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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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bringen.«
    Richard kannte den Kodex aus Verantwortung, Zwängen und Pflichten nur zu gut, nach dem dieser Mann lebte. Er und Chandalen stammten zwar aus völlig unterschiedlichen Völkern, trotzdem war Richard weitgehend nach den gleichen Maßstäben aufgewachsen. Vielleicht, so überlegte er, unterschieden sie sich in Wirklichkeit gar nicht so sehr. Sie trugen vielleicht andere Kleider, aber sie empfanden durchaus ähnlich, hegten dieselben Sehnsüchte und dieselben Wünsche. Und sie teilten viele derselben Ängste.
    Nicht nur sein Stiefvater, auch Zedd hatte Richard eine Menge eben jener Dinge beigebracht, die er von Chandalens Volk gelernt hatte. Fügte man jemandem Leid zu, aus welchem Grund auch immer, mußte man dies nach bestem Vermögen wiedergutmachen.
    Während es verständlich war, Angst zu haben, und auch niemand etwas anderes von einem erwartete, galt es als das schlimmste Vergehen, vor selbst verursachten Scherereien davonzulaufen. Auch wenn der Zufall seine Hand im Spiel gehabt hatte, man versuchte gar nicht erst, dergleichen abzustreiten. Man lief einfach nicht davon. Man tat, was man tun mußte, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
    Wäre Richard nicht gewesen, wären die Chimären nicht befreit worden. Kahlans Bestrebungen, ihm das Leben zu retten, hatten andere bereits das ihre gekostet. Auch sie würde keinen Augenblick zögern, sich ihrer Pflicht zu stellen und alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Chimären Einhalt zu gebieten. Das stand völlig außer Frage.
    »Du hast mein feierliches Versprechen, Ältester Chandalen. Ich werde nicht eher ruhen, bis die Schlammenschen und alle anderen vor den Chimären sicher sind. Ich werde nicht eher ruhen, bis die Chimären wieder dorthin zurückgekehrt sind, wo sie hingehören, in die Unterwelt. Oder ich werde bei dem Versuch sterben.«
    Ein dünnes, herzliches, stolzerfülltes Lächeln huschte über Chandalens Gesicht.
    »Ich wußte, daß ich dich nicht an dein Versprechen zu erinnern brauchte, unser Volk zu beschützen, trotzdem tut es gut, aus deinem Munde zu hören, daß du dein Gelübde nicht vergessen hast.«
    Chandalen überraschte Richard mit einem deftigen Schlag ins Gesicht.
    »Kraft dem Richard mit dem Zorn. Möge seine Wut unsere Feinde heiß und schnell wie ein Lauffeuer verbrennen.«
    Richard rieb sich das schmerzende Kinn und hatte Chandalen bereits den Rücken zugewandt, als er Kahlan mit Du Chaillu zurückkommen sah.
    »Für einen Waldführer«, meinte Cara, »bringt Ihr Euch in eine Menge Schwierigkeiten. Was meint Ihr, werdet Ihr noch eine Ehefrau übrig haben, jetzt, nachdem die beiden miteinander fertig sind?«
    Er wußte, Cara wollte ihn bloß auf ihre etwas seltsame Art aufziehen, um ihn ein wenig aufzumuntern. »Eine, hoffentlich.«
    »Nun, wenn nicht«, setzte Cara feixend hinzu, »haben wir noch immer uns.«
    Richard ging den beiden Frauen entgegen. »Die Stellung der Ehefrau ist vergeben, vielen Dank.«
    Kahlan und Du Chaillu stapften Seite an Seite durchs Gras. Ihre Gesichter verrieten keinerlei Regung. Wenigstens konnte er kein Blut erkennen.
    »Deine andere Gemahlin hat mich überredet, mit dir zu sprechen«, sagte Du Chaillu, als Richard bei den beiden angelangt war.
    »Du kannst von Glück reden, daß du uns beide hast«, setzte sie hinzu.
    Richard war klug genug, den Mund zu halten und sich seine flapsige Bemerkung zu verkneifen, die ihm bereits auf der Zunge lag.

31. Kapitel
    Du Chaillu entfernte sich zu ihren Meistern der Klinge. Augenscheinlich erklärte sie den Männern, sie sollten sich niederlassen und ausruhen, während sie mit dem Caharin sprach. Während sie sich darum kümmerte, stieß Kahlan Richard in die Rippen und drängte ihn hinüber zu ihren Sachen.
    »Hol Du Chaillu eine Decke, auf die sie sich setzen kann«, raunte Kahlan.
    »Wozu braucht sie eine von unseren? Sie haben ihre eigenen Decken dabei. Außerdem muß sie sich nicht auf eine Decke setzen, um mir zu erklären, weshalb sie hier ist.«
    Kahlan stieß ihn abermals in die Rippen. »Hol sie einfach«, meinte sie leise, damit die anderen nichts mitbekamen. »Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, die Frau ist schwanger, es täte ihr gut, sich zur Abwechslung hinsetzen zu können.«
    »Aber das heißt doch nicht…«
    »Richard«, fauchte Kahlan ihn an und brachte ihn damit zum Schweigen. »Wenn man unbedingt möchte, daß jemand tut, was man von ihm verlangt, läßt man ihm einen kleinen Sieg, damit er dabei sein Gesicht wahren kann.

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