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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sie von den Füßen, ein anderer packte sie bei den Haaren.
    Zusammen trabten die fünf inmitten einer dichten Traube der übrigen Männer etwa eine halbe Meile weit die Straße entlang, immer weiter aus der Stadt hinaus. Claudine Winthrop schrie, von Entsetzen gepackt, in den Knebel. Den ganzen Weg über drehte und krümmte sie sich.
    Nach allem, was sie angestellt hatte, hatte sie allen Grund, so in Panik zu geraten, dachten sich die jungen Burschen.
    Als sie außer Sichtweite der Stadt und noch ein Stück weiter waren, verließen sie nach rechts die Straße und durchquerten ein Weizenfeld. Sie wollten nicht auf der Straße sein, falls jemand des Weges kam; sie wollten nicht von einer Kutsche überrascht werden; sie wollten sie nicht fallen lassen und die Flucht ergreifen müssen. Dalton Campbell würde es gar nicht gerne hören, wenn sie die Sache vermasselten.
    Als sie sehr viel später dann doch das Geräusch einer nahenden Kutsche hörten, erstarrten sie. Mit dem gleichen wilden Blick in den Augen standen sie alle da und lauschten.
    Die Kutsche hielt.
    Bevor sie Gelegenheit hatten zu ergründen, warum, und bevor jemand über die Bodenerhebung kam, wo sie ihr grausiges Werk verrichtet hatten, ergriffen sie alle miteinander die Flucht und rannten los, um sich in einen entlegenen Teich zu stürzen und sich das Blut abzuwaschen.

39. Kapitel
    Dalton sah kurz von dem Bericht auf, als er das Klopfen hörte. »Ja?«
    Die Tür ging auf, und Rowley steckte seinen roten Haarschopf herein. »Meister Campbell, hier draußen ist jemand, der Euch sprechen möchte.
    Sagt, sein Name sei Inger. Behauptet, er sei Metzger.«
    Dalton hatte zu tun und war nicht in der Stimmung, sich mit Küchenproblemen abzugeben. Es gab auch so bereits genug Probleme, mit denen er sich zu beschäftigen hatte. Es gab sogar jede Menge Probleme, die ganze Skala, von Kleinigkeiten angefangen bis hin zu ernsten Dingen, die seine Aufmerksamkeit verlangten.
    Der Mord an Claudine Winthrop hatte großes Aufsehen erregt. Sie war weithin bekannt und beliebt, eine wichtige Persönlichkeit. Die Stadt war in Aufruhr. Aber für jemanden, der mit diesen Dingen umzugehen wusste, erwuchsen aus der Verwirrung Möglichkeiten. Dalton war in seinem Element.
    Er hatte alles darangesetzt, dass Stein seine Ansprache vor den Direktoren des Büros für kulturelle Zusammenarbeit zum Zeitpunkt des Mordes gehalten hatte, sodass niemand Verdacht gegen ihn erheben konnte. Ein Mann mit einem Umhang aus menschlichen Kopfhäuten – auch wenn diese im Krieg erbeutet worden waren – neigte dazu, Verdacht zu erregen.
    Einem Bericht der Stadtwache zufolge war Claudine Winthrop gesehen worden, als sie Fairfield verließ, um zu Fuß zu dem Anwesen zurückzugehen – was selbst des Nachts nichts Ungewöhnliches war. Es war eine viel benutzte Straße, die man bis dahin für vollkommen sicher gehalten hatte. Die Wache berichtete darüber hinaus, junge hakenische Burschen hätten sich in jener Nacht vor dem Mord zusammengerottet, um sich zu betrinken. Natürlich argwöhnten die Menschen, sie sei von Hakeniern angegriffen worden, und erklärten den Zwischenfall lauthals zum neuerlichen Beweis für den Hass der Hakenier gegenüber den Anderiern.
    Wer nachts zu Fuß ging, wurde fortan von Wachen begleitet. Vielfach wurden Stimmen laut, die verlangten, der Minister solle etwas unternehmen. Edwin Winthrop, überwältigt vom Schock angesichts der Ermordung seiner Gattin, war ans Bett gefesselt. Von seinem Bett aus verlangte auch er nach Gerechtigkeit.
    In der Folge waren mehrere junge Männer erst verhaftet, später aber wieder freigelassen worden, nachdem bewiesen worden war, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes auf einer Farm gearbeitet hatten. Am darauf folgenden Abend machten sich Männer aus einem Gasthaus, vom Rum ermutigt, auf die Suche nach den ›hakenischen Mördern‹. Sie griffen mehrere hakenische Burschen auf, von deren Schuld sie felsenfest überzeugt waren, und erschlugen sie unter den Augen johlender Passanten.
    Dalton hatte mehrere Ansprachen für den Minister verfasst und in seinem Namen eine Reihe von Krisenmaßnahmen angeordnet. Der Mord lieferte dem Minister einen Vorwand, in seinen feurigen Reden anzudeuten, wer sich seiner Ernennung zum Herrscher widersetze, sei für die zunehmende Missachtung der Gesetze und damit für die Gewalt verantwortlich. Er forderte schärfere Gesetze zur Bekämpfung von ›Hetztiraden‹. Wenn schon nicht die neuen Gesetze, so bereiteten doch

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