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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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durchstehen«, sagte sie. »Aber danach brauche ich das Imago für wenigstens einen Tag. Ich bin dir sehr dankbar für deine Mühe, Magister Davydd. Du bist wirklich ein Meister deiner Kunst.«
    Er nickte nur, fühlte sich aber offenbar geschmeichelt durch ihre Worte und öffnete ihr höflich die Tür zur Werkstatt.
    Der Frar Scriptor saß immer noch über sein Buch gebeugt, die Tasse neben ihm war leer. Trurre stand am Spülstein und schrubbte irgendwelche Gerätschaften unter lautem Gespritze sauber. Er drehte sich um und wischte sich die Hände trocken. »Warum bist du so schnell wieder hinausgerannt?«, fragte er verstimmt. »Ich habe doch nichts Falsches gesagt, oder?«
    Vanandel lächelte ihn so herzlich an, wie es ihr nur gelingen wollte. »Aber nein. Mir ist nur plötzlich noch etwas eingefallen, was ich Magister Davydd sagen wollte, und ich hatte Sorge, dass ich es sonst vergesse.«
    Â»Hm«, machte der Zwerg zweifelnd und kehrte an seine Arbeit zurück. Vanandel verabschiedete sich von dem Magister und winkte Tijan zu, der sie freundlich, aber geistesabwesend anlächelte. »Wo bist du untergebracht?«, fragte sie.
    Â»Im Gartenzimmer«, antwortete der Zwerg für den Bruder, der schon wieder über seinem Buch brütete. »Zusammen mit dem Barden.«
    Vanandel riss die Augen auf. »Ein Barde? Aber ich wusste gar nicht, dass noch jemand mit ihm angekommen ist. Warum habe ich seinen Begleiter noch nicht kennengelernt?«
    Â»Er ist ein wenig menschenscheu«, sagte Trurre. »Verlässt selten am Tag sein Zimmer.« Er grinste. »Aber abends lässt er sich bei Garness blicken. Da kannst du ihn treffen, wenn du neugierig bist.«
    Sie nickte ein wenig unwirsch. Neugierig, pah! Wer war sie, die Köchin?
    Ihre Kopfhaut prickelte dennoch vor Erregung. Sie kannte bisher ja nur Garness – ob alle Barden so waren wie er? Der Bruder Schreiber war mit einem der großen Adler gekommen, wie aber hatte der Barde die Reise unternommen? Sie wusste, dass Tijan eine wichtige Arbeit für den Bardenstein erledigte und die alte Bibliothek ihres Großvaters dafür nutzen durfte. Was war wohl die Aufgabe des Barden? Wenn er sein Zimmer selten verließ – aber vielleicht brachte Tijan ihm die Dokumente und Bücher, die er brauchte, aufs Zimmer. Warum hatte sie ihn noch nicht gesehen? Sie würde sich ein bisschen im Garten aufhalten und sehen, ob sie ihn zu Gesicht bekam. Ein Barde, direkt vom Bardenstein – wie aufregend!
    Mit einem Buch und einer Handvoll süßer Äpfel bewaffnet bezog sie Stellung im Garten, der an den Gästetrakt angrenzte. Sie suchte sich eine Bank im Schatten unter einer Kastanie, legte die Äpfel neben sich und zog die Füße unter den Rock. Irgendwann vergaß sie völlig, warum sie dort saß. Sie genoss den Sonnenschein und den Gesang der Vögel und versank ganz und gar in die alberne Romanze, die sie als Tarnung mitgenommen hatte.
    Sie sah auch nicht auf, als jemand sich ihrer Bank näherte und vorüberging. Dann stockten die Schritte, hielten an, kehrten um. »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte eine melodische dunkle Stimme.
    Vanandel sah auf, eine unwirsche Bemerkung auf den Lippen, die sie aber sofort herunterschluckte, als sie den Sprecher erblickte. »Bitte, gerne«, sagte sie heiser, ließ die Beine von der Bank rutschen und klaubte die Äpfel auf.
    Â»Danke schön«, sagte der weiß gekleidete Elbe und setzte sich in die entfernteste Ecke der Bank. Sein Gesicht war abgewandt, er schien den Ausblick zu genießen. Vanandel musterte ihn mit angehaltenem Atem. War er das? Aber er war ein Elbe, Trurre hätte das doch bestimmt erwähnt. Und er war mit Garness befreundet? Wie ulkig, auf seiner Schulter saß eine Amsel, die sie aufmerksam aus ihren gelb umrandeten Augen betrachtete. Und er hatte deutliche Spuren auf beiden Schultern, dass der Vogel sich dort häufiger und länger aufhielt. Vanandel unterdrückte ein Lachen.
    Der Mann lächelte ebenfalls. »Darf ich fragen, was du liest?«
    Vanandel hielt ihm das Buch hin. Er nahm es, und sie sagte eilig: »Das ist nichts Besonderes, ein Liebesroman.«
    Er nickte und blätterte darin herum, ohne hineinzusehen. »Sehr hübsch«, sagte er nach einer Weile und gab es ihr zurück. Vanandel dankte ein wenig befremdet. Sie steckte das Buch ein und räusperte sich. »Darf

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