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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die gekehlten, sich entlang der Seitenwände erhebenden Steinsäulen, auf denen das massige, aus behauenem Stein gefertigte Kragstück am unteren Ende des Faßgewölbes der Halle ruhte. Das Faßgewölbes wurde von einem prächtigen Kranz aus gebogenen Mahagonirahmen und Paneelen überspannt, die wie die Enden eines fein geschliffenen Wölbsteins wirkten.
    Dalton setzte den Zinnbecher an seine Lippen und trank, all dies musternd, einen Schluck feinsten Nareeftal-Weines. Nachts, wenn alle Kerzen und Lampen angezündet waren, schien dieser Raum zu erglühen. Anfänglich, als er hier angekommen war, hatte es einiges an Selbstdisziplin erfordert, nicht so zu glotzen wie hier vor ihm diese Menschen aus der Stadt, Er beobachtete, wie Claudine Winthrop sich unter den gutgekleideten Gästen bewegte, hier eine Hand ergriff, dort einen Ellenbogen berührte, hölzern lächelnd Leute begrüßte und Fragen mit Bemerkungen beantwortete, die Dalton nicht verstand. So geplagt sie, wie er wußte, auch sein mochte, besaß sie doch die nötige Gewandtheit, angemessen aufzutreten. Als Gattin eines reichen, von den Kaufleuten und Getreidehändlern zu deren Stellvertreter gewählten Geschäftsmannes war sie auch aus eigenem Recht kein unbedeutendes Mitglied des Hofes. Anfangs, als die Leute sahen, daß ihr Ehemann alt genug war, ihr Großvater zu sein, gingen sie im allgemeinen davon aus, sie sei nicht mehr als ein Zeitvertreib für ihn. Sie irrten sich.
    Ihr Gatte, Edwin Winthrop, hatte als Farmer mit dem Anbau von Sorghum, süßem Zuckerrohr, angefangen. Jeder Penny, den er durch den Verkauf der von ihm selbst gepreßten Sorghummelasse verdiente, wurde ebenso sparsam wie umsichtig angelegt. Er nahm Entbehrungen in Kauf und ließ alles, angefangen bei angemessener Unterkunft und Kleidung über die einfachen Bequemlichkeiten des Lebens, bis hin zu Ehefrau und Familie, in einem Zustand der Ungewißheit.
    Irgendwann reichte das Gesparte für den Ankauf von Vieh, das er mit jenem Sorghum fütterte, der beim Pressen der Melasse anfiel. Der Verkauf des gemästeten Viehs ermöglichte den Ankauf weiteren Zuchtviehs und von Destillerieeinrichtungen, so daß er in der Lage war, selber Rum herzustellen, anstatt seine Melasse an Destillerien zu verkaufen. Die Gewinne aus dem Rum, den er aus seiner eigenen Melasse destillierte, waren so beträchtlich, daß er weiteres Farmland hinzupachten sowie Vieh, Geräte und Gebäude für die Produktion von noch mehr Rum und schließlich sogar Lagerhäuser und Karren für den Transport der von ihm hergestellten Waren anschaffen konnte. Auf den Winthrop-Farmen destillierter Rum wurde von Renwold bis Nicobarese verkauft, vom Laden gleich um die Ecke in Fairfield bis hin nach Aydindril. Indem er alles selber machte – vom Anbau des Zuckerrohrs über das Pressen, das Destillieren und Ausliefern des Rums, die Aufzucht und Schlachtung des Viehs bis hin zum Transport der toten Tiere zu den Metzgern, hielt Edwin Winthrop seine Kosten gering und verdiente sich eine goldene Nase.
    Edwin Winthrop war ein sparsamer Mann, ehrlich und beliebt. Erst als sich der Erfolg einstellte, hatte er sich eine Frau genommen. Claudine, die wohlerzogene und gutausgebildete Tochter eines Getreidehändlers, war mitten in ihren Jugendjahren gewesen, als Edwin sie vor gut einem Jahrzehnt ehelichte.
    Talentiert in der Beaufsichtigung der Konten und Unterlagen ihres Gatten, hielt Claudine ebenso ein Auge auf jeden Penny, wie dies ihr Gatte getan hätte. Dank ihrer Mithilfe war sein persönliches Imperium aufs Doppelte angewachsen. Sogar bei der Entscheidung über seine Heirat hatte Edwin Bedacht und Weisheit walten lassen. Normalerweise, wie es schien, nie auf sein persönliches Vergnügen aus, hatte er sich doch wenigstens dieses eine gegönnt. Und Claudines Fleiß stand ihrer Attraktivität in nichts nach.
    Nachdem Edwins Kaufmannskollegen ihn zum Stellvertreter gewählt hatten, ging Claudine ihm in rechtlichen Angelegenheiten zur Hand, indem sie half, hinter den Kulissen ebenjene Handelsgesetze zu verfassen, die er dann einbrachte. Dalton vermutete, daß es überhaupt dazu kam, ging zu einem großen Teil ebenfalls auf sie zurück. Stand er nicht zur Verfügung, verhandelte Claudine die eingebrachten Gesetze umsichtig in seinem Namen. Bei Hofe hielt niemand sie für ein ›Freizeitvergnügen‹.
    Außer vielleicht Bertrand Chanboor, obwohl er ja alle Frauen in diesem Licht betrachtete, zumindest die gutaussehenden.
    In der Vergangenheit war

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