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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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gepresst. »Ich bedauere es sehr, dass du dich von mir verraten fühlst. Aber ich konnte doch nicht mit dir weglaufen.«
    Â»Nein, das konntest du wohl nicht«, sagte Vanandel traurig. »Es war dumm von mir, etwas anderes anzunehmen. Und es war sehr, sehr dumm von mir, dir deswegen zu grollen.«
    Sie sah auf und fand zwei Augenpaare auf sich gerichtet: das schwarze des Vogels und das helle des Elben. Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter und kribbelte in ihrem Nacken. Warum brachte sie der Elbenbarde nur so aus der Fassung?
    Â»Gar«, sagte sie hastig, »komm, vertragen wir uns wieder?«
    Die Erleichterung und Freude, mit der er ihre ausgestreckte Hand ergriff, rührte sie sehr. Sie räusperte sich ein wenig verlegen und murmelte: »Ich muss jetzt wirklich gehen, man wird schon nach mir suchen.«
    Dieses Mal hielt keine Hand sie zurück, aber Maris fragte: »Ich sehe dich bald wieder?«
    Â»Spätestens auf meiner Verlobungsfeier«, seufzte sie.
    Â»Ich pflege nicht auf Feiern zu gehen. Und ich denke auch nicht, dass ich dazu eingeladen bin«, sagte er lächelnd.
    Â»Das lässt sich ändern. Ich würde mich überaus freuen, ein freundliches Gesicht zwischen all den Langländern und Hofwanzen zu sehen.«
    Er streckte die Hand aus, um sie festzuhalten. »Du bist nicht glücklich über deine Verlobung?«
    Vanandel hörte, wie Garness schnaubte, aber sie wandte ihren Blick nicht von dem ruhigen Gesicht des Elbenbarden. »Nein«, sagte sie, »nein, das bin ich nicht.«
    Er nickte, als hätte er etwas Wichtiges erfahren, und ließ sie los.
    Â»Danke«, sagte sie, ohne genau zu wissen, wofür. »Danke, Maris.«
    Er nickte wieder, und während sie den Kiesweg hinauf zum Haus ging, fühlte sie den Blick der Amsel auf sich gerichtet.

Die Vorbereitungen zur Verlobungsfeier erreichten ihren Höhepunkt, und wer im Schloss beschäftigt war, wurde, ob er wollte oder nicht, von der Aufregung und Nervosität angesteckt. Der Haushofmeister hatte sichtlich abgenommen und nieste heftiger denn je in sein Taschentuch, während er vom Gästetrakt zu den Festsälen, in den Vorratskeller und zurück in die Remise hetzte und dabei fortwährend Dinge notierte, die er zu vergessen fürchtete. Die Wirtschafterin scheuchte ihre Mädchen und Frauen, bis die sich atemlos in eine verlassene Ecke drückten, um ein wenig zu weinen; die Köchin fiel von einem hysterischen Anfall in den nächsten, und der Kellerer und der Vestiar wurden allerseits von Herzen in die tiefste Hölle gewünscht. Allein der Stallmeister bewahrte seine Ruhe – Aufregung schadet den Pferden – und auch der Rudelführer verstand es, sich rechtzeitig mit seinen Männern zu einer kleinen Übung ins Gelände abzusetzen.
    Lluigolf bekam von all dem Trubel kaum etwas mit. Er ging wie auf Wolken durch einen rosaroten und himmelblauen Nebel und ignorierte vollkommen, dass um ihn herum das gesamte Schloss außer Rand und Band geraten war.
    Lluis tastete nach dem getrockneten Sträußchen, das an einem Band um seinen Hals hing, und dachte an Chaantrea. Allein ihr Name war Musik. Ihr Gang glich dem Schweben einer Feder, dem Tänzeln einer wunderschönen Stute, dem graziösen Schreiten einer Katze … Er wurde jäh aus seinen träumerischen Gedanken gerissen, als eine Hand ihn am Kragen packte und unsanft schüttelte. »Bursche, schläfst du im Gehen? Ich schreie mir die Kehle wund nach dir!«
    Die unwirsche Stimme gehörte zu Ulfert, dem Kellerer. Er deutete auf einen Stapel Kisten, der neben ihm auf dem Boden stand. »Pack mit an, das muss alles hinunter in den Weinkeller.«
    Für eine ganze Weile war die liebliche Chaantrea vergessen, Lluis schleppte und ächzte und riss sich Splitter in die Finger und stand schließlich schnaufend und mit Spinnweben bedeckt – denn alle Kisten mussten selbstverständlich im staubigsten, hintersten Eck des Weinkellers gestapelt werden – wieder auf dem Hof. Dann hörte er Frau Rotraud seinen Namen rufen und nahm Reißaus.
    Er fand sich auf der Treppe zum Turmzimmer des Barden wieder und wusste nicht genau, wie er dorthin gelangt war. Unentschlossen verharrte er auf dem obersten Absatz und wollte gerade wieder hinunterhuschen, aber da kam Garness und sah ihn verdutzt an. »Lluis – du wolltest zu mir? Wie nett!«
    Er ging an Lluigolf vorbei und

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