Die Séance
für eine.”
“Also, ich habe Besuch. Wir haben jetzt gerade keine Zeit, uns damit zu befassen. Würdest du bitte woanders spuken gehen?”
Beide konnten Jeds Schritte auf der Treppe hören.
“Verknallt, was?”, spottete Beau.
“Verschwinde endlich. Okay?”
Er ließ ein Seufzen hören. “Ich würde Kitty wirklich gern mal wiedersehen … meine Eltern, die ganze Sippe.”
“Schweb einfach rüber, wieso versuchst du das nicht mal zur Abwechslung?”
Er grinste.
“Mit wem redest du?”, rief Jed.
“Nur mit dem Hund”, rief sie zurück und funkelte Beau an.
Jed kam rein, und als sie wieder dahin sah, wo Beau eben noch gestanden hatte, war ihr Hausgeist verschwunden. Jed schenkte den Wein ein, während sie die Eier fertig briet. “Ich habe heute Abend übrigens eine alte Bekannte von dir getroffen”, erzählte er.
“Oh?”
“Mikes Exfrau.”
“Wirklich?” Christina spürte, wie sie sich anspannte. Sie konnte nichts dagegen tun. Angie hatte Mike sehr wehgetan. Sie hatte ihm Hörner aufgesetzt, und es hatte sie nicht besonders gekümmert, ob er dahinterkam oder ob sie ihn damit verletzte. Er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt, was sie eiskalt ausnutzte. Sie waren kinderlos, aber Mike musste ihr noch immer Unterhalt zahlen.
“Und was hatte sie zu ihrer Verteidigung vorzubringen?”
“Sie wollte, dass ich mich für sie bei dir einschleime”, sagte er schlicht.
“Für sie bei mir einschleimen? Wie das denn?”
“Für den Fall, dass du mal eine Sängerin suchst.”
Christina lachte auf. “Wow. Ich halte mich eigentlich nicht für besonders nachtragend, aber … also, die könnte sich bei mir bis in alle Ewigkeit einschleimen, ich würde sie doch nicht engagieren.”
“Das habe ich mir schon gedacht.”
“Ich glaube wirklich, dass Mike inzwischen darüber hinweg ist”, sagte Christie und lud die Eier auf Teller, ließ etwas davon in der Pfanne, um es später an Killer zu verfüttern. Während sie die Teller auf den Esstisch stellte, merkte sie, dass sie nervös war.
Was genau war da letzte Nacht eigentlich geschehen? Nur eine spontane Verrücktheit? Eine plötzliche Entladung? Das Resultat so vieler Jahre unterdrückter Zuneigung, jedenfalls soweit es sie betraf?
Oder war er jetzt hier, weil das ein Neuanfang war? Der Beginn von etwas ganz Besonderem für sie beide?
Sie sah, dass auf dem Monitor immer noch die Homepage von Harrison Investigations zu sehen war. Peinlich berührt klickte Christina sie schnell zu und wollte gerade den Computer herunterfahren, als plötzlich eine Sondermeldung auf dem Bildschirm auftauchte – und sie deutlich hörbar nach Luft schnappte.
“Was ist passiert?”, wollte Jed wissen, als sein Handy im selben Augenblick zu fiepen anfing. “Noch eine Leiche?”, fragte er, auf den Monitor starrend, während er sein Handy aufklappte.
Sie schüttelte den Kopf. “Nein, keine … keine Leiche. Eine Frau wird vermisst.”
Eine Frau, die sie kannte.
“Ja, Jerry, danke. Ich hab’s gerade schon gehört”, hörte sie Jed sagen, konnte aber ihre Augen nicht vom Bildschirm losreißen. Dann lief Jed ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Sofort erschien das Gesicht der vermissten Frau.
Sie war hübsch. Sie war jung.
Sie hatte langes rotes Haar.
Und eine Stimme wie eine Lerche.
“Ich kenne sie”, sagte sie zu Jed, als er sein Handy zuklappte. “Sie heißt Allison Chesney. Ich wollte am Montag mit ihr ins Aufnahmestudio gehen.”
“Sie wird am Montag keine Aufnahmen mehr machen”, sagte Jed.
“Aber sie wird doch bis jetzt nur vermisst.”
“Sie ist gefunden worden”, sagte Jed finster.
11. KAPITEL
E r beobachtete. Wartete. Analysierte ihre Körpersprache.
Beide waren jung, attraktiv, der Mann offensichtlich in Eile, die Frau offensichtlich verängstigt. Der Mann sprach mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Er war eindeutig der Typ, der dazu neigte, mit großer Autorität zu sprechen. Als sie etwas erwiderte, konnte er sehen, dass sie der Typ war, der sich dieser Autorität widersetzte. Aber so hübsch, so verdammt hübsch …
Und dann küssten sie sich. Nicht diese Art Küsschen, die ein Mann seiner Frau gibt, wenn er in Eile ist. Nicht dieser halbherzige Kuss, den ein Mann einer Frau gibt, während er mit den Gedanken längst woanders ist. Dies war ein Kuss mit einem Versprechen, kurz, aber voller Zukunft. Dann ging der Mann, und von seinem Beobachtungsposten aus hörte er die Schlösser einschnappen.
Er holte tief Luft und
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