Die Seele des Feuers - 10
haben keinen anderen Wunsch, als mit Euch Handel zu treiben, so wie Ihr mit anderen Völkern Handel treibt.«
»Tja«, meinte der Minister, für die Menge den Part des Skeptikers übernehmend, »wir haben bereits Abmachungen getroffen, einen großen Teil unserer Waren den Midlands zu überlassen.«
Stein lächelte. »Wir zahlen das Doppelte des höchsten Preises, den irgend jemand sonst bietet.«
Der Herrscher hob seine Hand und brachte damit sogar das Tuscheln zum Verstummen. »In welchem Umfang wärt Ihr am Kauf der Erzeugnisse Anderiths interessiert?«
Steins Blick wanderte über die Menge. »In vollem Umfang. Wir sind eine gewaltige Streitmacht. Ihr braucht die Klingen nicht zu heben, um in diesem Krieg zu kämpfen, das Kämpfen übernehmen wir, aber wenn Ihr uns Eure Güter überlaßt, werdet Ihr in Sicherheit sein, und Euer Land wird reicher werden, als Ihr Euch dies je erhofft oder erträumt habt.«
Der Herrscher erhob sich und blickte prüfend in den Saal. »Ich danke Euch für die Worte des Kaisers, Meister Stein. Wir werden gewiß noch weitere Einzelheiten hören wollen. Fürs erste jedoch haben Eure Worte uns eine Menge zum Nachdenken gegeben.« Seine Hand strich über die Menge hinweg. »Das Fest möge weitergehen.«
23. Kapitel
Snip plagten entsetzliche Kopfschmerzen; das frühmorgendliche Licht schmerzte ihm in den Augen. Obwohl er ein kleines Stück Ingwer lutschte, gelang es ihm nicht, den üblen, säuerlichen Geschmack ganz hinten in seinem Hals loszuwerden. Vermutlich stammten die Kopfschmerzen und der fürchterliche Geschmack von den Unmengen an Wein und Rum, die Morley und er sich gegönnt hatten. Trotzdem war er guter Dinge und schrubbte die schmutzverkrusteten Töpfe mit einem Lächeln auf den Lippen.
Er bewegte sich gemächlich und versuchte zu verhindern, daß das Gefühl in seinem Kopf sich noch verschlimmerte, trotzdem verkniff es sich Meister Drummond, ihn anzubrüllen. Der kräftige, dicke Mann schien erleichtert, daß das Fest vorüber war und alle wieder ihren üblichen Küchenarbeiten nachgehen konnten. Der Küchenmeister hatte ihn eine Reihe von Dinge besorgen lassen, ohne ihn jedoch ein einziges Mal ›Schnapp‹ zu rufen.
Snip hörte jemanden kommen, hob den Kopf und sah, daß es Meister Drummond war.
»Wasch dir die Hände, Snip.«
Snip hob die Arme und schüttelte einen Teil des Seifenwassers ab. »Jawohl, Sir.«
Er schnappte sich ein in der Nähe hängendes Handtuch, während ihn ein alles durchdringendes Gefühl des Wohlbehagens daran erinnerte, wie er am Abend zuvor mit ›Sir‹ angesprochen worden war.
Meister Drummond hatte ein eigenes, weißes Handtuch, um sich die Hände daran abzuwischen. Mit seinem schweißgesprenkelten Schädel wirkte er, als hätte er sich am Abend zuvor ebenfalls ordentlich einen genehmigt und sei auch nicht ganz auf der Höhe. Die Vorbereitungen für das Fest hatten eine Unmenge Arbeit bedeutet, daher nahm Snip, wenn auch widerstrebend, an, daß Meister Drummond es ebenfalls verdient hatte, ordentlich einen zu heben. Immerhin wurde der Mann stets mit ›Sir‹ angesprochen.
»Lauf hinauf in Meister Campbells Büro.«
»Sir?«
Meister Drummond stopfte das weiße Handtuch hinter seinen Gürtel. Die in der Nähe stehenden Frauen sahen herüber; Gillie machte schon wieder ein finsteres Gesicht, zweifellos wartete sie auf eine erneute Gelegenheit, Snip das Ohr zu verdrehen und ihn für sein unverschämtes hakenisches Benehmen zu verwünschen.
»Soeben hat Dalton Campbell Bescheid gegeben, daß er dich zu sehen wünscht. Könnte mir denken, damit meinte er jetzt sofort, Snip. Also beeil dich und sieh nach, was er will.«
Snip verbeugte sich. »Ja, Sir, sofort.«
Noch bevor sie dazu kam, ihn groß zu beachten, hatte Snip bereits einen großen Bogen um Gillie geschlagen, um gar nicht erst in ihre Reichweite zu gelangen, und sich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Das war ein Auftrag, auf den er sich nur zu gerne stürzte, außerdem hatte er keine Lust, mit der sauertöpfischen Soßenköchin aneinanderzugeraten.
Als er die Treppe, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinaufsprang, war sein wummernder Schädel kaum mehr als eine geringfügige Beschwernis. Im dritten Stock angelangt, fühlte er sich mit einem Schlag ziemlich gut. Er passierte jene Stelle, wo Beata ihn geohrfeigt hatte, lief dann noch ein kleines Stück weiter rechts in den Flur hinein, bis dorthin, wo er eine Woche zuvor noch spätabends einen Teller mit
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