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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Gesicht bekommen?«
    »Nein, nie. Ich glaube auch nicht, daß Saxif D'Aan ihn schon einmal gesehen hat. Er scheint anzunehmen, daß es mit ihm aus sei, sollte der Reiter jemals auf dem weißen Hengst sitzen.«
    Elric lächelte vor sich hin.
    »Warum erkundigst du dich so nach dem Pferd?« wollte Smiorgan wissen.
    Elric schüttelte den Kopf. »Ich habe so ein Gefühl, das ist alles. Eine vage Erinnerung. Aber ich werde nichts dazu sagen und so wenig wie möglich darüber nachdenken, denn zweifellos besitzt Saxif D'Aan die Gabe, Gedanken zu lesen - wie Vassliss schon andeutete.«
    Sie hörten Schritte über sich, Schritte, die zur Tür der Kabine herabpolterten. Ein Riegel wurde zur Seite geschoben. Saxif D'Aan, wieder ganz der alte, stand auf der Schwelle, die Hände in die goldenen Ärmel gesteckt.
    »Ihr verzeiht mir hoffentlich die wenig höfliche Art, mit der ich euch hierhergeschickt habe. Es bestand eine Gefahr, die ich um jeden Preis abwenden mußte. In der Folge entsprach mein Verhalten ganz und gar nicht der Norm, die ich mir sonst setze.«
    »Eine Gefahr für uns?« fragte Elric. »Oder für dich, Graf Saxif D'Aan?«
    »Unter den gegebenen Umständen galt die Gefahr uns allen, das versichere ich dir.«
    »Wer reitet das Pferd?« fragte Smiorgan geradeheraus. »Und warum fürchtest du den Reiter?«
    Graf Saxif D'Aan hatte sich wieder voll in der Gewalt und ließ daher keine Reaktion erkennen. »Das ist eine private Angelegenheit«, sagte er leise. »Würdet ihr jetzt mit mir essen?«
    Dem Mädchen entfuhr ein kehliger Laut, und Graf Saxif D'Aan wandte sich mit stechendem Blick in ihre Richtung. »Gratyesha, du willst dich sicher waschen und wieder schön machen. Ich sorge dafür, daß dir alle nötigen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden.«
    »Ich bin nicht Gratyesha«, sagte sie. »Ich bin Vassliss, Tochter eines Kaufmanns.«
    »Du wirst dich erinnern«, sagte er. »Zu gegebener Zeit wirst du dich an die Wahrheit erinnern.« In seiner Stimme lag eine solche Gewiß-heit, eine solche zwingende Besessenheit, daß selbst Elric einen leisen Schauer der Ehrfurcht verspürte. »Man wird dir die Sachen bringen, und du kannst diese Kabine als die deine ansehen, bis wir in meinen Palast auf Fhaligarn zurückkehren. Meine Herren.« Er bedeutete den Männern, daß die den Raum verlassen sollten.
    »Ich lasse sie nicht allein, Saxif D'Aan«, sagte Elric. »Sie hat zuviel Angst.«
    »Sie fürchtet nur die Wahrheit, Bruder.«
    »Sie fürchtet dich und deinen Wahnsinn.«
    Saxif D'Aan zuckte gelassen die Achseln. »Dann gehe ich als erster. Wenn ihr mich begleiten wollt, ihr Herren.« Er verließ die Kabine, und sie folgten ihm.
    Elric sagte über die Schulter: »Vassliss, du kannst auf meinen Schutz rechnen.« Und er schloß die Kabinentür hinter sich.
    Graf Saxif D'Aan stand an Deck und hielt sein edles Gesicht in die Gischt, die von dem mit übernatürlicher Geschwindigkeit dahinpreschenden Schiff erzeugt wurde.
    »Du hast mich wahnsinnig genannt, Prinz Elric? Dabei mußt du dich in der Zauberei auskennen.«
    »Natürlich. Ich bin königlichen Geblüts. In meiner Welt gelte ich als Könner auf diesem Gebiet.«
    »Aber hier? Wie gut funktionieren deine Zauberkräfte hier?«
    »Kaum, ich gestehe es offen. Die Entfernungen zwischen den Ebenen kommen mir größer vor.«
    »Richtig. Aber ich habe sie überbrückt. Ich hatte die Zeit zu lernen, wie sie überwunden werden können.«
    »Das soll heißen, du bist mächtiger als ich?«
    »Das ist doch erwiesen, oder?«
    »O ja. Aber ich hatte nicht angenommen, daß wir uns auf einen Kampf mit Zauberkräften einlassen wollten, Graf Saxif D'Aan.«
    »Natürlich nicht. Und doch - spieltest du mit dem Gedanken, mich mit Zauberei zu überlisten, würdest du dir das nun gut überlegen, nicht wahr?«
    »Es wäre töricht von mir, mit dem Gedanken auch nur zu spielen. Es könnte mich meine Seele kosten, und mindestens mein Leben.«
    »Das ist richtig. Wie ich sehe, bist du Realist.«
    »Vermutlich.«
    »Dann können wir unseren Disput ja auf einfachere Weise regeln.«
    »Du willst dich duellieren?« Elric war überrascht.
    Graf Saxif D'Aan stimmte ein helles Lachen an. »Natürlich nicht - gegen dein Schwert? Das besitzt seine Macht in allen Welten, wenn auch in unterschiedlicher Stärke.«
    »Ich freue mich, daß du dir dessen bewußt bist«, sagte Elric vielsagend.
    »Außerdem«, fügte Graf Saxif D'Aan hinzu, und seine Goldgewänder raschelten, als er sich der Reling näherte,

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