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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gewahrte. In die Schreibtischplatte waren drei Lederquadrate eingelassen, zwei kleinere rechts und ein größeres links in der Mitte, deren Ränder jeweils mit einem verschlungenen Goldmuster bemalt waren.
    »Da wärst du also, Snip. Gut. Mach die Tür zu und komm bitte herein.«
    Snip tat, wie ihm geheißen, durchquerte den weitläufigen Raum und blieb vor dem Schreibtisch stehen. »Ja, Sir? Ihr habt einen Wunsch?«
    Campbell lehnte sich in seinen braunen Ledersessel zurück. Sein fürstlicher Säbel und sein Schwert lehnten in ihrer eigens in der Form einer Schriftrolle angefertigten Halterung aus getriebenem Silber an einer mit Troddeln versehenen Bank, doch da Snip nicht lesen konnte, wußte er nicht, ob es sich um richtige Worte handelte.
    Der Adjutant kippte seinen Sessel auf die beiden hinteren Beine und musterte, an einer gläsernen Schreibfeder nuckelnd, Snips Gesicht.
    »Du hast gute Arbeit geleistet bei Claudine Winthrop.«
    »Vielen Dank, Sir. Ich hab versucht, mir ganz genau zu merken, was Ihr mir zu sagen und zu tun aufgetragen habt.«
    »Und das hast du recht gut gemacht. Manch einer wäre zimperlich geworden und hätte meine Anweisungen mißachtet. Für Männer, die Befehle befolgen und sich genau merken, was ich von ihnen verlange, habe ich stets Verwendung.
    Genau genommen möchte ich dir eine neue Stellung in meinem Büro anbieten, als Bote.«
    Snip starrte benommen. Die Worte hatte er gehört, sie schienen ihm jedoch keinen Sinn zu ergeben. Dalton Campbell hatte Boten im Überfluß – dem Anschein nach eine ganze Armee.
    »Sir?«
    »Du hast deine Sache gut gemacht. Ich möchte, daß du einer meiner Boten wirst«
    »Ich, Sir?«
    »Die Arbeit ist leichter als Küchenarbeit, außerdem bringt die Stellung, im Gegensatz zur Arbeit in der Küche, zusätzlich zu Kost und Logis ein Gehalt ein. Mit einem Gehalt könntest du beginnen, Geld für deine Zukunft auf die Seite zu legen. Eines Tages, wenn du dir den Titel ›Sir‹ verdient hast, kannst du dir vielleicht sogar etwas kaufen. Ein Schwert vielleicht.«
    Snip stand da wie erstarrt und konzentrierte seine Gedanken aufmerksam auf Dalton Campbells Worte, die er sich ein ums andere Mal durch den Kopf gehen ließ. Er hätte sich nie träumen lassen, jemals als Bote zu arbeiten. Eine Arbeit, die mehr einbrachte als ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen, die Möglichkeit, ein bißchen guten Schnaps zu stehlen und ab und zu vielleicht einen Penny extra, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
    Selbstverständlich träumte er davon, ein Schwert zu besitzen, zu lesen und andere Dinge zu tun, aber das waren doch alberne Träume, und das wußte er auch. Tagträume. Nie hätte er sich getraut, Dinge zu träumen, die so nahe an der Wirklichkeit lagen wie die Tatsache, tatsächlich ein Bote zu werden.
    »Nun, wie lautet deine Antwort, Snip? Möchtest du als Bote für mich arbeiten? Natürlich kannst du unmöglich weiter diese … Kleider tragen. Du müßtest die Livree der Boten anlegen.« Dalton Campbell beugte sich über den Schreibtisch und musterte ihn. »Stiefel gehören auch dazu. Du müßtest Stiefel tragen, wenn du als Bote arbeiten willst.
    Außerdem müßtest du in ein neues Quartier umziehen. Die Boten wohnen in einem Gemeinschaftsquartier. Betten, keine Strohlager. Die Betten haben Laken. Selbstverständlich müßtest du dein Bett machen und deine eigene Truhe in Ordnung halten, aber Kleidung und Bettzeug der Boten wird vom Personal gewaschen.
    Was meinst du, Snip? Möchtest du meinem Botenstab beitreten?«
    Snip mußte schlucken. »Was ist mit Morley, Meister Campbell? Morley hat auch getan, was Ihr verlangt habt. Könnte er mit mir gemeinsam Bote werden?«
    Das Leder knarzte, als Dalton Campbell seinen Sessel abermals auf seine beiden hinteren Beine kippte. Er nuckelte eine Weile an seiner mit einer blauen Spirale versehenen Schreibfeder aus durchsichtigem Glas und blickte Snip prüfend in die Augen. Schließlich nahm er die Feder aus dem Mund.
    »Im Augenblick benötige ich nur einen Boten. Es wird Zeit, daß du anfängst, an dich selbst zu denken, Snip. An deine Zukunft. Willst du den Rest deines Lebens Küchenbursche sein? Die Zeit ist gekommen, daß du tust, was für dich richtig ist, Snip, wenn du es im Leben je zu etwas bringen willst. Dies ist deine Chance, aufzusteigen und diese Küche hinter dir zu lassen. Vielleicht ist es die einzige Chance, die du je erhältst. Ich biete dir die Stellung, nicht Morley. Nimm sie an oder laß es bleiben.

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