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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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als er selbst. Vanandel sagte enttäuscht: »Ich komme wohl besser später noch einmal wieder.«
    Â»Nein, nein, bleib«, erwiderte der alte Magus und schob ihr einen leidlich sauberen Stuhl hin. Vanandel trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen.
    Â»Wenn Sie etwas Vertrauliches zu besprechen haben, werde ich mich empfehlen«, sagte der Schreiber und machte Anstalten, sich zu erheben.
    Â»Bleib sitzen, Tijan«, befahl der Magus energisch. »Die Prinzessin bekommt jetzt erst einmal einen Tee, vorausgesetzt, mein saumseliger Gehilfe schafft es heute noch, einen zu kochen …« Er erhob mit den letzten Worten seine Stimme, und aus dem Nebenraum erklang lautes Scheppern.
    Â»Ich helfe ihm«, erbot sich der Mönch und sprang auf.
    Vanandel wartete, bis er aus der Tür war, und beugte sich dann vor: »Was ist mit dem Imago?«
    Davydd nickte ihr beruhigend zu. »Alles wieder im Lot«, sagte er. »Besser als vorher, du wirst sehen. Das Warten hat sich gelohnt.«
    Trurre kam mit einem Tablett in den Händen herein, gefolgt von dem Frar Scriptor, der einen Teller mit Plätzchen trug. Beide waren in ein Gespräch vertieft, von dem Vanandel noch den Schluss mitbekam: »… wenn du sie siehst, frag sie nach unserem Rudelführer. Sie schreibt ihm Briefe …« Trurre verstummte und stellte Tassen und eine Teekanne auf den Tisch. Er schenkte ein und reichte Vanandel die erste Tasse.
    Vanandel fiel der Brief in Zwergenrunen ein, den Groszbarrt ihr gegeben hatte. »Du kennst die Zwergin, die …« Sie erinnerte sich, dass sie Groszbarrt versprochen hatte, nicht über den Brief zu reden, und biss sich auf die Lippe. Aber der Magister rührte geistesabwesend in seiner Teetasse und brütete über einem Folianten.
    Der Frar Scriptor warf Trurre einen Blick zu. Der Zwerg zuckte mit den Achseln und knurrte: »Bitte. Es ist kein Geheimnis.«
    Â»Ferun Federkiel«, sagte der kleine Mann. »Sie ist eine meiner Mitschwestern. Eine gute Freundin«, setzte er hinzu. »Daher kennen wir uns auch.« Er nickte zu Trurre hinüber.
    Â»Ihr kennt euch?«
    Â»Tijan hat Ferun einmal zur Kronburg begleitet«, sagte Trurre kurz. Er wirkte ungewöhnlich mürrisch und war offensichtlich nicht erpicht darauf, sich über Ferun und sein Verhältnis zu ihr auszulassen.
    Vanandel verstaute die Informationen in einem Winkel ihres Gedächtnisses – man wusste ja nie, wozu man etwas brauchen konnte. Trurre stammte also von der Kronburg – das war der Sitz des Zwergenkönigs Groffin Steinbrecher – und er hatte eine Cousine namens Ferun, die dem Orden der Schreiber angehörte. Und der kleine Frar Scriptor kannte Trurre und seine Familie, was bedeutete, dass sie möglicherweise das eine oder andere von ihm erfahren konnte. Vanandel ertappte sich dabei, dass sie den Bruder – Tijan – freundlicher als sonst anlächelte.
    Der Schreiber legte den Kopf schief und lächelte zurück. Er war ein hübscher Kerl, mit dunkelblonden Locken, die er in einen Pferdeschwanz gebunden trug, und samtbraunen Augen, einem energischen Gesicht und tintenfleckigen Fingern. Unter der verschossenen dunklen Kutte schien sich nicht der weichliche Körper eines Stubenhockers, sondern ein durchaus kräftiger und muskulöser Leib zu verbergen. Er hätte das Bild eines ansehnlichen Mannes abgegeben, wäre er nicht so klein wie ein Kind von acht Umläufen.
    Â»Erzähl mir von deinem Orden«, sagte sie, um ihn nicht nur stumm anzulächeln.
    Der Schreiber legte sorgfältig seinen Löffel nieder, mit dem er Honig in seinen Tee gelöffelt hatte, und lehnte die Fingerspitzen aneinander.
    Â»Oh, oh«, machte Trurre. »Jetzt kommt ein Vortrag.«
    Â»Der Orden vom Großen Buch«, sagte Tijan, ohne sich beirren zu lassen. Seine Stimme klang feierlich und getragen. »Mein Orden ist so alt wie die Berge und der Wind. Das Große Buch verzeichnet alles, was ist, war und sein wird – und vieles von dem, was niemals war und nicht mehr kommen wird. Die Schreiber schreiben die Worte auf, die die Welt zu ihnen spricht. Alles, was lebt, ist nur ein kleiner Teil einer großen Geschichte, ein kurzer Absatz im Großen Buch.« Er holte tief Luft, als wolle er weitersprechen, aber man sah am Funkeln seiner Augen, dass er auf einen Einwurf des Zwerges wartete, der auch prompt kam.
    Â»Tijan, mein Guter, ich bitte

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