Die See des Schicksaals
die Tiefe stürzen, hinter seinen Kameraden her. Dann hob er das Schwert über den Kopf, es mit beiden Händen haltend, die Augen glasig, den Kopf der blauen Sonne zuwendend. Smiorgan, der unter ihm am Mast hing, erschauderte, als er ein seltsames Summen aus dem Mund des Albinos dringen hörte.
Wieder machten sich einige verwegene Gestalten an den Aufstieg, und Smiorgan hackte auf die Wanten ein und blickte befriedigt hinter sechs oder sieben Männern her, die in die Tiefe stürzten und sich auf dem Deck sämtliche Knochen brachen oder von den Wogen verschlungen wurden.
Graf Saxif D'Aan kam allmählich wieder zu sich; allerdings war er noch ziemlich mitgenommen. »Dummkopf!« rief er. »Dummkopf!« Aber es war nicht zu erkennen, ob er damit Elric meinte oder sich selbst.
Elrics Stimme wurde zu einem unheimlichen
rhythmischen Kreischen; er schrillte seine Beschwörung hinaus, und die Kräfte des Mannes, den er getötet hatte, strömten in ihn und halfen ihm. In seinen roten Augen begann ein Feuer von anderer, namenloser Farbe zu flackern, sein ganzer Körper bebte von den fremdartigen Lauten, für die seine Kehle nicht geschaffen war.
Im weiteren Verlauf der Beschwörung wurde seine Stimme zu einem vibrierenden Stöhnen, und Smiorgan spürte eine seltsame Kälte in sich aufsteigen, während er beobachtete, wie weitere Mannschaftsmitglieder am Mast emporzuklettern versuchten.
Graf Saxif D'Aan brüllte von unten: »Du wagst es nicht!«
Der Zauberer begann Armbewegungen zu machen, eigene Zauberworte kamen ihm von den Lippen. Smiorgan schrie entsetzt auf, als sich dicht unter ihm ein Wesen aus Rauch zu bilden begann. Die Kreatur schmatzte mit den Lippen, grinste und streckte eine Pfote aus, die im gleichen Augenblick zu Fleisch wurde. Wimmernd hieb Smiorgan mit dem Schwert danach.
»Elric!« rief er und kletterte höher empor, bis er die Reling des Ausgucks packen konnte. »Elric! Er schickt uns seine Dämonen auf den Hals!«
Elric aber kümmerte sich nicht um ihn. Sein Geist befand sich in einer anderen Welt, in einer noch dunkleren und öderen Welt als dieser. Durch graue Nebelschleier sah er eine Gestalt und rief einen Namen. »Komm!« rief er in der alten Sprache seiner Vorfahren. »Komm zu mir!«
Graf Simorgan fluchte, als sich der Dämon immer mehr verfestigte. Rote Hauer knirschten, grüne Augen starrten ihn zornig an. Eine Klaue streifte seinen Stiefel, und so sehr er auch mit seinem Schwert zuschlug, der Dämon schien die Hiebe gar nicht zu spüren.
Für Smiorgan war auf der Ausgucksplattform kein Raum mehr, trotzdem stellte er sich jetzt auf den Außenrand, entsetzt um Hilfe schreiend. Elric aber setzte seinen Zaubergesang fort.
»Elric! Ich bin verloren!«
Die Pranke des Dämons umkrallte Smiorgans Fußgelenk.
»Elric!«
Donner grollte über dem Meer; ein Blitzstrahl zuckte und erlosch. Aus dem Nichts dröhnte lauter Huf schlag, dann stieß eine Stimme ein Triumphgeheul aus.
Elric ließ sich gegen das Geländer sinken und öffnete die Augen gerade in dem Augenblick, da Smiorgan langsam nach unten gezogen wurde. Mit letzter Kraft warf sich der Albino vor, beugte sich weit vor, um mit Sturmbringer nach unten zu stechen. Das Runenschwert versenkte sich mühelos in das rechte Auge des Dämons. Die Kreatur brüllte auf, ließ Smiorgan los und hieb nach der Waffe, die ihm die Lebensenergie entzog.
Diese Energie strömte durch die Klinge in Elrics Körper. Sein Gesicht war von einem fürchterlichen Grinsen entstellt. Eine Sekunde lang fürchtete sich Smiorgan vor seinem Freund mehr als vor dem Dämon. Dieser begann sich langsam aufzulösen - seine einzige Möglichkeit, dem Schwert zu entrinnen, das seine Lebenskräfte absaugte, doch inzwischen waren andere Helfer Saxif D'Aans am Mast hochgeklettert und versuchten mit klirrenden Klingen die beiden Männer zu bedrängen.
Elric schwang sich wieder über das Geländer und balancierte gefährlich auf der Rahe, während er auf die Angreifer einschlug und dabei die alten Schlachtrufe seines Volkes anstimmte. Smiorgan konnte nur zusehen. Er bemerkte, daß Saxif D'Aan an Deck nicht mehr zu sehen war, und rief Elric eine Warnung zu.
»Elric! Saxif D'Aan! Er ist bei dem Mädchen!«
Elric griff nun die Piraten an, denen sehr daran gelegen war, dem singenden Runenschwert auszuweichen; einige sprangen lieber freiwillig ins Meer, als sich von der Klinge treffen zu lassen. Mit schnellen Bewegungen sprangen die beiden Männer von Rah zu Rah, bis sie an Deck
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