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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Schön, nicht wahr?«, fragte Isa.
    » Schön?«
    » Die Felsformationen«, sagte sie und deutete mit dem Kopf zur Seite. Dort fiel der Boden in einer Reihe von Rinnen ab und stieg dann in Graten wieder an, die in Rot, Gelb, Braun und Orange leuchteten. » Diesen Teil der Insel habe ich schon immer besonders geliebt.«
    » Der Insel?«, fragte Siris. » Wir leben auf einer Insel?«
    » Auf einer großen«, sagte Isa. Sie klang amüsiert. » Aber Lantimor ist keinesfalls ein Kontinent. In etwa einem Monat kannst du vom einen Ende zum anderen reiten.«
    » Lantimor«, sagte er und schob das Wort in seinem Mund herum. Dieser Name für das Land, in dem er lebte, war ihm fremd. Solche Namen benutzen nur die Ewiglichen. Jeder, den er kannte, nannte es nur das Land oder das Gebiet.
    » Wie naiv«, sagte Isa leise. Vermutlich war ihr nicht klar, dass er sie verstanden hatte.
    Er hielt den Blick geradeaus gerichtet und bemühte sich, keinen Anstoß an ihren Worten zu nehmen. Es war ihm gleichgültig, ob er naiv war. Wirklich.
    Ich werde ihr zeigen, wer hier naiv ist. Ich werde ihr zeigen, wie es ist, Wahrheiten zu kennen. Schmerz, der so intensiv ist wie das Zerfallen der Welt; Scham, die so groß ist, als würde man von ihr verschlungen; Schuldgefühle gleich einem Himmel aus Blei …
    Er beruhigte sich wieder; seine Hand zitterte auf dem Knauf der Klinge der Unendlichkeit. Die Schweißperlen auf seinen Wangen wurden größer.
    » Hast du ihn wirklich besiegt?«, fragte Isa. » In einem Duell?«
    » Den Gottkönig? Ja. Aber es hat nichts genützt. Er ist nicht tot.«
    Isa schürzte die Lippen.
    » Was ist los?«, fragte Siris.
    » Raidriar – ihr nennt ihn den Gottkönig – gilt als einer der besten Duellanten unter den Ewiglichen.«
    » Es war teilweise Glück«, sagte Siris. » Das ist bei jedem Duell so. Ein Ausweichen im letzten Augenblick, ein Angriff im richtigen Moment. Er war gut – besser als jeder, dem ich bisher gegenübergestanden habe.«
    Sie schüttelte den Kopf. » Du verstehst es nicht. Raidriar ist Tausende von Jahren alt, Bärtchen. Tausende und Abertausende . Glaubst du etwa, er hat noch nie gegen fähige Gegner gekämpft? Doch, das hat er. Gegen Hunderte. Viele von ihnen waren Ewigliche, die genauso lange gelebt und trainiert hatten wie er selbst. Und du behauptest, dass du ihn besiegt hast.«
    » Was? Glaubst du etwa, ich habe dieses Schwert in einem Dunghaufen gefunden?«
    » Nein. Aber ein Schuss mit einer Armbrust in den Rücken könnte ausreichen. Es würde ihn nicht umbringen, doch es könnte ihn für eine Weile bewusstlos machen, sodass du ihm die Klinge hättest entwenden können. Zur Hölle, wenn du einen Ewiglichen mit genügend großer Zerstörungskraft erwischst, braucht er einen neuen Körper. Du schneidest ihm im Schlaf den Kopf ab, nimmst sein Schwert, entkommst, bevor er sich regenerieren kann …«
    » Ich kämpfe in der Art der Aegis«, fuhr Siris sie an und packte den Schwertgriff fester. » Ich folge dem uralten Ideal. Wenn mir ein Mann ehrenhaft gegenübertritt, verhalte ich mich ebenfalls wie ein Ehrenmann.«
    » Das hättest du auf den Dunghaufen werfen sollen«, murmelte Isa. » Denn da gehört es hin.«
    Siris erwiderte nichts darauf. Man konnte den Kodex der Aegis nicht jemandem erklären, der es einfach nicht verstand und der es nicht verstehen wollte . Als er mit dem Gottkönig gekämpft hatte, hatten sie etwas miteinander geteilt. Sie waren bestrebt gewesen, den anderen zu töten, und sie hatten einander gehasst. Aber sie hatten auch Respekt voreinander empfunden. Sie hatten sich wie Krieger verhalten, die dem alten Ideal folgten.
    Natürlich … wenn er recht darüber nachdachte, musste der Gottkönig gewusst haben, dass er nicht um sein Leben kämpfte. Die Unsterblichkeit hatte es ihm erleichtert, dem Kodex der Aegis zu folgen.
    Bevor er mit den Wächtern in der Burg gesprochen hatte, war ihm nicht einmal bekannt gewesen, dass die Ewiglichen ihr Leben wiederherstellen konnten. Er hatte gewusst, dass der Gottkönig schon sehr lange lebte, aber er hatte geglaubt, ein Schwert in den Eingeweiden würde jedem Menschen den Garaus machen, egal wie alt er war.
    Naiv . Ja, sie hatte vermutlich recht.
    » Es scheint dich nicht zu überraschen, dass er nicht wirklich tot ist«, sagte Siris. » Offenbar weißt du eine Menge über die Ewiglichen.«
    » Ich bin einmal auf eine ihrer Wiedergeburtskammern gestoßen«, sagte sie geistesabwesend. » Es war eine … äußerst erhellende

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