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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Schritts die Straße entlangging. Der Takt der Musik wummerte in Snips Schädel. Er trommelte mit den Fingern auf sein gebeugtes Knie, während die Schalmei eine Snip bekannte, muntere Melodie mit Namen ›Einmal um den Brunnen und zurück‹ anstimmte. Es ging um einen Mann, der seiner Geliebten nachstellte, die ihn jedoch hartnäckig ignorierte. Schließlich hatte der Mann genug und lief ihr in dem Lied so lange hinterher, bis er sie eingeholt hatte. Anschließend hielt er sie am Boden fest und bat sie, ihn zu heiraten. Sie willigte ein. Daraufhin verließ den Mann der Mut, und nun war sie es, die ihn einmal um den Brunnen und zurück jagte.
    Claudine schlenderte die Straße entlang und schien sich mit ihrem Entschluss, zu Fuß zu gehen, zunehmend unwohl zu fühlen. Sie blickte in die Weizenfelder zu ihrer Rechten und die Zuckerrohrfelder links von ihr. Als die Lichter der Stadt hinter ihr nicht mehr zu sehen waren, beschleunigte sie ihre Schritte. Nur das Mondlicht begleitete sie noch auf dem Band der Straße zwischen den schweigenden Feldern zu beiden Seiten.
    Snip, auf den Fußballen hockend, spürte ein leichtes Wippen, so heftig pochte sein Herz. Er wünschte, er wäre nicht hier und müsste nicht tun, was er gleich tun würde. Er war sich bewusst, dass danach nichts mehr so sein würde wie zuvor.
    Auch fragte er sich, ob er tatsächlich imstande sein würde, das zu tun, was man ihm aufgetragen hatte. Er fragte sich, ob er den Mut dazu aufbringen würde, schließlich waren genug andere Männer da. Eigentlich brauchte er überhaupt nichts zu tun. Die anderen konnten die Arbeit machen.
    Aber Dalton Campbell wollte, dass er es tat. Er sollte lernen, wie man vorgehen musste, wenn jemand sich nicht an seine festen Zusagen hielt. Er wollte ihn in seiner Botentruppe.
    Snip musste es tun, wenn er dieser Truppe angehören wollte. Um wirklich dazuzugehören. Die anderen würden keine Angst haben wie er. Er durfte sich seine Angst nicht anmerken lassen.
    Wie erstarrt verfolgte er aus aufgerissenen Augen, wie sie immer näher kam und ihre Schuhe auf der Straße knirschten. Er spürte, wie angesichts des Planes eine entsetzliche Angst in seinem Innern hochstieg. Er wünschte, sie würde kehrtmachen und davonlaufen. Noch war sie weit genug entfernt. Alles hatte so einfach ausgesehen, als er Dalton Campbells Anweisungen mit einem Nicken quittiert hatte.
    Hier im Dunkeln, draußen auf einem Feld, während er beobachtete, wie sie ganz allein immer näher kam, war dies etwas vollkommen anderes.
    Er biss entschlossen die Kiefer aufeinander. Er konnte die anderen unmöglich im Stich lassen. Sie würden stolz auf ihn sein, wenn er ebenso tapfer war wie sie. Er würde ihnen beweisen, dass er fähig war, einer von ihnen zu sein.
    Dies war sein neues Leben. Er wollte nicht wieder in die Küche zurück. Zurück zu Gillie, die ihm das Ohr verdrehte und ihn wegen seines verachtenswerten hakenischen Wesens schalt. Zurück dazu, ›Schnapp‹ gerufen zu werden, wie damals, bevor Dalton Campbell ihm eine Chance gegeben hatte, sich zu beweisen.
    Beinahe hätte Snip erschrocken aufgeschrien, als Morley aufsprang und auf die Frau losstürzte.
    Bevor er Gelegenheit zum Nachdenken hatte, stürmte Snip seinem Kumpel hinterher.
    Claudine stockte der Atem. Sie versuchte zu protestieren, doch Morley presste ihr seine fleischige Hand auf den Mund, als er und Snip sich auf sie warfen. Snip schrammte mit dem Ellenbogen schmerzhaft über den Erdboden, als sie alle miteinander auf die Straße stürzten. Beim Aufprall, als Morley mit seinem vollen Gewicht auf ihr landete, entfuhr ihr ein tiefes Ächzen.
    Sie schlug mit den Armen um sich, trat mit den Beinen aus. Sie versuchte zu schreien, brachte jedoch kaum einen Laut heraus. Selbst wenn, hätte vermutlich niemand etwas gehört, so weit draußen vor der Stadt waren sie.
    Sie schien nur aus Ellenbogen und Knien zu bestehen. Sie wand sich, kämpfte um ihr Leben. Schließlich gelang es Snip, einen ihrer Arme zu packen und ihn ihr auf den Rücken zu drehen; Morley bekam ihren anderen Arm in seine Gewalt und riss sie auf die Beine. Mit einer Kordel fesselte er ihr die Handgelenke hinter dem Rücken, während Morley ihr einen Lumpen in den Mund stopfte.
    Morley und Snip fassten sie jeweils unter einem Arm und gingen daran, sie die Straße hinunterzuschleifen. Sie stemmte ihre Fersen in den Boden, wand sich, zerrte. Die übrigen Männer drängten sich um sie. Zwei von ihnen umklammerten je ein Bein und hoben

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