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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Wenn du willst, bringe ich sie ihr.«
    »Na schön«, meinte Richard, »von mir aus. Ich nehme an…«
    »Siehst du? Gerade hast du selbst den Beweis geliefert. Und die Decke wirst du ihr bringen.«
    »Du Chaillu wird also ein kleiner Sieg zugestanden, aber mir nicht?«
    »Du bist und bleibst ein großer Junge. Du Chaillus Preis ist eine Decke zum Draufsitzen, während sie dir erklärt, weshalb sie hier ist. Der Preis ist sehr gering. Du solltest keinen bereits gewonnenen Krieg weiterführen, nur um den Gegner vollends zu erniedrigen.«
    »Aber sie…«
    »Ich weiß. Was Du Chaillu zu dir gesagt hat, war nicht richtig. Du weißt das, ich weiß es, und sie weiß es auch. Aber ihre Gefühle waren verletzt, und das nicht völlig grundlos. Wir alle machen Fehler.
    Sie hat das Ausmaß einer Gefahr nicht verstanden, die wir soeben erst erkannt haben. Um den Preis einer Decke zum Draufsitzen hat sie in den Frieden eingewilligt. Sie möchte nichts weiter, als daß du ihr eine Höflichkeit erweist. Du wirst dir nichts vergeben, wenn du ihren Empfindlichkeiten nachgibst.«
    Richard warf einen Blick über die Schulter, als sie bei ihren Sachen angelangt waren. Du Chaillu sprach zu den Meistern der Klinge.
    »Hast du ihr gedroht?« erkundigte sich Richard im Flüsterton, während er eine Decke aus ihrem Bündel zog.
    »Aber ja«, flüsterte Kahlan zurück. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Geh behutsam mit ihr um. Möglicherweise klingen ihr noch ein wenig die Ohren nach unserer kleinen Unterredung.«
    Richard stapfte hinüber und trat übertrieben deutlich das Gras nieder, um die Decke vor Du Chaillu auf der Erde auszubreiten. Mit der flachen Hand strich er die größten Falten glatt, in die Mitte stellte er einen Wasserschlauch. Als er fertig war, forderte er sie mit einer einladenden Handbewegung auf, Platz zu nehmen.
    »Bitte, Du Chaillu« – er brachte es nicht über sich, sie als seine Frau anzusprechen, glaubte aber nicht, daß es wichtig war – »setz dich hin und rede mit mir. Was du zu sagen hast, ist wichtig, außerdem drängt die Zeit.«
    Sie inspizierte das ganz in eine Richtung niedergetretene Gras und unterzog die Decke einer eingehenden Untersuchung. Zufrieden mit den Vorbereitungen, ließ sie sich auf der einen Seite im Schneidersitz nieder. Mit ihrem geraden Rücken, dem vorgeschobenen Kinn und den im Schoß gefalteten Händen wirkte sie in gewissem Sinne edel; vermutlich war sie es.
    Während sie den Wasserschlauch dankbar entgegennahm, mußte er an ihre erste Begegnung denken. Sie hatte einen Halsring getragen und war an eine Mauer gekettet gewesen. Sie war nackt und verdreckt gewesen und hatte einen Geruch an sich gehabt, als wäre sie bereits seit Monaten dort gefangen – was sogar stimmte. Und doch hatte ihr Benehmen auf ihn ebenso edel gewirkt wie in diesem Augenblick, da sie sauber und in das Gebetskleid der Seelenfrau gehüllt vor ihm saß.
    Er erinnerte sich auch noch, wie sie bei seinem Versuch, sie zu befreien, Angst bekommen hatte, er würde sie töten, und ihn deshalb gebissen hatte. Die Erinnerung genügte, um ihre Bißspuren erneut zu spüren.
    Dann kam ihm der besorgniserregende Gedanke, diese Frau könnte die Gabe besitzen. Er vermochte das Ausmaß ihrer Kräfte nicht genau einzuschätzen, sah es ihr jedoch an den Augen an. Dank seines Talents konnte er den zeitlosen Blick in den Augen anderer erkennen, sofern sie zumindest ein wenig mit der Gabe der Magie gesegnet waren.
    Schwester Verna hatte Richard erzählt, sie habe bei Du Chaillu gewisse Kleinigkeiten ausprobiert, um sie zu testen. Verna meinte, die von ihr auf Du Chaillu gerichteten Banne seien wie in einen Brunnen geworfene Kieselsteine verschwunden und obendrein nicht unbemerkt geblieben. Du Chaillu, hatte Verna behauptet, habe genau gewußt, was man mit ihr anzustellen versuchte, und habe es irgendwie zunichte machen können.
    Bereits vor langer Zeit war Richard aufgrund von anderen Beobachtungen zu der Überzeugung gelangt, Du Chaillus Gabe beinhalte eine primitive Form der Prophezeiung. Da sie monatelang in Ketten gelegen hatte, nahm er nicht an, daß sie ihre Umwelt mit ihrer magischen Fähigkeit unmittelbar beeinflussen konnte. Wer andere mit seiner Magie deutlich erkennbar beeinflussen konnte, hatte es nicht nötig zu beißen, überlegte er, und würde auch nicht zulassen, daß man ihn gefangenhält, um später geopfert zu werden. Aber sie konnte verhindern, daß andere ihre Magie gegen sie einsetzten – keine

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