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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wie er aussah. »Aber was macht er hier? Er sollte in der Kronburg sein. Er kann doch nicht einfach so durch die Welt gondeln.«
    Â»Er ist der Lehrling des Magisters«, erklärte Lluigolf.
    Â»Lehrling.« Einen Moment lang dachte ich, wir sprächen doch über jemand anderen. »Trurre Silberzunge. Brauner Bart, guter Appetit – na gut, das trifft auf so ziemlich jeden Zwerg zu, den ich kenne – redet wie ein Buch«, ich schüttelte den Kopf. »Feruns Vetter Trurre?«
    Â»Ich kenne seine Familie nicht«, sagte er.
    Natürlich nicht. Der jüngere Prinz der Kronberge reiste sicherlich nicht mit großem Gepränge durch die Lande. Außerdem – war da nicht etwas gewesen, was ihn bei seiner Familie hatte in Ungnade fallen lassen? Ferun, die ja ebenfalls nicht sonderlich gelitten bei ihrer Sippe war, hatte doch einmal so etwas erwähnt … Ich bemerkte, dass Lluigolf mich fragend anblickte und schüttelte wieder den Kopf. »Verzeih mir. In meinem alten Schädel geht es manchmal etwas drunter und drüber. Ferun Federkiel gehört ebenfalls meinem Orden an, und ich bin ihrem Vetter vor etlichen Umläufen kurz einmal begegnet, als wir die Archive der Kronburg besucht haben.«
    Er nickte nicht besonders interessiert. In seinem geistesabwesenden Blick konnte ich den Namen seiner Angebeteten lesen. Chaantrea. Ich entschied, ihn mit seinen Gedanken alleine zu lassen, und kehrte ins Haus zurück.

Zwei Tage vor der Verlobungsfeier gelang es Magister Davydd endlich, das Imago wieder funktionstüchtig zu bekommen. Eine Woche der Bälle, festlichen Diners und Teegesellschaften lag hinter Vanandel; eine Woche, in der sie die Gegenwart ihres Zukünftigen so oft und lange hatte genießen dürfen, dass sie das Gefühl hatte, schreien zu müssen, wenn sie sein tumbes Geschwätz noch einen einzigen Tag länger ertragen musste.
    Sie saß hoch oben im alten Apfelbaum und kaute an einem Nagel, den sie sich beim Hochklettern eingerissen hatte. Ihre Gouvernante gab ein langgezogenes Stöhnen von sich und ein geisterhaftes: »Das tuuut man doch niiiiicht.« Vanandel ignorierte den Einwurf und zog mit den Zähnen noch ein Stück von ihrem Daumennagel ab, ehe sie ihn an der rauen Rinde glättete. Dabei ging sie den saftigeren Teil ihres Repertoires an Orkflüchen durch. Morgen war der Tag, an dem sie dem Langländer vorgeführt wurde wie eine geschmückte Preiskuh. Er würde sie abschätzig vom Kopf bis zu den Füßen mustern, für gerade noch gut genug für seinen dämlichen Jüngsten befinden, und die Verlobung konnte ihren Lauf nehmen.
    Ergrimmt spuckte sie ein Stück Nagel aus. Sie würde gute Miene zu dem albernen Spiel machen, es blieb ihr ja nicht viel anderes übrig. Und dann würde sie mit Lluis hinunter in den Schweinekoben gehen und mit Vibol beraten, was zu tun war. Sie hatte beschlossen, ihm von einer arrangierten Heirat zu erzählen und dass ihr Vater ein angesehener Kaufmann in der Oberstadt sei. Das sollte genügen, um ihm ihre Geheimnistuerei zu erklären, zumindest hoffte sie das. Das Treffen mit der Kröte beunruhigte sie ein wenig. Sie verlangte möglicherweise zu viel von ihm. Aber sie würde ihm anbieten, egal, wohin er sie schickte, weiter für ihn zu arbeiten. Als sein verlängerter Arm, seine Spionin oder was immer er für nützlich erachtete.
    Seufzend sah sie zum Himmel auf. Der Magister hatte sie in seine Werkstatt gebeten, und er hatte angedeutet, dass ihr gemeinsames Problem einer Lösung nahe sei. Sie hatte zwar die Hoffnung schon fast aufgegeben und außerdem würde das Imago sie gerade bei der morgigen Zeremonie kaum ersetzen können – aber in den Tagen danach würde sie es genießen, ein wenig Urlaub von ihrem Verlobten nehmen zu dürfen.
    Vanandel kletterte geschickt von dem Baum hinunter und sprang von dem ausladenden untersten Ast ins weiche Gras. Sie ließ ihre hochgebundenen Röcke hinunter und sah sich um, ob jemand sie beobachtet hatte. Irgendwo hinter den Buchsbaumhecken hörte sie einen der Gärtner schimpfen, aber es war niemand zu sehen.
    Sie lief über die gewundenen Wege zum Haus und nahm die Abkürzung durch die Vorratskeller und Wäscheräume. Dann klopfte sie an die Tür des Magisters.
    Magister Davydd war nicht allein. Der kleine Frar Scriptor war bei ihm und studierte ein Buch, das beinahe größer war

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