastanienbraunes Haar. Er kannte sie irgendwoher, obwohl er sicher war, dass es schon einige Zeit her sein musste.
“Okay, Sie sagen also, Beau kannte keines der späteren Opfer, bis er damit anfing, sie beschützen zu wollen”, sagte Jed.
Katherine nickte. “Und genau deswegen denke ich mir, hat irgendwer angenommen, Beau würde einen idealen Sündenbock abgeben.”
“Glauben Sie, Larry Atkins könnte der eigentliche Mörder gewesen sein?”
Sie ließ einen langen Seufzer hören. “Vielleicht.”
Jed ließ sich das eine Weile durch den Kopf gehen. Larry besaß auf jeden Fall eine abgelegene Hütte, in der er seine Opfer verstecken könnte … Aber wo hatte er vor zwölf Jahren gewohnt? Jed rief sich seine früheren Interviews mit dem Mann ins Gedächtnis. Larry hatte in einem Apartmenthaus gelebt. Das machte ihn nicht unverdächtig, aber …
Die Frau, die ihm so bekannt vorkam, verließ den Innenbereich mit einem dampfenden Becher zum Mitnehmen. An ihrem Tisch blieb sie stehen. “Hallo Jed, wie geht’s denn so?”
Wer zum Teufel war sie, und woher kannte er sie?
Katherine lächelte, erhob sich
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