Die Seele des Feuers - 10
Gemahlin, ist die Mutter Konfessor und die Führerin aller Völker der Neuen Welt. Sie verdient den gleichen Respekt wie eure Seelenfrau, Du Chaillu. Ihr habt mein Wort als Caharin, daß die Mutter Konfessor Du Chaillu kein Leid zufügen wird. Lüge ich euch an, mögt ihr mein Leben als verwirkt betrachten.«
Die Männer bekundeten ihr Einverständnis mit einem Nicken. Richard vermochte nicht zu sagen, ob in ihren Augen er oder Du Chaillu ranghöher war, aber wenn schon sonst nichts, so half doch sein ruhiger und beschwichtigender Ton, ihre Einwände zu entkräften. Zudem wußte er, daß diese Männer ihn zumindest respektierten, und das nicht nur, weil er dreißig von ihnen getötet, sondern weil er etwas weitaus Schwierigeres vollbracht hatte: Er hatte ihnen ihre angestammte Heimat wiedergegeben.
Schulter an Schulter mit Cara verfolgte Richard, wie Kahlan Du Chaillu in das hohe Gras hinausführte. Noch immer glitzerten Tropfen nächtlichen Regens darauf, der hier und dort eine Pfütze hinterlassen hatte.
»Lord Rahl«, fragte Cara im Flüsterton, »haltet Ihr das für klug?«
»Ich vertraue auf Kahlans Urteil. Wir haben jede Menge Schwierigkeiten am Hals, wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Cara rollte den Strafer zwischen ihren Fingern und dachte eine Weile schweigend darüber nach. »Angenommen, die Magie schwindet tatsächlich, Lord Rahl, hat Eure dann bereits nachgelassen?«
»Das wollen wir nicht hoffen.«
Cara wich nicht von seiner Seite, als er sich den Meistern der Klinge näherte. Zwar erkannte er mehrere wieder, mit Namen kannte er jedoch nur einen.
»Jiaan, Du Chaillu sagte, einige aus eurem Volk seien auf dem Weg hierher ums Leben gekommen.«
Jiaan schob sein Schwert in die Scheide. »Drei.«
»Im Kampf?«
Der Mann wirkte verlegen, als er sich das schwarze Haar aus der Stirn strich. »Einer von ihnen. Die anderen beiden … kamen durch Unfälle ums Leben.«
»War an diesen Unfällen Feuer oder Wasser beteiligt?«
Jiaan seufzte niedergeschlagen. »Wasser nicht, einer jedoch fiel ins Feuer, als er Wache stand. Damals dachten wir, er müsse gestürzt sein und sich den Kopf gestoßen haben. Nach dem, was du sagst, stimmt das aber vielleicht nicht. Vielleicht haben die Chimären ihn getötet?«
Richard nickte. Niedergeschlagen sprach er leise den Namen einer der Grußformeln des Todes – Sentrosi, der Chimäre des Feuers. »Und der dritte?«
Jiaan verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. »Als er zufällig auf einen Bergpfad stieß, glaubte er plötzlich, er könne fliegen.«
»Fliegen?«
Jiaan nickte. »Dabei konnte er nicht besser fliegen als ein Stein.«
»Vielleicht hat er den Halt verloren und ist abgestürzt?«
»Ich sah sein Gesicht, unmittelbar bevor er zu fliegen versuchte. Er lächelte wie damals, als sein Blick zum erstenmal auf unsere Heimat fiel.«
Wiederum sagte Richard leise den Namen einer Chimäre auf, der dritten. Die drei Chimären, Reechani, Sentrosi und Vasi – Wasser, Feuer und Luft – hatten weitere Menschenleben gefordert.
»Die Chimären haben auch Schlammenschen getötet. Ich hatte gehofft, sie befänden sich nur hier, bei Kahlan und mir, aber offenbar gibt es diese Chimären auch andernorts.«
Hinter den Schultern der sechs Meister der Klinge sah Richard, daß die Schlammenschen eine Grasfläche niedergetreten hatten und damit beschäftigt waren, ein Feuer anzuzünden, um mit ihren neugewonnenen Freunden ein Mahl zu teilen.
»Chandalen!« Der Mann sah auf. »Macht kein Feuer.«
Richard lief zu der Stelle, wo Chandalen und seine Jäger warteten.
»Warum willst du, daß wir kein Feuer machen?« wollte Chandalen wissen. »Wenn wir hier eine Weile Rast machen sollen, dann möchten wir auch Fleisch braten und unser Essen teilen.«
Richard kratzte sich an der Stirn. »Die böse Seele, die Juni getötet hat, kann mit Hilfe von Wasser und Feuer Menschen aufspüren. Tut mir leid, aber du mußt fürs erste verhindern, daß deine Leute Feuer benutzen. Wenn ihr Feuer benutzt, könnte es geschehen, daß weitere böse Seelen eure Leute töten.«
»Weißt du das genau?«
Richard legte Jiaan eine Hand auf die Schulter. »Diese Männer sind ebenso stark wie die Schlammenschen. Einer von ihnen wurde auf dem Weg hierher von einer aus einem Feuer stammenden bösen Seele getötet.«
Chandalen nahm Jiaans bestätigendes Kopfnicken zur Kenntnis.
»Wir wußten noch gar nicht, was geschah, als er bereits bei lebendigem Leib in dem Feuer verbrannte«, meinte Jiaan. »Er
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