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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zurückgekehrt waren.
    »Wovor hat er Angst? Warum setzt er nicht mehr Zauberkräfte ein?« fragte Graf Smiorgan schweratmend, während sie zur Kabine rannten.
    »Ich habe den Mann gerufen, der auf dem Pferd reitet«, sagte Elric. »Dafür hatte ich nur wenig Zeit - und konnte dir nichts davon sagen, wußte ich doch, daß Saxif D'Aan meine Absicht in deinen Gedanken lesen würde, wenn schon nicht in meinen!«
    Die Kabinentür war von innen fest verschlossen. Elric hieb mit dem schwarzen Schwert dagegen.
    Aber die Tür war ungewöhnlich widerstandsfähig. »Mit einem Zauberspruch versiegelt«, stellte der Albino fest. »Und ich wüßte nicht, wie ich sie aufbekommen soll.«
    »Bringt er sie um?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht versucht er sie auf eine andere Ebene zu bringen. Wir müssen.«
    Hufschlag donnerte über das Deck. Der weiße Hengst stieg in ihrem Rücken auf die Hinterhand. Nur saß jetzt ein Reiter im Sattel, ein Mann in hellviolettem Mantel und gelber Rüstung. Er war barhäuptig und sehr jung, obgleich sein Gesicht mehrere ältere Narben aufwies. Sein Haar war dicht gelockt und blond, seine Augen dunkelblau.
    Er zog fest die Zügel an und beruhigte das Pferd. Dann musterte er Elric mit durchdringendem Blick. »Hast du mir diesen Weg geöffnet, Melniboneer?«
    »Ja.«
    »Dann danke ich dir, obwohl ich dir keine Gegenleistung dafür bieten kann.«
    »Du hast es mir schon entgolten«, antwortete Elric und drängte Smiorgan zur Seite, als sich der Reiter vorbeugte und seinem Pferd die Sporen gab, das direkt auf die verschlossene Tür zupreschte und hindurchbrach, als bestünde sie aus Papier.
    In der Kabine gellte ein fürchterlicher Schrei auf, im nächsten Augenblick eilte Graf Saxif D'Aan, behindert von seinen goldenen Roben, ins Freie, entriß dem nächsten Toten das Schwert, warf Elric einen Blick zu, in dem weniger Haß als verwirrte Qual zum Ausdruck kam, und stellte sich dem blonden Reiter zum Kampf.
    Der Reiter war abgestiegen und kam nun aus der Kabine; einen Arm hatte er um die zitternde Vassliss gelegt, die andere lag am Zügel seines Pferdes. Traurig sagte er:
    »Du hast mir großes Unrecht angetan, Graf Saxif D'Aan, aber ein viel größeres hast du an Gratyesha begangen. Jetzt mußt du dafür bezahlen.«
    Saxif D'Aan zögerte, und machte einen tiefen Atemzug. Als er wieder den Kopf hob, waren seine Augen ruhig, er hatte seine Würde wiedergefunden.
    »Muß ich den vollen Preis bezahlen?« fragte er.
    »Den vollen.«
    »Etwas anderes verdiene ich auch nicht«, stellte Saxif D'Aan fest. »Viele Jahre lang bin ich meinem Schicksal entronnen, nicht aber der Erkenntnis meines Verbrechens. Sie liebte nämlich mich, nicht dich.«
    »Ich glaube, sie liebte uns beide. Aber was sie dir schenkte, war ihre ganze Seele - und das würde ich keiner Frau abverlangen.«
    »Dann wärst du also der Verlierer.«
    »Du hast nicht erkannt, wie sehr sie dich liebte.«
    »Erst - erst hinterher.«
    »Ich habe Mitleid mit dir, Graf Saxif D'Aan.« Der junge Mann reichte dem Mädchen die Zügel seines Pferdes und zog das Schwert. »Seltsame Rivalen sind wir, nicht wahr?«
    »Du hast all die Jahre im Nirgendwo zugebracht, wohin ich dich verbannt hatte - in jenem Garten auf Melnibone?«
    »All die Jahre. Nur mein Pferd konnte dir folgen. Das Pferd Tendrics, meines Vaters, der auch aus Melnibone stammt und ebenfalls Zauberer war.«

    »Wäre mir das damals bekannt gewesen, hät- te ich dich gleich umgebracht und das Pferd ins Nirgendwo geschickt.«
    »Die Eifersucht machte dich schwach, Graf Saxif D'Aan. Aber jetzt wollen wir kämpfen, wie wir damals hätten kämpfen müssen - Mann gegen Mann, mit diesem Stahl, um die Hand eines Mädchens, das uns beide liebt. Das ist mehr, als du verdient hast.«
    »Viel mehr«, sagte der Zauberer. Und er hob sein Schwert, um sich auf den jungen Mann zu stürzen, von dem Smiorgan annahm, daß er niemand anderer war als Prinz Carolak.
    Das Ende des Kampfes stand von vornherein fest. Saxif D'Aan wußte das, Carolak vielleicht nicht. Saxif D'Aans Waffenkünste konnten sich mit denen jedes melniboneischen Adligen messen, vermochten der Übung eines Berufssoldaten aber nicht standzuhalten, der unzählige Male um sein Leben gekämpft hatte.
    Der Kampf wogte hierhin und dorthin über das Deck, ein Kampf, der von Saxif D'Aans verwegenen Helfern mit unverhohlenem Staunen verfolgt wurde, ein Duell, das schon vor zweihundert Jahren hätte ausgefochten und entschieden werden müssen. Das Mädchen, das

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